I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 5

Badearzt
Graesler
29. Doktor
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Nr. 79.
Berliner Tageblatt.
Dienstag, den 13. Februar 1917.
9 isr. Woh
Wernteen sepe senenechenschtehalien Aunschel en lassel, Diebesdeute zuf

die man im K
[chörzit denen, die sie hat, schwer Unterkunft findet.“
erwerben, um sie weiter zu verkaufen. Ihre Lieferanten waren be¬
dem Ersuchen
sonders ein Fürsorgezögling Walter Kandal und ein Arbeiter
Oberbürgermeister Dominicus
Walter Otto aus der Wiener Straße. Beide hatten es auf Spedi¬
tionswagen abgesehen, und zwar suchten sie sich den Wittenbergplatz
erklärte, daß der Magistrat sich dem Antrage anschließe.
Die
und die Umgebung der Kaiser=Wilhelm=Gedächtniskirche als Feld
Bereits in früheren Jahren sei der Geburtenzuwachs in Schöne¬
ihrer Tätigkeit aus. Sie suchten meist nach Kisten, in denen sie
beeg in ner geringer geworden. Im Jahre 1913 wäre noch ein
Der Präsiden
Lebensmittel vermuteten. Zu ihren Abnehmern gehörte
Ueberschuß an Lebendgeborenen von 394 vorhanden gewesen, der
Ueberschuß sank im Jahre 1914 auf 94 und seit dem Jahre 1915
außer der Frau Schulz auch der Zigarrenhändler Kulp aus der
sei es umgekehrt. Schöneberg habe keinen Ueberschuß an Geburten
Prinzenstraße. Bei ihm fanden die Kriminalbeamten ebenso wie
Mit der „
mehr, sondern an Gestorbenen. Im Jahre 1915 starben
in dem Schulzeschen Keller alle möglichen Gegenstände. Mehrere Kisten
ggestern die E
303 Personen mehr als geboren wurden und im Jahre
waren noch gar nicht geöffnet. Die beschlagnahmte Beute wurde nach
innerlich, hatte
dem Groß=Revier gebracht und dort für die unbekannten Bestohlenen
1916 überstieg die Ziffer der Sterbefalle die der Geburten um 571.
gegen den Pr
Die im Kriege Gefallenen wären in diesen Zahlen nicht einbe¬
ausgestellt. Kandal wurde zuerst ermittelt. Er wohnte unange¬
maler Schleu
griffen. Der Magistrat begrüße deshalb den Antrag des Aus¬
meldet bei seiner Frau und hatte sich dort im Bett versteckt,
bewerbs gest
schusses.
als die Kriminalbeamten erschienen. Während die Beamten ihn! Vereinigung
Stadtverordneter Küter (Soz.) trat dafür ein, daß die Kinder¬
Malers Schleu
aus dem Veresteck herausholten, erschien Otto bei seinem Freunde,
zulagen bis nach dem Kriege zurückgestellt werden mögen. Nach
so daß auch er sofort festgenommen werden konnte. Bald darauf
ruhendes gesell
höchst wahrscheinlich das Fieber zur Folge gehabt hätte. Der1 ist. Zuweilen
Doktor, der diese Bemerkungen anfangs für Scherz hielt, er¬
etwas bedenklic
Doktor Gräsler, Badearzt
kannte im weiteren Verlauf der Unterhaltung, daß die Frau
macht nichts, d
im Gegensatz zu ihrer Tochter, über die medizinische Wissen¬
oft, freilich.“
Erzählung
schaft durchaus laienhaft, ja ketzerisch dachte wie sie sich denn
„Doch woh
von
[Nachdruck verboten.]
[2. Fortsetzung.]
auch nachher an spöttischen Bemerkungen über die Heilquelle
Doktor leicht
Arthur Schnitzler.
des Badestädtchens nicht genug tun konnte. So behauptete sie,
kleines Mädche
daß zu Versandzwecken die Flaschen mit gewöhnlichem
Doch sie war noch nicht mit ihrem Bericht und Dr. Gräsler
„Oh, nein,
Brunnenwasser gefüllt würden, in das man Salz, Pfeffer und
noch nicht mit seinen Betrachtungen zu Ende, als es aus dem
Haus hier bezo
wohl auch noch bedenklichere Gewürze hineintäte, so daß
Innern des Hauses „Sabine“ rief. Der Doktor erhob sich, das
gewohnt, sonde
Dr. Gräsler, der sich stets an dem Ruf der Badeorte, in denen
jünge Mädchen wies ihm den Weg durch das geräumige, schon
Da sie sich
er gerade praktizierte, mitbeteiligt und für Erfolge und Mi߬
halbdunkel gewordene Speisezimmer in das nächste, hellere,
Doktor für an
erfolge mitverantwortlich fühlte, eine gewisse Verletztheit nicht
wo in einem der beiden Betten, eine weiße Haube auf dem
am Straßenr
völlig unterdrücken konnte. Doch widersprach er der Mutter
Kopf, in einer weißen Nachtjacke, die Kranke aufrecht saß, und
reichte dem D
nicht ernstlich sondern begnügte sich, mit der Tochter einen
dem Eintretenden mit etwas erstaunten, im übrigen aber ganz
noch ein W#rt
verständnisvoll lächelnden Blick zu wechseln, womit er seinen
frischen, beinahe lustigen Augen entgegenschaute.
einander schon
Standpunkt genügend und in würdiger Weise gewahrt zu
„Herr Dr. Gräsler,“ steilte Sabine vor und trat rasch an
„Gewiß, H
haben meinte.
das Kopfende des Bettes, die Stirn der Mutter ärtlich mit der
Als er von Sabine begleitet, ins F#eie trat, betonte er noch= Freilich vergeh
Hand berührend.
mals die vollkommene Harmlosigkeit des Falles, worin sich vorigen Jahrh
Die Frau, die nicht alt, sehr wohlgenährt und freundlich
rte:
Sabine mit ihm einverstanden erklärte; doch müßte man, wie gesprochen, gan
aussah, schüttelte mißbilligend das Haupt. „Sehr erfreut, Ihre
sie hinzufügte, gewissen Zufällen, die bei ganz jungen Leuten wohl wiedern
Bekanntschaft zu machen, Herr Doktor“, sagte sie, „aber wozu,
Der Doktor
freilich ohne Bedeutung seien, in vorgerückteren Jahren immer¬
liebes Kind —
fällig Sabinen
hin größere Aufmerksamkeit schenken; und darum hätte sie
„Es scheint ja wirklich“ bemerkte der Doktor, indem er die
heute, insbesondere wegen der Abwesenheit ihres Vaters, sich
„Meine Schwef
dargebotene Hand der Patientin ergriff und zugleich den Puls
rfl
ist vor einem
verpflichtet gefühlt, nach dem Doktor zu schicken.
fühlte, „daß ich hier ziemlich überfrüssig bin, um so mehr, als
„Der Herr Papa ist wohl auf einer Inspektionsreise?“
ihm weh ums
ja Ihr Fräulein Tochter“, er lächelte fein, „über ganz ver¬
aussprechen du
meinte Dr. Gräsler.
blüfsende medizinische Kenntnisse zu verfügen scheint. Aber da
„Wie meinen Sie das, Herr Doktor?“
Sabine sag
ich nun schon einmal da bin, nicht wahr“ — Und indes die
Auf einer Inspektionsreise durch das Revier.“
eine Weile schi
Frau sich achselzuckend in ihr Schicksal zu ergeben schien, nahm
Sabine lächelte. „Mein Vater ist nicht Förster. Das hier
er seine nähere Untersuchung vor, der Sabine mit
etwas förmlich
ist auch schon lange nicht mehr das eigentliche Forsthaus. Es
ruhigen Augen aufmerksam folgte; worauf er tatsächlich, soweit
reichte. „Guter
heißt nur so, weil bis vor sechs oder sieben Jahren der Förster
es überhaupt notwendig war, sowohl die Patientin als deren
Nacht, Fräulei
des fürstlichen Reviers hier gewohnt hat. Aber so wie man
Sabine stand
Tochter vollkommen beruhigen konnte. Schwierigkeiten er¬
das Haus hier noch immer das Forsthaus nennt, so nennen sie
Bewegung gesc
gaben sich jedoch, als Dr. Gräsler die Kranke für die nächsten
in der Stadt drin den Vater immer den Förster, obwohl er
Dr. Gräsler
Tage auf strenge Diät setzen wollte. Dagegen verwahrte sich
niemals in seinem Leben irgend etwas dergleichen gewesen ist.“ Kopfe ohne sich
die Frau aufs heftigste. Sie behauptete, in früheren
„Sie sind das einzige Kind?“ fragté Dr. Gräsler, während
dem Hause zu,
Jahren derartige Zufälle, die sie als nervös bezeichnete, gerade
sie ihn, als verstünde sich das von selbst, unter den jungen
merte. Eine
durch Genuß von Schweinefleisch mit Sauerkraut und einer
Tannen auf dem schmalen Wege zur Straße hin begleitete.
schwunden.
gewissen Sorte von Bratwürstchen, die hier leider nicht zu be¬
Nein,“ erwiderte sie. „Ich habe noch einen Bruder. Der
schaffen wären, aufs rascheste kuriert zu haben; und pur dies¬
Himmel auf,
ist aber viel jünger als ich, erst fünfzehn. Er läuft natürlich ihm hing.
mal hatte sie sich von Sabine abhalten lassen, mittags eine
reichlichere Mahlzeit zu sich zu nehmen, welche Entsagung den ganzen Tag im Wald herum, wenn er daheim auf Ferien!