I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 69

box 1/10
10. Leutnant Gustl
e e e e e e ee e
Telefon 12801.
Alex. Weigl'’s unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschallt
105
„OBSERVER“ Nr. 45
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrich
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelé“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockht
„Arbeite Zeitung
Ausschnitt aus:
vom 78/ 8 7707
Die „Neue Freie Presse“ und die Offizierer Die
österreichischen Offiziere sind, seitdem die „Neue Freie Presse“ die
bekannte Novelle von Schnitzler veröffentlicht hat, auf das
Aberale Blatt schlecht zu sprechen, sie meiden seine Lektüre und
entfernen es aus ihren Lesezirkeln. Man mag den Grund nicht
billigen, der die Offiziere zu ihrem Vorgehen veranlaßt hat, und
wird es dennoch begrüßen, wenn sich österreichische Offiziere der
verderbenden und verdummenden Lektüre der „Neuen Freien Presse“
enthalten. Vielleicht bestärkt es sie in ihrem Vorhaben, wenn
sie beobachten, wie knechtisch sie die „Neue Freie Presse“ umkreist,
Für
wie sie ihnen schmeichelt und jede Würde preisgibt, um sich die
2 verlorene Gunst wieder zu erwerben. Besonders deutlich
5
wurde diese Würdelosigkeit in dem Kommentar, mit dem
„ 10
8 Blatt eine Zuschrift des Obersten Rukavina
v gleitet, die es als Berichtigung der über die Teschener Säbel¬
Abonne
affaire gebrachten Mittheilungen erhalten hat. Es ist klar, daß
Abonne
Herr Oberst Rukavina nur wiedergibt und wiedergeben kann,
was ihm die an dem Vorfall betheiligten
Offiziere berichtet haben. Da nach der Darstellung
Inhalt
des Obersten das ganze Rencontre ein Zufall war — hervor¬
gerufen durch die unvermuthete Begegnung der Lieltenants mit
wodurch
des In¬
dem Aufricht —, so konnte auch der Regimentskommandant vorher
werden
von der Sache nichts gewußt haben; da er aber weder bei dem
Streit, noch bei der Prügelei anwesend war, so ist er auf
die Angabe der Betheiligten angewiesen, seine Darstellung
ist nichts anderes als die Reproduktion
der Angabe der betheiligten zwei oder
drei Offiziere. Das kann auch der „Neuen Freien
Presse“ nicht entgangen sein, trotzdem scherwenzelt sie gestern um
den Obersten Rukavina herum, neunt seine aus den Angaben
der einen und dazu der schuldtragenden Seite geschöpfte Schilderung
eine „authentische Darstellung", eine „objektive
Klarlegung des Sachverhaltes“, die nun „in
einer jeden Zweifel und jede Ungewißheit
ausschließenden Form“ vorliege! Für seine bürger¬
lichen und jüdischen Leser hatte die „Neue Freie Presse“ über die
Affaire am 8. August einen fulminauten Artikel geschrieben; gestern
stellt sie sich so — damit sollen wieder die Offiziere kaptivirt
werden —, als ob die Berichtigung des Obersten Rukavina nun
bestätigen würde, was sie selbst gleich gemeint und vermuthet
habe! Von Offizieren darf man wohl erwarten, daß sie nichts se
verachten werden wie dos Laster der Feigheit, daß sie also dis
wei=der „Neuen Freien Presse“ ninit Ekel erfüllen-wird!t
to
ba
14
t
28
g
11
1.0
Telefon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
106
„OBSERVER“ Nr. 46
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelé“ —

Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
vom20/g .
Presse.“
Offieiere und „Neue Freie
heute einmal
Wir können ausnahmsweise
uns voll und
eine Notiz der „Arbeiterzeitung“
enthebt, genau
ganz zu eigen machen, da sie uns
dasselbe zu sagen. Ste schreibt:
„Die österreichischen Officiere sind, seitdem die
von
die bekannte Novelle
Neue Freie Presse“
Schnitzler veröffentlicht hat, auf das liberale Blattschlecht
zu sprechen, sie meiden seine Lectüre und entsernen
aus ihren Lesecirkeln. Man mag den Grund nicht
billigen, der die Officiere zu ihrem Vorgehen veran¬
laßt hat und wird es dennoch begrüßen, wenn sich
österreichische Officiere der verderbenden und
verdümmenden Lectüre der „Neuen Freien Presse
enthalten. Vielleicht bestärkt es sie in ihrem Vor¬
Für
inclusive
haben, wenn sie beobachten, wie knechtisch sie die „Neue

Porto.
Freie Presse“ umkreist, wie sie ihnen schmeichelt und

Zahlbar
jede Würde preisgibt, um sich die verlorene Gunst
im Voraus.
wieder zu erwerben. Besonders deutlich wurde
diese Würdelosigkeit in dem Commentar, mit dem das
itte ist das
Blatt eine Zuschrift des Obersten Rukavina be¬
steht es den
gleite die es als Berichtigung der über die Teschener
dern.
Abonm
Säb faire gebrachten Mittheilungen erhalten hat.
Es: klar, daß Herr Oberst Rukavina nur wiedergibt,
nthaltend die
und wiedergeben kann, was ihm die an den Vorfall
Morgen¬
Inhal
betheiigten Offciere berichtigt haben.
ener Zeitung“)
blät
Das kann auch der „Neuen Freien Presse“ nicht ent¬
aftliche Leben
wodlurc
gangen sein, trotzdem scharwenzelt sie gestern um den
Mittheilungen
des In
Obersten Rukavina herum, nennt seine aus den An¬
werden
gaben der einen und dazu der schulbtragen Seite ge¬
chöpfte Schilderung eine „authentische Darstellung",
eine „objective Klarlegung des Sachver¬
haltes“, die nun „in einer jeden Zweifel und
jede Ungewißheit ausschließenden Form“
vorliege! Für seine bürgerlichen und jüdischen Leser
hatte die „Neue Freie Presse“ über die Affaire am
3. August einen fulminanten Artikel geschrieben; gestern
damit sollen wieder die
stellt sie sich so —
Officiere captivirt werden — als ob die Be¬
richtigung des Obersten Rukavina nur bestätigen würde,
was sie selbst () gleich gemeint und vermuthet habe!
Von Officieren darf man wohl erwarten, daß sie
nichts so verachten werden wie das Laster der Feigheit,
daß sie also die Kriecherei der „Neuen Freien Presse
nur mit Ekel erfüllen wird“.