I, Erzählende Schriften 9, Der blinde Geronimo und sein Bruder, Seite 6

sei
und
9. Der
Geronimo
Bruder
linde
box 1/7
D a d da Me
— —Schhiet aus:
Vichnischel Seultel, Ktirtas
—ctt aus.
vom: 1300. 1315
Saset 1915ragliche Baadschau. Berile
vom:
Arttur Schnitzler: Der blinde Geronimo. Mit
einer Radierung von Ferd. Schmutzer.
Hus dem Kunstleben.
Berlin 1915 bei S. Fischer. (Zugunsten der
** Der Dichter und die blind gewordenen Soldaten. Von den
im Feld Erblindeten. In Pappband 1.50 =.)
Novellen des Dichters Artur Schnitler ist eine der schönsten
4 Wer das Buch kauft, und es ist zu hoffen, daß es
„Der blinde Geronimo“ Ein Knabe ist von seinem
derer recht viele sind, hat nicht nur ein gutes Werk
wenige Jahre älteren Bruder aus Versehen durch einen Bolzen¬
für unsere Verwundeten getan, er besitzt auch für
schuß des Augenlichts beraubt worden, und dieser Bruder leidet
wenig Geld ein kleines Meisterwerk der graphischen
unter seiner Schuld so sehr, daß er sein ganzes Leben der Be¬
Kunst, das das von Schmutzer radierte Titelbild dar¬
treuung des Blinden widmet. Geronimo singt zur Guitarre, sein
stellt, und eine der feinsten Novellen Schnitzlers. Man
Bruder kassiert für ihn die kleine Münze der Wohltätigkeit. Eines
kennt eigentlich Schnitzler nur als Dramatiker, und
Tages macht sich ein Reisender den üblen Spaß, dem Blinden ein¬
als solchen wiederum houptsächlich als den Verfasser
zureden, er habe ein Goldstück gespendet. Geronimo glaubt sich
des „Reigens“ und des „Anatolzyklus“. Es ist so¬
von dem Bruder betrogen, ja bieser bekommt es zu spüren,
mit leicht erklärlich, daß die landläufige Auffassung
daß Mißtrauen und Entfremdung gegen ihn immer in dem Blin¬
von dem Dichter eine grundfalsche ist. Sein inneres
den geherrscht haben. Der Sinn seines Lebens droht ihm zu ver¬
Wesen ist weder ein drammatisches, noch ganz be¬
derben, und um den Bruder wieder zu gewinnen, stiehlt er einem
sonders das Schlüpfrige dieser beiden Theaterstücke.
Fremden ein Goldstück. Der Diebstahl wird bemerkt, die Brüder
Es fehlt ihm sogar die Anlage zum richtig Dra¬
werden verhaftet, und nun geht in Geronimo das Licht der Wahr¬
matischen, dafür ist er viel zu objektiv, dabei ist er
26. Mai 1915 — Nr. 204
ein feiner Lyriker, der die Schönheiten des Augen¬
blicks, die inneren Schwingungen der Seele voll und
heit auf; zum erstenmal fühlt er es erlösend und versüßend durch
ganz nachzuempfinden versteht. So erscheint er nur
seine ganze Seele, daß der Bruder mit einer Liebe ohnegleichen
geradezu prädestiniert zur Novelle. Nimmt man noch
seine schuldlose Schuld an ihm bäßt. Mit diesem tiefsten Glücks¬
seine Technik des Dramatischen hinzu, so versteht
gefühl entläßt uns der Dichter. — Wir lesen die Novelle heute,
man, wie seine Novellen so packend auf den Leier
anders als sonst, wie denken, mit größerer Anteilnahme als gegen¬
über jeder Verstümmelung, der blind gewordenen Soldaten. Dichter
wirken, auch die vom blinden Geronimo und seinem
und Verleger (S. Fischer in Berlin) haben darum diese Nor Ue
Bruder. Das ist die kurze, knappe, dramatische
in besonderer Form veröffentlicht, und der gesamte Ertrag
Form, kein Wort zu viel, aber auch keine Stimmung
ist den im Felde Erblindeten der deutschen und
vergessen. Die äußere Handlung nimmt ihren
der österreichisch=ungarischen Armee gewid¬
raschen Fortgang. Wir hören, wie Geronimo als
met. Eine Radierung von Schmutzer erhöht den Wert
Knabe durch des Bruders kindliches Spiel erblindet,
für alle Bücherliebhaber. Das schlicht und einfach in grauem Papp¬
wie dieser Bruder sein Leben dem Blinden opfert,
band gebundene, sehr sorgfältig gedruckte Büchlein kostet nur 1,50 1
wie er, durch einen leichtsinnigen Scherz eines
Mark und ist so leicht, daß es auch als Feldpostbrief verschickt mer¬
Den kann
Fremden die Liebe und das Vertrauen des Bruders,
mit dem er Bettelmulikant geworden ist, verliert und
darum zum Dieb wird und wiederum, durch die Ent¬
deckung des Diebstahls die Liebe des blinden Bruders
wieder gewinnt. Es ist eine Novelle ohne Liebes¬
(Quelienangabe ohne Gewähr.)
geschichte zwischen Mann und Weib, aber Schnitzler
Ausschnitt aus Neues Wiener Taghlett, Wies.
hat gezeigt, daß auch ohne dieses landläufige Thema
gar Schönes und Feines geschaffen werden konn.
Heinz Schönbach.
vom:
KUUN 1915
. 1
* Von dir mit einer Radierung von Ferdinand
Schmutzer geschmückten Ausgabe von Artur
G#
1s Nonelle-Der blinde Geronimo und
sein Brüber
ist eine von Schnitzler und Schmutzer
eigenhändig signierte Vockzugsausgabe in
8 Presse, Wien
Hontuh, e oit
zweihundert numerierten Exemplaren zum Preise
von 4
vom:
Mark erschienen, Nummer 1 bis 100
dieser Ausgabe hat die Hellersche Buchhandlung in
—.
Wien, 1. Bezirk, Bauernmarkt Nr. 3, erworben.
[Spenden für die Kriegssammlungen der
Das Erträgnis ist zugünsten der im Felde Er¬
„Neuen Freien Presse“.] Für die im Felde erblindeten
blindeten bestimmt
Angehötigen der österreichisch=ungarischen und deutschen Armee
wurden uns heute von Professor F. Schmutzer 3480 K.
übersandt, welcher Betrag den Erlös der an Freunde und Be¬
kannte, verkauften siebzig Exemplare des Buches „Der blinde
Celungert
Geronimo und sein Bruder“ von Artur Schnitzler, mit
einer Radierung von Ferdinand Schmutzer, vilden. A
Ausschnitt auß
Verkaufe beteiligte sich in liebenswürdiger Weise Gräfin Misa
änchener Neueste Nachrichten
Wydenbruck. Es wird hiemit der erste für das Büchlein
von 2 0N.1915
eingegangene Betrag seinem Zwecke zugeführt.
München
Herr
D.
ppert, Bahnhofrestaurateur der k. a. Staatsbahn in
Vom Büchertisch
Hullein (Mähren), schreibt uns: „Verehrliche Redaktion! Aus
* Der blinde Geronimo von Arthur Schnitz¬
Anlaß des Geburtstages des Kaisers spende ich 1000 K. für
ler. Mit einer Radierung von F. Schmutzer.-
unsere braven Soldaten, und zwar 500 K. für die im Felde
(6. Fischer, Verlag, Berlin.) In Pappband 1,50
erblindeten Angehörigen des Heeres, 300 K. zur Anschaffung
*
Mark. Dichter und Verleger veröffentlichen diese
von künstlichen Gliedmaßen für Kriegsinvalide, 100 K. für die
feine Novelle in besonderer Form so daß der ge¬
Schule der Einarmigen und 100 K. für den „Wehrmann im
samte Ertrag den im Felde Erblindeten
Eisen“, unter dem Motto: „Herz und Seele für Kaiser und
der deutschen und der österreichisch=ungarischen
Armee gewidmet sei.
Reich.“ Andächtige Dankbarkeit und Bewunderung unseren
kämpfenden und siegreichen Armeen. Gott beschütze sie und unser
geliebtes Vaterland.“
„— +