Nr. 328
22. Januar 1925 7·0% HaE 72
8. Jahrgang
a0
osszomrafs Barien
Badisen
und JUDISCHES FAMILIENBLATT FÜR DIE SCHWEIZ
Offices in America: New-Vork, 119 Nassau St.;
Redaktion und Verlag: Oscar Grün
Pillsburg, 903 Bluff Sl.; Chicago, 805 S. Marslield
Zürich, Flössergasse 8 " Telephon: Selnau 75.16
AGENGE GENTRALE
JEWTSE PRES S
VE
27
DE LAA PRESSE
NEWS ASSOCIATTÖN
21
„
Posicheck-Konto VIII 5165
Jahresabonnement: Inland Fr. 12.—, halbj. Fr. 6.—,
viertelj. Fr. 3.50
Telegramm-Adresse: „PRESSCENTRA ZORICH“
Ausland Fr. 18.—, Amerika 6 Doll.
Einzelnummer 30 Cts.
Briefadresse: POSTFACH BAHNHOF
Erscheint wöchentlich
Abdruck nur mit Quellenangabe
Persönlichkeiten
Der Franziskaner-Prior für den Aufbau des
Jüdische
Heiligen Landes durch die Juden.
in Vergangenheit u. Gegenwart.
(JPZ) Rom. Der römische Korrespondent des War¬
II.
schauer „Nusz Przeglad'’ veröffentlicht eine Besprechung
mit dem Prior der Franziskaner in Palästina, Prof. Frater
Gaudenzia Orphali, dem Organisator des Palästina-Pavil¬
lons auf der Missionsausstellung des Vatikans in Rom.
Frater Orphali äußerte sich u. a.: „Ich habe stets die
Aspirationen des jüd. Volkes anerkannt und war stets der
Ansicht, daß Israel nach seinem jahrhunderte langen Um¬
herirren bei seiner Rückkehr in das Land seiner Vorfahren
der Menschheit neue, wertvolle Werte moralischer und gei¬
stiger Natur schenken wird. Das Christentum ist vor allem
berufen, dem Volke des Alten Testaments und der Pro¬
pheten die Erfüllung der ihm gestellten großen Aufgaben
zu erleichtern. Ich habe viele Jahre in Palästina gelebt und
mich überzeugt, daß nicht nur die Juden auf die Rückkehr
in ihr Land warten, sondern daß dieses Land auch auf die
Rückkehr der Juden wartet. Ich habe die Chalnzim ge¬
sehen, wie sie trotz Mühe und Schweiß mit unbeschreib¬
W
licher Frende die palästinischen Wüsteneien pflügen in der
Ueberzeugung, daß sie eine wirkliche Mission erfüllen und
daß sie diesem Lande seine alte Fruchtbarkeit und seinen
ehemaligen Glanz wiedergeben, Ich habe vor der palästin.
Regierung, wie auch auf zahlreichen öffentlichen und pri¬
vaten Konferenzen in London immer wieder den Grund¬
satz vertreten, daß nur die Wiederauferstellung des jüd.
Volkes in Palästina diesem Lande neue Reichtümer schaffen
und für die Menschheit die erhabene geistige Tradition
wieder erneuern wird. Keine irgendwie gearteten politi¬
schen Rücksichten dürfen dem entgegenstehen und die
Schwierigkeiten entschuldigen, die Israel auf dem Wege zu
seiner Unabhängigkeit gemacht werden. Ich weilte Läufig
unter jüd. Kolonisten und konnte nirgends eine Gering¬
schätzung gegenüber der christlichen Religion und den
Heiligen Stätten in Palästina bemerken. Als ich dieser Tage
mit dem Heiligen Vater sprach, der mich eingehend über
die palästin. Verhältnisse und den Zionismus ausfragte,
Arthur Schnitzler
habe ich ihm meine Ausichten klar dargelegt und kann zu
Versuch einer Analyse seiner Gestaltungswelt.
meiner wirklichen Befriedigung erklären, daß der Heilige
(Copyright bg the JPZ 1925.)
Vater diese Angelegenheiten von einem überaus erhabenen,
„Feine Gaumen, aber keine Fäuste.“
humanitären und von Vorurteilen freien Gesichtspunkt aus
H. Bahr.
betrachtet. Was die arabischen Parteiführer betrifft, so
Jede Aualyse eines Kunztwerkes oder einer künstleri¬
habe ich sie oft darauf verwiesen, welche großen Vorteile
schen Persönlichkeit ist sich der Grenzen ihrer Leistungs¬
eine einträchtige Zusammenarbeit, das jüd. Kapital, und die
fähigkeit klar bewußt. Die Elemente, die bei einer ana¬
jüd. Intelligenz und vor allem die Liebe und Begeisterung
lytischen Betrachtung gewonnen werden, können wohl zum
der jüd. Jugend für das Land bedeuten können. Ich glaube,
Verständuis der Erscheinung beitragen, nicht aber zu ihrer
daß früher oder später die arabischen Extremisten sich
Eälärung, Jedes künstlerische Phänomen wirkt durch seine
von
ihrer antizionistischen Kampagne abwenden werden.
Einheit, durch seine Totalität, durch das Zusammenklingen
Aussenminister Chamberlain verlangt einen Bericht
der Einzeltöne, durch den Rhuthmus des äußeren Ablaufes
über Palästina.
oder durch die Harmonie der inneren Struktur. All die
(IDz) London. Wie mehrere jüdischen Zeitungen aus
aufgezählten Eigenschaften entspringen dem Zusammenwir¬
London berichten, soll der englische Außenminister Chum¬
#en der Elemente, nicht ihrem Sein, ihrem einfachen Neben¬
berlain den Unterstaatssekretär Ormnsbu Gore beauftragt
einander. Analysieren heißt ja aber nichts anderes als
haben, die gegenwärtige Lage in Palästina zu studieren
auflösen, in Bestandteile zerlegen, die Einzelmomente un¬
und ein Referat über die eventuell notwendigen Verbesse¬
abhängig voneinander betrachten, wodurch das Wesentli¬
rungen oder Aenderungen der englischen Mandatspolitik
che des Künstlerischen, seine Jufegration unrettbar ver¬
in Palästina auszuarbeiten.
loren geht. Wir wollen diese Tatsäche stets im Auge be¬
22. Januar 1925 7·0% HaE 72
8. Jahrgang
a0
osszomrafs Barien
Badisen
und JUDISCHES FAMILIENBLATT FÜR DIE SCHWEIZ
Offices in America: New-Vork, 119 Nassau St.;
Redaktion und Verlag: Oscar Grün
Pillsburg, 903 Bluff Sl.; Chicago, 805 S. Marslield
Zürich, Flössergasse 8 " Telephon: Selnau 75.16
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JEWTSE PRES S
VE
27
DE LAA PRESSE
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„
Posicheck-Konto VIII 5165
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viertelj. Fr. 3.50
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Ausland Fr. 18.—, Amerika 6 Doll.
Einzelnummer 30 Cts.
Briefadresse: POSTFACH BAHNHOF
Erscheint wöchentlich
Abdruck nur mit Quellenangabe
Persönlichkeiten
Der Franziskaner-Prior für den Aufbau des
Jüdische
Heiligen Landes durch die Juden.
in Vergangenheit u. Gegenwart.
(JPZ) Rom. Der römische Korrespondent des War¬
II.
schauer „Nusz Przeglad'’ veröffentlicht eine Besprechung
mit dem Prior der Franziskaner in Palästina, Prof. Frater
Gaudenzia Orphali, dem Organisator des Palästina-Pavil¬
lons auf der Missionsausstellung des Vatikans in Rom.
Frater Orphali äußerte sich u. a.: „Ich habe stets die
Aspirationen des jüd. Volkes anerkannt und war stets der
Ansicht, daß Israel nach seinem jahrhunderte langen Um¬
herirren bei seiner Rückkehr in das Land seiner Vorfahren
der Menschheit neue, wertvolle Werte moralischer und gei¬
stiger Natur schenken wird. Das Christentum ist vor allem
berufen, dem Volke des Alten Testaments und der Pro¬
pheten die Erfüllung der ihm gestellten großen Aufgaben
zu erleichtern. Ich habe viele Jahre in Palästina gelebt und
mich überzeugt, daß nicht nur die Juden auf die Rückkehr
in ihr Land warten, sondern daß dieses Land auch auf die
Rückkehr der Juden wartet. Ich habe die Chalnzim ge¬
sehen, wie sie trotz Mühe und Schweiß mit unbeschreib¬
W
licher Frende die palästinischen Wüsteneien pflügen in der
Ueberzeugung, daß sie eine wirkliche Mission erfüllen und
daß sie diesem Lande seine alte Fruchtbarkeit und seinen
ehemaligen Glanz wiedergeben, Ich habe vor der palästin.
Regierung, wie auch auf zahlreichen öffentlichen und pri¬
vaten Konferenzen in London immer wieder den Grund¬
satz vertreten, daß nur die Wiederauferstellung des jüd.
Volkes in Palästina diesem Lande neue Reichtümer schaffen
und für die Menschheit die erhabene geistige Tradition
wieder erneuern wird. Keine irgendwie gearteten politi¬
schen Rücksichten dürfen dem entgegenstehen und die
Schwierigkeiten entschuldigen, die Israel auf dem Wege zu
seiner Unabhängigkeit gemacht werden. Ich weilte Läufig
unter jüd. Kolonisten und konnte nirgends eine Gering¬
schätzung gegenüber der christlichen Religion und den
Heiligen Stätten in Palästina bemerken. Als ich dieser Tage
mit dem Heiligen Vater sprach, der mich eingehend über
die palästin. Verhältnisse und den Zionismus ausfragte,
Arthur Schnitzler
habe ich ihm meine Ausichten klar dargelegt und kann zu
Versuch einer Analyse seiner Gestaltungswelt.
meiner wirklichen Befriedigung erklären, daß der Heilige
(Copyright bg the JPZ 1925.)
Vater diese Angelegenheiten von einem überaus erhabenen,
„Feine Gaumen, aber keine Fäuste.“
humanitären und von Vorurteilen freien Gesichtspunkt aus
H. Bahr.
betrachtet. Was die arabischen Parteiführer betrifft, so
Jede Aualyse eines Kunztwerkes oder einer künstleri¬
habe ich sie oft darauf verwiesen, welche großen Vorteile
schen Persönlichkeit ist sich der Grenzen ihrer Leistungs¬
eine einträchtige Zusammenarbeit, das jüd. Kapital, und die
fähigkeit klar bewußt. Die Elemente, die bei einer ana¬
jüd. Intelligenz und vor allem die Liebe und Begeisterung
lytischen Betrachtung gewonnen werden, können wohl zum
der jüd. Jugend für das Land bedeuten können. Ich glaube,
Verständuis der Erscheinung beitragen, nicht aber zu ihrer
daß früher oder später die arabischen Extremisten sich
Eälärung, Jedes künstlerische Phänomen wirkt durch seine
von
ihrer antizionistischen Kampagne abwenden werden.
Einheit, durch seine Totalität, durch das Zusammenklingen
Aussenminister Chamberlain verlangt einen Bericht
der Einzeltöne, durch den Rhuthmus des äußeren Ablaufes
über Palästina.
oder durch die Harmonie der inneren Struktur. All die
(IDz) London. Wie mehrere jüdischen Zeitungen aus
aufgezählten Eigenschaften entspringen dem Zusammenwir¬
London berichten, soll der englische Außenminister Chum¬
#en der Elemente, nicht ihrem Sein, ihrem einfachen Neben¬
berlain den Unterstaatssekretär Ormnsbu Gore beauftragt
einander. Analysieren heißt ja aber nichts anderes als
haben, die gegenwärtige Lage in Palästina zu studieren
auflösen, in Bestandteile zerlegen, die Einzelmomente un¬
und ein Referat über die eventuell notwendigen Verbesse¬
abhängig voneinander betrachten, wodurch das Wesentli¬
rungen oder Aenderungen der englischen Mandatspolitik
che des Künstlerischen, seine Jufegration unrettbar ver¬
in Palästina auszuarbeiten.
loren geht. Wir wollen diese Tatsäche stets im Auge be¬