I, Erzählende Schriften 30, Casanovas Heimfahrt, Seite 21

30. Casanovas Heimfahrt
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Sasandvas helnrafrt
B-
S
gleichsam als Schlußsatz das weltschmerzliche und doch frohe
„Der junge Dichter“ von offenbart, war doch der Traum in Großmuttecs Stube, als die
n abenteuerhafte Ferne, in
Kastanienalleen vor dem Fenster voll weißroter Kandelaber
Bekenntnis, dem man wohl beistimmen mag: Selig sind, die
d, wenn auch auf Pfaden,
prunkten. Da ist die schöne Unbekannte, die ihm auf dem
geschmäht werden, um ihres Herzens willen.
Jakominiplatz begegnet, stolz und unnahbar. Er weiß nicht
sind, die, der Dichter
Man kann all die neuen Erzählungen, die nach dem
kiert hat. Seine eigene
einmal ihren Namen, und so erfindet er sich einen, der ihr
Kriege nun wie aus Verstecken auftauchen, wohl auch nach
er reisen, in diese Heimat,
gemäß sei, Elianor v. Poiton, er widmet ihr seine Gedichté,
der einen bemerkenswerten Uebereinstimmung zusammen¬
zwischen Deutschland und
er schleicht sich als Dienstmann verkleidet in ihr Haus,
fassen, daß sie uns insgesamt die Schicksale einsamer
gt und wo noch die wilden
zähneklappernd und fröstelnd und wird schnell die Treppe
Menschen erzählen. Welch eigenartiger Einsiedler zum Bei¬
ck ruft und wo die Berge
hinabgewiesen. Da ist die Cousine Beatrix, in die er sich
spiel ist „Der Geheimniskrämer“, von dem uns Raouli
ne haben, lang hin, an der
über beide Ohren verliebt, obzwar es nichts Hoffnungs¬
Auernheimer erzählt. Auch sein Schicksal führt uns nach
das steirische Land“. Der
loseres gibt, als diese Weingartenliebe, zur Zeit, da die
Italien, und zwar nach Fondt einer kleinen Stadt im
engen Stüblein bei seiner
Trauben des steirischen Unterlandes reifen. Da ist die schöne
Venetianischen zur Zeit, da es noch österreichisch war. I#
ngsvollen Träume spinnt,
Frau Obristin, die ihren Spaß an dem jungen Dichter
diesem abgeschiedenen Städtchen gibt es merkwürdige
iesanften, kindhaften Züge
haben will, der in seiner Samtjoppe und seinen wehenden
Menschen genug, den Barbier Pippapoglio zum Beispiel, der
wie nur ein Bruder dem
Hosen so seltsam traumverloren durch die Straßen wandelt,
eigentlich nur in seinem Nebenamte Barbier ist, hauptsächlich
erzählt uns seine eigene
und die ihm anonyme Briefe saweibt, um ihn zu narren;
aber Heiratsvermittler — „während er den jungen Männern
freundlich ineinander ver¬
aber dem guten Heinrich Huckwald wird es nur zu einem
den Bart schahte, den Frauen und Mädchen die Haare briet,
en wir aus den Fenstern
neuen, zauberhaften Erlebnis. Da die Sängerin, der Heinrich
unterließ er selten, den beiden Geschlechtern, die er solcher
ins Grüne hinaus: „Von
Huckwald wieder allabendlich einen anonymen Brief schreibt,
Art unter der Hand hatte, wechselweise aufeinander Appetik
Welt aus, als bestände sie
voll Sehnsucht und Ueberschwang, dazwischen Verse, gute und
mittelmäßige, lauter lebensbejahende Verse eines ganz zu machen“ — oder den Makkaronifabrikanten Riccoboni,
ldenen Blättern, Blumen¬
der gelegentlich auch den Weinbauern um Fondo herum gegen
üigungen.“
jungen Menschen, für den das Leben dichtet. Vielleicht ist
entsprechende Zinsen und hypothekarische Sicherstellung
also zwischen Träumen
dieses Buch von junger Liebe, das Rudolf Hans Bartsch
einiges Geld vorstreckt. Der Merkwürdigste aber ist bestimmt
uns da beschert hat, ein wenig zu breit geraten, vielleicht
is Rudolf Hans Bartsch.
der Krämer Antonio Baghetti, der, während er seine Kunden
unser Mitleid dem altern¬
hafict ihm zuviel des Persönlichen an. Die Handlung
mit Baumöl, Fliegenpapier, Wurst und Schuhwichse bedient,
nteuer ihm so schmerzliche
schreitet nicht fort, sondern wiederholt sich, und die jugenn¬
den etwa im Geschäft anwesenden Pfarrer in eine lateinische
ir hier einen Knaben auf
liche Enstase, die gleich mit dem hohen C liebender Sehnsucht
Unterhaltung zu verstricken liebt, so daß die Leute, die hinter
i. Er wird zum Verführer
einsetzt, ist kaum einer Steigerung fähig. Wohl aber ist es
dem Dichter gelungen, seine Heimat vor uns aufzubauen,
er wirksame Zauber einer
„Mercante dei segreti“ das heißt auf deutsch den Geheimnis¬
wie er sie selbst dereinst mit wachen Knabenaugen erschaute.
Fallstricke aus. Und doch
krämer nennen. Sein Freund, der zierliche Priester aber, der
Etwas Ursprüngliches ist in allen diesen Natur¬
nmervolle Erwachen nicht
schilderungen: enge Gemeinschaft herrscht zwischen dieser
in Schnallenschuhen und Seidenstrümpfen, mit galant
Wirklichkeit, in die er sich
liebevoll erfaßlen Umwelt und dem Traumleben des jungen
geraffter Soutane seinen Weg über das holprige Pflaster:
ll die schönen Frauen, die
begehreuswerter als all der
Heinrich Huckwald. Cinmal wird er ein Casanova des Nicht= von Fondo nimmt, wohin er verbannt worden ist, weil er im
üchternen, Abseitsstehenden erlebens genaunt, und ein anderesmal wieder finden wir! Verdachte stand, seinen Glarben allza philosophisch ausge¬