I, Erzählende Schriften 7, Die Frau des Weisen. Erzählung, Seite 1

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Wien, I., Concordiapiatz 4.
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in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New -Vork,
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Paris, Rom, San Francisço. Stockholm, St Pettr#
SchEsORRB. SScIat. Wien
1 Ausschnitt aus:
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E vom:
Kainz=Abend. Im großen Musikvereinssaale ver¬
sammelt###stern Josef Kainz zu wohltätigem Zwecke seine
Anhäuterum sich, und siehe, der Saal war ganz gefüllt.
Kainz mVorlesetische ist bekannt und er war auch dies¬
mal nicht anders als sonst: Virtnoser Vortrag, meisterhafte
Beherrschung der Stimmittel, manchmal eine charalteri¬
sierende Geste oder Gebärde und gleich darauf, unvermutet,
ein Virtuosenmätzchen, das dann recht erheblich zu stören
vermag. Das Programm, das sich Kainz zurechtgelegt, war
etwas einseitig und langwierig. Schillers „Die Götter
Griechenlands“ und der Odyssee neunter Gesang fanden un¬
geteilte Aufmerksamkeit. Einige mondaine Kleinigkeiten von
Rainer Maria Rilke, die folgten, schienen Kainz besonders
zu liegen. Dann aber kam eine gewisse Ermüdung über den
Saal, die einem Bruchstüche aus „Manfred“ in Kainz'scher
Uebersetzung nicht gerade förderlich war. Noch ärger war's,
als Kainz eine ebenso end= als bedeutungslose Novelle
Schnitzlers vorlas. Den Schluß machte nach 2½stündiger
Dauer eine Mark Twain'sche Humoreske, nach welcher ein
kleiner Kainz=Rummel losging, der sich aber recht bald
f. von S.
Tegte.
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(Quellenangabe ohne Gewähr.)
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S Aussonhittläus;Teie Fresse, Wien
98 2 1908
E vom:
[Kainz=Vorlesung.] Josef Kainz ist heute im
großen Musikvereinssaal wieder als Vorleser erschienen. Und
es war wieder ein Triumphs jener beiden großen Eigen¬
schaften, die ihm auch sein Kön der Bühne das Gepräge
dir Vollkommenheit geben: der Macht seiner Rede und der
Feinheit lseines knstlerischen Verständnisses. T.chtungen,
welche Jahrtalsende und Jahrhunderte von uns trennen, die
in fremdenSprachen erblüht sind, wurden zur hellsten Wirk¬
lichkeit erweckt durch die wunderbare Stimme des Künstlers,
durch den Rhythmus seiner Rede, die bald dahinjagt wie ein
Gespann feuriger Pferde, bald melodisch stille steht und sich
in das Innerste der Seele senkt. Schillers „Götter Griechen¬
lands“ gaben das Präludium zu dem neunten Gesang der
Odyssee,
welcher das Cyklopenabenteuer des Laertiaden
schildert. Die klassische Klarheit und Plastik des ewigen Ge¬
dichtes schien durch den Vortrag des Künstlers noch erhöht
zu werden. Von Homer zu — Rainer Maria Rilke, auch
dieser Sprung gelang Kainz, soweit es der junge Dichter er¬
möglichte. Freilich, Gedichte wie „Der Schonende"“, „Auf¬
erstehung" „Der Fahnenträger“ können mit ihrer artistischen
Fremdheit einem großen Publikum auch von Kainz nicht ver¬
ständlich gemacht werden. In eigener, formvollendeter Ueber¬
setzung las Kainz dann die erste Szene von Byrons „Man¬
fred“. „Die Frau des Weisen“ von Arthur Schnitzler bot
Kainz Gelegenheit, eine edle, einfache Prosa durch seine am
Vers geschmiedete Smme wohltönend wie gebundene Sprache
dahinfließen zu lassen. Der übliche Kainz=Jubel belohnte den
Künstler nach jedem Stück seines Programms. Wa Schlusse.
n nicht anden zu wollen.
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Telephen 12801
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Ο l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschhitt
Wien, I., Concordiaplatz 4.

Vertretungen
D in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Govähr.
& Ausscällues mastes Wiener Extrablatt, Wie
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Abendblatt
28. 2. 1908
E vom:

(Kainz=Vorlesung.) Josef Kainz las gestern
im großen Musikvereinssaale, und man weiß, was
das bedeutet. Künstlerisches Erfassen und Macht der
Rede verelnigen sich zu eindrucksvoller Harmonie. Das
Fernste wird uns nahegerückt, das Feinste in den
Lichtkreis klarer Erkenntniß gezogen. Lorik und
Epik, Schiller und Schnitzler, Homer und Byron
kpmmen zu ihrem Rechte. Dann las Kainz Rainer
Maria Rilke, den jungen Dichter, dessen
Verse wie längst vertraute Melodien klingen,
der die Sprache formt und modellirt, wie der
Bildhauer den Stein. „Das Carroussel“, „Der Tod
des Dichters“, „Der König“ und „Der Schauende“
wurden von Kainz meisterhaft zum Vortrage ge¬
bracht. Ueberflüssig ist zu sagen. daß die Begeisterung
des jugendlichen Auditorums alle Dämme durchorach.
(lephaftungen.) Der27jäbrige Reisent
Telephon 12801.
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O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
O in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Franciscc, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewähr.
6 Ausschn
usterr Wollgs Zeitung, Wien
E vom:
Theater und Kunst.
Kainz=Vorlesung. Der große Musikvereinssaal
gesteckt voll: Die hundert= und aberhundertköpfige Kainz¬
Gemeinde. Sie wird Bestand haben, denn ihre Mitglieder
sind jung. blutjung. Fast nichts als blühende Mädchen
zwischen siebzehn und zwanzig, nur ab und zu versprengt
in diesem weißen Fliederkranz ein dunkles, graues Blatt.
Alles wird beiubelt, was der Verehrte spricht, auch das
was schon allein, in stiller Einsamkeit gelesen, oft schwer,
wenn überhaupt verständlich ist, wie die dunklen Verse
Reiner Maria Rilkes, den unter anderen Ellen Key für
einen der größten deutschen Lyriker der Gegenwart hält.
Kainz las alles, Lyrisches und Episches, Schiller und
Schnitzl= Homer und Byron (den Engländer in eigener
Urbersetzung). Im Feuerfluß der Schillerschen Strophen,
im wuchtigen Tempo des Homer=Voßschen Hexameters
war sein Organ und sein Ausdruck prächtig und von
starker Wirkung. Denn er spricht Stahl, des Riesen Poly¬
phems Weise und Wül hallten durch den Saal. Aber
Stimmungen der Resignation, weiche, lyrische Empfin¬
dungen sind auf seiner Zunge zu hart gebettet. Aber immer
jubelte man ihm entgegen, auch dort, wo bestenfalls nur
dunkle Ahnung — wie bei den Versen Rilkes — die jungen
Mädchen zur leichtentflammten Begeisterung hinriß.
Fel.