23. Der Nec ins Freie
ereene de e e e en er e e e eterenetetee ene
box 3/5
ninig in der Judenfrage“ hinlänglich bekannt ist.
Sie wissen auch, daß dieser Aufsatz zusammen
mit den wenig Sympathie für die Juden atmenden
Ausführungen eines christlichsozialen Führers in
einer Broschüre vereinigt erschien, und auch
diese seltsame Zusammmenstellung war in gewis¬
sem Sinne symbolisch: nämlich für die Tatsache,
daß Antisemiten und Jüdischnationale oft ins selbe
Horn stoßen.
Nichts wäre indessen verfehlter, als aus dieser
äußeren Harmonic der Schlagworte auf eine innere
Uebereinstimmung der Motive und auf die Berech¬
tigung der zionistischen Hoffnung zu schließen,
durch zielbewußte Hervorkehrung eines eigenen
jüdischen Nationalcharakters die Sympathie ihre
„Wirtsvölker“ zu erringen. Gerade in den besten
zionistischen Köpfen dännnert bereits die Er
kenntnis, wie sehr man mit der bisherigen Pro¬
pagierung einer extrem nationalistischen Jüdisch¬
keit auf dem Holzweg war und daß die Dissimi¬
lation nicht bloß, wie wir Assimilanten seit jeher
darlegten, das Zusammenleben mit den Anders¬
gläubigen im Galuth erschweren müßte, statt es
zu erleichtern, sondern daß sie sogar das jüdische
Aufbauwerk in Palästina gefährdet.
Hätte sich jemals ein Assimilant zu einer sol¬
clien Behauptung verstiegen, sie wäre ihm als die
größte Blasphemie angekreidet worden. Und nun
hat sie niemand Geringerer als der Präsident
der zionistischen Weltorganisation,
Nahum Sokolow, in einer auf Einladung der
Palästina-Exekutive abgehaltenen Pressekonferenz
in Jerusalen verkündet. Die Jüdische Telegraphen¬
agentur berichtet darüber: „Nahrm Sokolow be¬
faßte sich in seiner Ansprache hauptsächlich mit
der Frage der Politik gegenüber den Arabern.
Seine Ausführungen gipfelten in der These, daß
ein Modus der Annäherung an die Araber gefun¬
den werden müsse, weil das britische Mandat für
Palästina nicht endlos fortdauern kann.
Die Juden Palästinas, sagte Sokolow, müs¬
sen sich orientalisieren, um sich besser in das
Völkergefüge des mittleren Orients einzuglie¬
dern. Die Schaffung besserer kultureller und ge¬
sellschaftlicher Beziehungen zu den Arabern sei
heute eine gebieterische Notwendigkeit.“
Ein gründlicheres Fiasko hat noch kein mit
unbelehrbarer Zähigkeit jahrzehntelang festgehal¬
tenes politisches Axiom erleht als die jüdisch natio¬
nale Dissimilationstheorie durch obige Erklärung
des höchsten zionistischen Führers. Nicht nur, weil
es der größte Unsinn wäre, das den Arabern gegen¬
über empfohlene Heilmittel der Assimilation den
anderen, größtenteils viel zivilisierteren Völkern
gegenüber als unwirksam zu werten, sondern vor
allem deshalb, weil Sokolows These der von Zio¬
nisten und Antisemiten bisher in rührender Ueber¬
einstünutung verfochtenen Ansicht polar entgegen¬
steht, dan sich die Juden, selbst wenn sie es noch
so eifrig anstreben, gar nicht assimilieren können.
Die europäischen Antisemiten qualifizieren
die Juden konsequent als „Orientalen“, die
im Abendland einen Fremdkörper darstellen. So¬
kolow aber erkennt, daß wir uns erst „orien¬
talisieren“ müßten, um im asiatischen Völker¬
gefüge nicht als Fremdkörper empfunden zu wer¬
den. Ja woher weiß denn der Präsident der Zio¬
nisten, daß der jüdischen Angleichung an die Ara¬
ber ein besserer Erfolg beschieden sein könnte als
unserer so oft als zum Scheitern verurteilt ausge¬
ereene de e e e en er e e e eterenetetee ene
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ninig in der Judenfrage“ hinlänglich bekannt ist.
Sie wissen auch, daß dieser Aufsatz zusammen
mit den wenig Sympathie für die Juden atmenden
Ausführungen eines christlichsozialen Führers in
einer Broschüre vereinigt erschien, und auch
diese seltsame Zusammmenstellung war in gewis¬
sem Sinne symbolisch: nämlich für die Tatsache,
daß Antisemiten und Jüdischnationale oft ins selbe
Horn stoßen.
Nichts wäre indessen verfehlter, als aus dieser
äußeren Harmonic der Schlagworte auf eine innere
Uebereinstimmung der Motive und auf die Berech¬
tigung der zionistischen Hoffnung zu schließen,
durch zielbewußte Hervorkehrung eines eigenen
jüdischen Nationalcharakters die Sympathie ihre
„Wirtsvölker“ zu erringen. Gerade in den besten
zionistischen Köpfen dännnert bereits die Er
kenntnis, wie sehr man mit der bisherigen Pro¬
pagierung einer extrem nationalistischen Jüdisch¬
keit auf dem Holzweg war und daß die Dissimi¬
lation nicht bloß, wie wir Assimilanten seit jeher
darlegten, das Zusammenleben mit den Anders¬
gläubigen im Galuth erschweren müßte, statt es
zu erleichtern, sondern daß sie sogar das jüdische
Aufbauwerk in Palästina gefährdet.
Hätte sich jemals ein Assimilant zu einer sol¬
clien Behauptung verstiegen, sie wäre ihm als die
größte Blasphemie angekreidet worden. Und nun
hat sie niemand Geringerer als der Präsident
der zionistischen Weltorganisation,
Nahum Sokolow, in einer auf Einladung der
Palästina-Exekutive abgehaltenen Pressekonferenz
in Jerusalen verkündet. Die Jüdische Telegraphen¬
agentur berichtet darüber: „Nahrm Sokolow be¬
faßte sich in seiner Ansprache hauptsächlich mit
der Frage der Politik gegenüber den Arabern.
Seine Ausführungen gipfelten in der These, daß
ein Modus der Annäherung an die Araber gefun¬
den werden müsse, weil das britische Mandat für
Palästina nicht endlos fortdauern kann.
Die Juden Palästinas, sagte Sokolow, müs¬
sen sich orientalisieren, um sich besser in das
Völkergefüge des mittleren Orients einzuglie¬
dern. Die Schaffung besserer kultureller und ge¬
sellschaftlicher Beziehungen zu den Arabern sei
heute eine gebieterische Notwendigkeit.“
Ein gründlicheres Fiasko hat noch kein mit
unbelehrbarer Zähigkeit jahrzehntelang festgehal¬
tenes politisches Axiom erleht als die jüdisch natio¬
nale Dissimilationstheorie durch obige Erklärung
des höchsten zionistischen Führers. Nicht nur, weil
es der größte Unsinn wäre, das den Arabern gegen¬
über empfohlene Heilmittel der Assimilation den
anderen, größtenteils viel zivilisierteren Völkern
gegenüber als unwirksam zu werten, sondern vor
allem deshalb, weil Sokolows These der von Zio¬
nisten und Antisemiten bisher in rührender Ueber¬
einstünutung verfochtenen Ansicht polar entgegen¬
steht, dan sich die Juden, selbst wenn sie es noch
so eifrig anstreben, gar nicht assimilieren können.
Die europäischen Antisemiten qualifizieren
die Juden konsequent als „Orientalen“, die
im Abendland einen Fremdkörper darstellen. So¬
kolow aber erkennt, daß wir uns erst „orien¬
talisieren“ müßten, um im asiatischen Völker¬
gefüge nicht als Fremdkörper empfunden zu wer¬
den. Ja woher weiß denn der Präsident der Zio¬
nisten, daß der jüdischen Angleichung an die Ara¬
ber ein besserer Erfolg beschieden sein könnte als
unserer so oft als zum Scheitern verurteilt ausge¬