I, Erzählende Schriften 14, Dämmerseele, Seite 4

Frende
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14. Di
EAS TSHA
Nr. 13553
18. Mai 1902
Neue Freie Presse.
Wien, Sonntag
dessen Bildniß sie als junges Mädchen in der Liechten= kurzes Wort der Erklärung hinzuschreiben. Aber in der
er in eine wol wundersame,
deutlichen Empfindung, daß ein solches Wort für Katha¬
stein=Galerie gesehen hatte. Und so dämmerte auch jetzt
Epoche seines Lebens einge¬
ihr Wesen hin, wie nach unbekannten oder ungewissen rina nicht das geringste Interesse haben könnte, stand er
durch den Sonntag spazierte,
wieder davon ab. Er öffnete die Handtasche, steckte seinen
Zielen, und Albert ahnte, daß er nichts Anderes für sie
urch Gärten und Alleen, den
kleinen Revolver zu sich und dachte, irgendwo hinaus vor
bedeutete als irgend Einer, dem sie in einer Gesellschaft
an manchen fröhlichen und
die Stadt zu wandern, um dort correct und ohne Jemanden
zu einer Runde durch den Saal den Arm gereicht hätte.
vorbei, da fühlte er, daß
zu stören, den Selbstmord zu verüben.
Und da ihm jede Kraft gebrach, sie aus ihrer ver¬
u diesen gehörte und daß über
Ein Sommermorgen von dunkelblauer Klarheit und
schwommenen Art des Daseins emporzuziehen, fühlte er
nd besonderer Art walte.
früher Schwüle lag über der Stadt. Albert ging immer
endlich; wie ihn der verwirrende Hauch ihres Wesens zu
nun oben in dem gewölbten
1 mit dem Blick gerade vor sich hin. Er war noch nicht
betäuben und wie sich allmälig seine Weise zu denken,
atharina mit einer angenehmen
hundert Schritte weit vom Hotel entfernt, als er Katha¬
ja selbst zu handeln aller durch das tägliche Leben ge¬
ig ausdruckslos, einfache, meist
rinens Gestalt vor sich erkannte. Sie hielt ihren grauseidenen
gebenen Nothwendigkeit zu entäußern begann. Es fing
denen er sie auf dem Clavier
Sonnenschirm in der Hand und ging langsam des Weges.
damit an, daß er Einkäufe für den künftigen Hausstand
er oft mit ihr bis zum späten
Die erste Regung Albert's war, in eine andere Straße
machte, die seine Einnahmen weit überstiegen. Dann
in den stillen Hof hinab, wo
abzubiegen, aber eine Macht, die hestiger war als alle
schenkte er seiner Braut Schmuckgegenstände von beträcht¬
ospten. An schönen Nachmit¬
seine Vorsätze und Ueberlegungen, drängte ihn, ihr zu
lichem Werth. Und am Tage vor der Hochzeit kaufte er
im Belyederegarten mit ihr
folgen, um sich nun die Gewißheit zu verschaffen, der er
ein kleines Häuschen in einer Gartenvorstadt, das ihr auf
meist schon lang gesessen, und
vor einer Minute noch mit Gleichgiltigkeit gegenüberzu¬
einem Spaziergang wohlgefallen hatte, und überbrachte
gesehen. Wenn sie ihn kommen
stehen geglaubt hatte. Er bekam sogar einige Angst, daß
ihr am selben Abend eine Schenkungsurkunde, durch die
ann spazierten sie auf den be¬
sie sich umwenden und ihn entdecken könnte. Sie nahm
es in ihren alleinigen Besitz überging. Sie aber nahm
d ab. Ansangs redete er manch¬
den Weg dem Hofgarten zu, er blieb in gemessener Ent¬
Alles mit der gleichen Freundlichkeit und Selbstverständ¬
Existenz, von den Jugendjahren
fernung. Jetzt war sie bei der Hofkirche angelangt, deren
lichkeit hin, wie früher den Antrag seiner Hand. Gewiß
n der Studienzeit in Wien, von
Thor offen stand. Sie trat ein. Albert folgte ihr nach
hielt sie ihn für reicher, als er war. Im Anfang hatte
derte sich nur über die Schatten¬
einigen Augenblicken. Er blieb in der Nähe des Ein¬
er natürlich daran gedacht, auch über seine Vermögens¬
t beim Versuch erinnernden Ge¬
ganges im tiefsten Schatten stehen; er sah, wie Katharina
verhältnisse mit ihr zu reden. Er schob es von Tag zu
n erschien. Vielleicht lag es auch
langsam durch das Mittelschiff zwischen den dunklen Bild¬
Tag hinaus, da ihm die Worte versagten; aber endlich
llen diesen Dingen nicht das
säulen der alten Heiden und Königinnen hindurchschritt.
kam es dahin, daß er jede Aussprache über dergleichen
nbrachte. Sie blieb ihm fremd.
Plötzlich hielt sie inne. Albert entfernte sich von dem
Dinge für überflüssig hielt. Denn wenn sie über ihre Zu¬
sich, die an sich ohne Bedeu¬
Platz, wo er bisher gewartet, und schlich in einem weiten
aber jedenfalls ohne Erklärung kunft redete, so that sie das nicht wie Jemand, dem ein
Bogen hinter das Grabmal des Kaisers Maximilian, das
ert eines, Tages um die Mittags vorgezeichneter Weg ins Weite weist; vielmehr schienen ihr
gewaltig in der Mitte der Kirche steht. Katharina stand
zem Stephansplatz in Gesellschaft alle Möglichkeiten nach wie vor offen zu stehen, und nichts
regungslos vor der Statue des Theodorich. Die Linke
eleganten Herrn, den er früher in ihrem Verhalten deutete auf innere oder äußere Ge¬
auf den Degen gestützt, blickte der erzene Held wie aus
blieb stehen, aber Katharina bundenheit. So wußte Albert eines Tages, daß ihm ein
ewigen Augen vor sich hin. Seine Haltung war von
unsicheres und kurzes Glück bevorstand, daß aber auch
hum ihn zu kümmern, ging sie
erhabener Müdigkeit, als sei er sich zugleich der Größe
Alles, was folgen könnte, wenn sie ihm einmal ent¬
weiter. Albert folgte ihr eine
und der Zwecklosigkeit seiner Thaten bewußt, und als
schwunden war, jeglicher Bedeutung für ihn entbehrte.
n einen Wagen, der an einer
ginge sein ganzer Stolz in Schwermuth unter. Katharina
Denn ein Dasein ohne sie war für ihn vollkommen un¬
ete, und fuhr davon. Katharina
stand vor der Bildsäule und starrte dem Gothenkönig ins
denkbar geworden, und es war sein fester Entschluß ge¬
Abert sie Abends fragte, wer der
Antlitz. Albert blieb einige Zeit in der Verborgenheit,
worden, einfach die Welt zu verlassen, sobald ihm
hsie ihn befremdet an, nannte
dann wagte er sich vor. Sie hätte die Schritte hören
kannten polnischen Namen und Katharina verloren war. In dieser Sicherheit fand er den
müssen, aber sie wandte sich nicht um; wie gebannt blieb
einzigen, aber würdigen Halt während dieser wirren und
Abends auf ihr Zimmer zurück.
sie auf derselben Stelle. Leute kamen in die Kirche, Fremde
sehnsuchtsvollen Zeit.
Abends lang vergeblich auf sich
mit rothen Reisebüchern, man sprach neben ihr, hinter ihr,
Am Morgen, da Albert Katharina zur Trauung ab¬
e, als es zehn Uhr schlug, mit
sie hörte nicht. Es wurde eine Weile stiller, Katharina stand
holte, war sie ihm gerade so fremd als an dem Abend, da
blumen in der Hand und er¬
wie früher, in ihrer Bewegungslosigkeit selbst einer Bild¬
er sie kennen gelernt hatte. Sie wurde die Seine ohne
Lande gewesen und auf einer
säule gleich. Eine neue Viertelstunde und wieder eine ver¬
Leidenschaft und ohne Widerstreben. Während sie an seiner
ie Blumen warf sie zum Fenster
ging. Katharina rührte sich nicht.
Seite schlief, schien sie ihm nicht mehr zu gehören als ihren
sie mit Albert das Künstler¬
Albert ging. Am Ausgang wendete er sich noch ein¬
Erinnerungen und ihren Träumen. Nichts hatte sich geän¬
t ihm vor einem Bild das eine
mal um; da sah er, wie Katharina nahe an die Statue
dert. Sie war so frei wie früher, und er war ihr völlig
schaft mit weißen Wolken drüber
herangetreten war und mit ihren Lippen den erzenen Fuß
verfallen.
edarauf sprach sie von dieser
berührte. Eilig entfernte sich Albert. Er lächelte. Ein Ein¬
Wirklichkeit über diese Höhen
So kam es, daß ihr Verschwinden heute Früh und ihr
fall kam ihm, der ihn mit einer Art von Rührung erfüll
Kind in Gesellschaft ihres ver¬
seltsamer Brief ihn nur erschüttert hatte, ohne ihn eigent¬
und dessen er sich freute. Nun hatte er noch etwas für d
glaubte Albert, daß sie scherzte,
lich zu überraschen. Er hätte sie und sich zu erniedrigen
Geliebte zu thun, bevor er dahinging. Er nahm den We
geglaubt, wenn er geforscht hätte. Wer sie ihm genommen
daß das Bild selbst für sie in
zu einer Kunsthandlung in der Bahnhofstraße: dort frag
euinger
hatte
geworden war. Danial###
5 eine Laune, ob ein Traum, ob ein lebendigerj er, ob eine Bronzenachahmung des Theodorich in natür
.
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war ja villig gleichgiltig; er wußtenichts und licher Größe zu beschaffen sei. Ein Zufall wollte es, da
rje mn icher ihm ihr
einer s ihm nicht eine solche vor einem Monat fertig geworden war; de
nicht
### scnor gut, di göas Unver¬
so hoffnungslos dringender
Besteller, ein Lord, war gestorben, und die Erben weigerter
fruy gekommen war. Sein Bermögen war
Zuweilen gelang es ihm,
sich, das Kunstwerk zu übernehmen. Albert fragte nach dem
auf des Hauses auf das Gerin ste zusammen¬
zu machen. Doch Alles, was
Preis. Er entsprach ungefähr dem Rest seines Vermögens
und von seinem kleinen Gehe##unten sie
wirklicher Geschehnisse und
Albert gab seine Wiener Adresse an und ertheilte genaue
### Mit ihr von Einschränkungen #n von den
reien, schwebte wie im gleichen
Weisung, in welcher Art ein Vertrauensmann der Firma
gewöhnlichen Sorgen des Alltags zu reden, wäre ihm in
r, so daß Albert nicht wußte,
in Wien die Aufstellung im Garten des Häuschens
jedem Fall unmöglich gewesen. Einen Moment fuhr es
iß lebendiger eingeprägt: jener
besorgen sollte. Dann empfahl er sich, eille durch die Stadt,
ihm durch den Sinn, von ihr Abschied zu nehmen. Sein
n Kirchthurm herabgestürzt hatte,
nahm den Weg durch die Vorstadt Wilten gegen Igls zu,
Blick fiel auf die Bettdecke, wo der beschriebene Zettel lag.
odena, der einmal im Prater an
und im Wäldchen erschoß er sich, gerade, als die Sonne
oder ein Van Dyck'scher Jüngling, Der flüchtige Einfall kam ihm, auf die weiße Seite ein Mittag zeigte.

Heirat seiner Tochter, denn auch Taneuse hut für seinen
die liebenswertheste Besiegte vor
gehalten werden. Margucrite liebte mich uid hatte mir
bätte mwrann.
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Reffen ein Auge auf Marauerite Weißt du was er ihm

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