27.
Das Ta
ebuch der
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R
nda
— d e eteerete teetene e eeeen ie e e eee e een
2
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLIN N 4
Teiefon: Norden 3051
Zicher Volksztg.
Zirich. d. 23. 1.1924.
Arthur Schnitzler=Abend. Sch. Der erste
Abend der zweitelt Sékié der diesjährigen
Lesezirkelabende für Literatur und Kunst ver¬
mittelte am letzten Montag einer statt¬
lichen Gemeinde die persönliche Bekanntschaft
Arthur Schnitzlers, der uns allen
namentlich als Dramatiker geistig längst ein
wertvoller Besitz geworden ist. Der Dichter
las aus seinen erzählenden Werken eine psycho¬
logisch interessante Skizze „Das Tagebuch der
Redegonda“, und hierauf zwei dramatische
Stücke. Das erste derselben, „Die letzten
Masken“, kulminiert in der Begegnung zweier
früherer Freunde, von denen einer, todgeweiht
im Krankenhaus liegend, am andern, in dem
er ein Schoßkind des Glückes sieht, Rache
nehmen will, statt dessen aber erkennt. daß
der „Glückliche“ im Grunde noch bedauerns¬
werter ist als er. Das zweite Stück, „Große
Szene“, führt in ein Variété und wirft durch
eine schauerlich=komische „Hauptaktion“, tiese
Lichter auf Bühne, Publikum und Leben
überhaupt. Leider hatte eine starke Indisposi¬
tion des vortragenden Dichters zur Folge, daß
man
namentlich den hinteren Sitzreiben
kennt den kleinen Tonhallesaal! — vieles nur
mit Mühe verständlich wurde oder ganz ent¬
ging. Kein Wunder, daß deshalb auch der
Beifall, den die gespendeten Gaben fanden, zur
Verehrung, die Arthur Schnitzler auch bei
uns in den weitesten Kreisen genießt, in
keinem Verhältnis stand.
hade, endlich einmal eine ! dr der Ruge in nia)
zu haben und deshalb auszuscheiden, daß er
jedenfalls aber nur einem Kabinett beitreten
werde, dem die demokratischen Fraktionsmitglie¬
Feuilleton
der unbekannte Schnitzler
Eine imaginäre Ansprache
M. Sie ließen uns, hochverehrter Herr Doktor,
lange auf das Vergnügen warten, den Menschen
kennen zu lernen, dessen Werk uns schon lang
bekannt war. Sahen Sie wohl das geistige Leben
unseres Landes immer als in jenem „bescheide¬
nen Licht der Hängelampe“ ruhend an, gegen
das Sie mehrmals Ihre ausdrückliche Abnei¬
gung geoffenbart haben? Wie dem immer sei,
Sie folgten in diesem schneereichen Winter end¬
lich der Einladung, entschlossen, das Land der
Berge in seiner Winterpracht zu besuchen; die
sommerliche war Ihnen ja aus häufigen Besu¬
chen vertraut. Aber noch hier, als Sie sich die
Auswahl der vorzulesenden Stücke überlegtei
zweifelten Sie daran, daß das Publikum Ihre
Werke kenne. Der übervolle Saal, vor dem Sie
dann lasen, hat uns jedenfalls, die wir in der
Psychologie des Vortragssaals einige Erfahrung
haben, gezeigt, daß diesmal Ihre Skepsis Ur
recht hatte, sie, die sonst, in Ihren Werken, von
so charmanter Ueberzeugungskraft ist. So war
Ihre Vorlesung vielleicht für mehr Zuhörer, als
Sie denken, ein meisterliches Repetitorium schon
Das Ta
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2
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLIN N 4
Teiefon: Norden 3051
Zicher Volksztg.
Zirich. d. 23. 1.1924.
Arthur Schnitzler=Abend. Sch. Der erste
Abend der zweitelt Sékié der diesjährigen
Lesezirkelabende für Literatur und Kunst ver¬
mittelte am letzten Montag einer statt¬
lichen Gemeinde die persönliche Bekanntschaft
Arthur Schnitzlers, der uns allen
namentlich als Dramatiker geistig längst ein
wertvoller Besitz geworden ist. Der Dichter
las aus seinen erzählenden Werken eine psycho¬
logisch interessante Skizze „Das Tagebuch der
Redegonda“, und hierauf zwei dramatische
Stücke. Das erste derselben, „Die letzten
Masken“, kulminiert in der Begegnung zweier
früherer Freunde, von denen einer, todgeweiht
im Krankenhaus liegend, am andern, in dem
er ein Schoßkind des Glückes sieht, Rache
nehmen will, statt dessen aber erkennt. daß
der „Glückliche“ im Grunde noch bedauerns¬
werter ist als er. Das zweite Stück, „Große
Szene“, führt in ein Variété und wirft durch
eine schauerlich=komische „Hauptaktion“, tiese
Lichter auf Bühne, Publikum und Leben
überhaupt. Leider hatte eine starke Indisposi¬
tion des vortragenden Dichters zur Folge, daß
man
namentlich den hinteren Sitzreiben
kennt den kleinen Tonhallesaal! — vieles nur
mit Mühe verständlich wurde oder ganz ent¬
ging. Kein Wunder, daß deshalb auch der
Beifall, den die gespendeten Gaben fanden, zur
Verehrung, die Arthur Schnitzler auch bei
uns in den weitesten Kreisen genießt, in
keinem Verhältnis stand.
hade, endlich einmal eine ! dr der Ruge in nia)
zu haben und deshalb auszuscheiden, daß er
jedenfalls aber nur einem Kabinett beitreten
werde, dem die demokratischen Fraktionsmitglie¬
Feuilleton
der unbekannte Schnitzler
Eine imaginäre Ansprache
M. Sie ließen uns, hochverehrter Herr Doktor,
lange auf das Vergnügen warten, den Menschen
kennen zu lernen, dessen Werk uns schon lang
bekannt war. Sahen Sie wohl das geistige Leben
unseres Landes immer als in jenem „bescheide¬
nen Licht der Hängelampe“ ruhend an, gegen
das Sie mehrmals Ihre ausdrückliche Abnei¬
gung geoffenbart haben? Wie dem immer sei,
Sie folgten in diesem schneereichen Winter end¬
lich der Einladung, entschlossen, das Land der
Berge in seiner Winterpracht zu besuchen; die
sommerliche war Ihnen ja aus häufigen Besu¬
chen vertraut. Aber noch hier, als Sie sich die
Auswahl der vorzulesenden Stücke überlegtei
zweifelten Sie daran, daß das Publikum Ihre
Werke kenne. Der übervolle Saal, vor dem Sie
dann lasen, hat uns jedenfalls, die wir in der
Psychologie des Vortragssaals einige Erfahrung
haben, gezeigt, daß diesmal Ihre Skepsis Ur
recht hatte, sie, die sonst, in Ihren Werken, von
so charmanter Ueberzeugungskraft ist. So war
Ihre Vorlesung vielleicht für mehr Zuhörer, als
Sie denken, ein meisterliches Repetitorium schon