I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 21

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Leutnan
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10.
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„OBSERVER“ Nr. 59
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Filiale in Budapest: „Fizyele“
der Held aus der Sphäre, in der er lebt, herausfällt. Es war
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Pariz, Rom, Ste
aher nicht verwunderlich, wenn man zunächst glaubte, Schnitzler
sei wegen der Veröffentlichung der Novelle aus dem Offizierkorps
ausgestoßen worden. Thatsächlich verhielt sich die Sache doch
Ausschnitt aus:
etwas anders. Schnitzler war nämlich vom Ehrenrat auf¬
gefordert worden, sich über die Publikation zu äußern, und
che
lehnte ab, dieser Aufforderung Folge zu leisten, weil er als
vom
Schriftsteller unbedingte Freiheit für sich in Anspruch nehmen
müsse. Welche Stellung das Offizierkorps nach einer sach¬
lichen Erklärung Schnitzlers eingenommen hätte, steht dahin;
jedenfalls ist der Dichter gemaßregelt worden, weil er einem
Befehldes Ehren¬
rats nicht Folge
leistete.
Hierin
erblickte das Ossi¬
zierkorps.
ein
Verschulden, die
Nichtachtung von
Pflichten, die er
als Mitglied der
Gemeinschaft die¬
ser gegenüber un¬
ter allen Umstän¬
den hätte erfüllen
müssen.
A1100
Der Wiener
Schriftsteller und
Dichter Arthur
Schnitzler, der
als Reservearzt
dem Offizierkorps
müngehörte, ist aus
diesem
ausge¬
stoßen
worden,
eine Maßregel,
die in der litte¬
rarischen
iel Aufsehen ge¬
macht hat. Sch#ig.
ler hatte unter
dem Citel „Teut¬
Gusl“ eine
Aobelle veröffent¬
icht, deren Held
gegen
die
strengen Grund¬
sätze der Offiziers¬
ehre vergeht. Er
war bei einem
Gedränge auf der
Straße von einem

Zivilisten geschlau
gen worden, ohne
die Beleidigung
Das neuenrhüllte Föltpdenhmal in Bannover.
auf der Stelle
Nach einer photographischen Aufnahme für die „Woche“ gezeichnet von J. v. Kulas.
rächen zu können.
Er ging daher
nach Hause, um sich zu erschießen. Da erfährt er, daß der Mann,
der ihm die Ohrfeige gegeben, plätzlich an den Folgen eines Schlag¬
anfalls gestorben sei. Von dem ganzen Dorfall hat außer
den beiden Beteiligten niemand etwas bemerkt, es weiß jetzt
also außer Leutnant Gustl überhaupt kein Mensch mehr etwas
davon. Daher glaubt dieser, auch ohne Sühnung der Be¬
leidigung als Offizier weiter leben zu dürfen. Durch diese
Novelle fühlte sich das Offizierkorps verletzt, weil es darin
einen Angriff wider seine Standesehre erblickte. Es kommt
leider ziemlich häufig vor, daß sich größere Gemeinschaften
getroffen fühlen, wenn von einem ihrer Mitglieder in litte¬
rarischen Erzeugnissen Uebles behaupiet wird, auch wenn der
Dichter in der Regel, weit entfernt, einen Cppus schildern zu
wollen, vielmehr ein Schicksal schildern will, das tragisch ist, weil
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