I, Erzählende Schriften 14, Dämmerseele, Seite 1

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14. Die #rende
Nn 13553
Wien, Sonntag
Neue Freie Presse.
18. Mai 190


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Pfingst-Beilage der „Deuen Freien Pres
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Dämmerseele.
mehr erklärt ärmlichen Verhältnissen der Familie in Zu¬
Albert, daß der Tag,
sammenhang, sondern auch mit einer merkwürdigen Scene,
Von Arthur Schnitzler.
die Hand zur Ehe reich
die sich während des Leichenbegängnisses zugetragen hatte.
würde, und er, dessen
Als Albert um sechs Uhr Früh erwachte, war das
Katharina war einem ihr bis dahin ganz unbekannten
Jahr unbeirrt hingeflo
Bett neben ihm leer, und seine Frau war fort. Auf ihrem
Kameraden ihres Bruders schluchzend in die Arme ge¬
alle Gefahren und allen
Nachttisch lag ein beschriebener Zettel. Albert langte nach
fallen, als wäre er ihr Freund oder Verlobter. Ein Jahr
schaft den besonnensten
ihm und las folgende Worte: Mein lieber Freund, ich
später wurde sie von einer heftigen Schwärmerei für den
seiner Nichtigkeit Katha##
bin früher aufgewacht als du. Adieu. Ich gehe spazieren.
berühmten Orgelspieler Banetti erfaßt. Er verließ Wien,
durchdrungen. Er hatte
Vielleicht sehen wir uns nie wieder, vielleicht erst in Wien.
ohne daß sie ihn jemals gesprochen hatte. Eines Morgens
konnte als Junggeselle
Aber möglicherweise komm' ich zum Speisen ins Hotel.
erzählte sie ihrer Mutter den Traum, daß Banetti zu'ihnen
aber Reichthum hatte er
Guten Morgen. Katharina.“
ins Zimmer getreten, auf dem Clavier eine Fuge von Bach
Eine sichere, aber gewiß
Albert ließ den Zettel auf die weiße Bettdecke sinken
gespielt, dann rücklings zu Boden gestürzt und todt dage¬
ihm bevor. Er kleidete
und schüttelte den Kopf. Ob sie nun heute wiederkam
legen war, während sich die Decke öffnete und das Cla¬
jemals wirklich elegant
oder nicht — es war ja doch Alles zu Ende. Er wunderte
vier in den Himmel schwebte. Am selben Tage traf die
Gewandtheit, hatte aber
sich weder über Inhalt, noch über Ton des Briefes. Es
Nachricht ein, daß sich Banetti in einem kleinen lombar¬
zu sagen und war stets
war nur ein wenig früher gekommen, als er erwartet.
dischen Dorf von der Kirchthurmspitze in den Friedhof
fallen. Und so fühlte er
Nur vierzehn Tage hatte das ganze Glück gewährt — so
hinabgestürzt hatte und todt zu Füßen eines Kreuzes liegen
und gleichsam aus einer
lange waren sie auf der Hochzeitsreise. Und nun mußte
geblieben war. Bald darauf begannen sich bei Katharinen
erst zu ihm herablasse
um ein wenig früher geschehen, was ja doch längst be¬
die Anzeichen einer Gemüthskrankheit zu zeigen, die sich
wollte, und daß sie jede
stimmt war. Was lag daran? Er war bereit.
allmälig bis zu tiefster Versunkenheit steigerte; nur der
ein unverdientes Glück
Langsam erhob er sich, warf den Schlafrock um, that
dringende Widerstand der Mutter und deren fester Glaube
aber zu jedem Opfer ber
ein paar Schritte zum Fenster hin und öffnete es. Die
an die Genesung Katharinens hielt die Aerzte davon ab,
mälig ihrer würdig zu #
Stadt Innsbruck lag in friedlich stillem Morgenschein zu
das Mädchen in eine Anstalt zu bringen. Ein ganzes Jahr
daß der Graf nach Gali
seinen Füßen, und in der Ferne ragten unruhige Felsen
brachte Katharina tagsüber einsam und schweigend hin;
klärt zu haben, und mi
in das blaue Licht. Albert kreuzte die Arme über der
aber Nachts erhob sie sich zuweilen aus dem Bette und
seine Art nicht war, hie
Brust und sah ins Freie. Ihm war sehr weh ums Herz.
sang einfache Lieder wie in früherer Zeit. Allmälig, zum
gekommen und begab sich
Er dachte, wie alle Voraussicht und selbst ein vorgefaßter
größten Staunen der Aerzte, erwachte Katharina aus ihrem
Wie weit schien ihm
Entschluß ein schweres Geschick doch nicht leichter, sondern
Trübsinn. Sie schien dem Leben, selbst der Freude wieder¬
Er sah das Zimmer
gegeben. Bald nahm sie Einladungen, zuerst in engere
nur mit besserer Haltung tragen ließen. Aber was
und gewölbt, aber niedrig
sollte er jetzt noch abwarten? War es nicht das beste,
Cirkel an; der Bekanntenkreis breitete sich wieder aus,
Möbeln, sahd
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gleich ein Ende zu machen? War nicht schon die Neu¬
und als Albert sie auf dem Weißen Kreuz=Balle kennen
Fenster
aier, die ihn quälte, ein Verrath (an seinen Vorsätzen?
lernte, war sie ihm von einer solchen Ruhe des Gemüthes
erschienen, daß er den Erzählungen
Sein Los mußte sich erfüllen. Entschieden war es doch
eundes
dem Heimweg nur zweife
schon gewesen, als er vor zwei Jahren beim Tanze das
erstemal den kühlen Hauchs der geheimnißvollen Lippen
Webeling, de¬
seine Wange streifen fühlte.
tte, war dur
7 Er erinnerte sich, wie ex in jener Nacht mit seinem
ie Stellung
und Vineenz v. Schrottenegg nach Hause gegangen war.
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Alles mußte er denken, was ihm Vincenz damals Kathari
itritt zu finden
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hatte; auch der zarte Ton früher Warnung klang seine Neig
für sie. Katharina trug
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Pient anht. Tregenschernlscheg
Am wieder im Ohr. Vincenz wußte mancherlei über aber ihre hohe Gestalt und ganz besonders ihre
Katharina und ihre Familie. Der Vater war als Oberst königliche eise, das Haupt¬
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eines Artillerie=Regimentes während des bosnischen Feld¬dem ###
ht hätte. Die Mierer,
ngs=ürden Freiherrnstand erhoben worden und fiel sonderer K. Sie spräch cgt viel, ad
heln der Schwerhörige
durch die Kugel eines Insurgenten. Ihr Bruder war pflegten oft, wenn sie in Gesettschaft war, wi
o führte ihren kleinen
Cavallerie=Lieutenant gewesen und hatte sein Erbiheil rasch
die Andern nzugängliche Ferne zu blicken.
is Ohr. Während des g
durchgebracht: später opferte die Mutter, um den Sohn
Herren behandelte sie mit einiger Unacht
sonntagsstillen Zimmer ha
vor dem Schlimmsten zu bewahren, ihr ganzes Vermögen
unterhielt sie sich mit reiferen Männern von Rang oder
wäre er in eine Gegend
auf; das half aber nicht für lange, und bald darauf erschoß
Ruf. Und, wieder ein Jahr, nachdem Albert sie kennen
Zeit heftige Stürme gejag
sich der junge Officier. Nun stellte der Baron Maaßburg,
gelernt hatte, verlobte sie das Gerücht mit dem Grafen
Sehnsucht nach Ruhe ath
der als Bräutigam Katharinens galt, seine Besuche in
Rummingshaus, der eben von einer Forschungsreise in
graue Treppe hinuntersch
dem Hause ein. Man brachte das nicht nur mit den nun= Tibet und Turkestan heimgekehrt war. Damals wußte seligende Empfindung ein
in welche die Herrengruppe des Marquis verwickelt war] Tollheiten, deren schlimmst#
Eine Eroberung der Wissenschaft.
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