II, Theaterstücke 31, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 4

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31. Im Spielder Sonneriuefte
OSUTE
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Wir befinden uns in einer Sommerfrische in der

Nähe Wiens — daher der Titel! Zeit: Ende des
v. 16
M.ARAAEReReeArnesssnA:
vorigen Jahrhunderts. Der Gatte, ein berühmter
— —
Künstler, ist oft, auch nachts über, in Geschäften in
ARGUS SUISSE ET INTERNATIONAL
der Hauptstadt abwesend und erweckt dadurch die
DE LA PRESSE S. 4.
Eisersucht der Gattin, die mit ihrem ungestillten
23, rue du Rhöne —- Genéve
Teil Sehnsucht zu einem katholischen Geistlichen
IAdr. télégr. Goupures-Geneve — Teleph. 44.005
flüchtet, der sie ebenfalls heimlich liebt, diese Liebe

aber als etwas Sündiges unterdrücken möchte und
IBureau Interiational de coupures de journaux
vor der Stimme seines Innern bei seiner Religion
Traductions de et en toutes lengue¬
Zuflucht sucht, ohne jedoch völlige Ruhe zu finden.
Das Stück gipfelt in der meisterhaft gebauten, zu er¬
greifender Wirkung sich erhebender Schlußszene des
Correspondauts dans touter les grandes villes
zweiten Aktes zwischen der Frau des Bildhauers
und dem katholischen Priester. Die Weltanschauung
des Dichters wird hier der Auffassung der Kirche

Rstratt du Journal:
entgegengestellt und den Rechten des Herzens gegen
bloß äußere Satzungen das Wort geredet. Im Drei¬
e eg
eckverhältnis befindet sich auch die in der Familie
A4e
des Bildhauers lebende Nichte, die Schauspielerin
Gusti Pflegner, die von ihrem ungeliebten Vevlob¬
Date:
ten zu dem noch jugendlichen Sohne des Hauses ab¬
schwenkt.
sechnitzler: Im Spiel der Sommerlüfte. Drama.
Das Stück weist alle Vorzüge von Schnitzlers
Verlag E. Fischer, Berlin.
dramatischer Muse auf: den beziehungsreichen, geist¬
Ein echter Schnitzler, in der menschlichen und
voll-lebendigen Dialog voll versteckter Anspielungen,
dichterischen Haltung; in gewissem Sinne ein naher
die Gabe, gewissermaßen en passant echt öster¬
Verwandter der „Liebelei". „Es handelt sic nicht
reichisch=schnitzlerisch, sozusagen lachenden Mundes
darum,“ äußert in dem Stücke die zu einem katho¬
Abgründe aufzureißen und tiefste Wahrheiten aus¬
Tlischen Priester in Liebe entbrannte, von ihrer Ehe
zusprechen — die Gabe auch, inneres seelisches Ge¬
Tal unbefriedigte Gattin eines Bildhauers, „daß man
schehen durch das Naturgeschehen vorzubereiten und
me alles vermeidet, was Erschütterungen und Neue im
zu verdeutlichen. Psychologisch sehr sein ist auch die
per Gefolge haben könnte, sondern darum, daß man vor¬
Imßer etwas erlebt hat, das die Neue lohnt ... Undsaufblühende Mannbarkeit des Jünglings und im
Orwenn's nicht Glück war, so war es doch Freude, eine] Gefolge damit seine aufkeimende Liebe zu der Schau¬
spielerin geschildert. Und der Vollständigkeit halber
schöne Stunde wenigstens oder viele.“ Jeder hat
wäre endlich noch zu erwähnen, wie meisterhaft der
Sseine eigene Wahrheit, sein eigenes Leben zu leben,
Gott tut sich uns nicht in abstrakten, allgemein ver¬ Dichter im Grunde verwandte Verhältnisse im Ein¬
zelnen, nach dem Stande der Entwicklung und dem
bindlichen Forderungen und Moralbegriffen kund,
sondern durch das lebendige Gefühl, im Verhältnis menschlichen Gewicht, gegen einander abzutönen ver¬
steht, um eine möglichst reiche Palette zu erhalten.
zu unsern Mitmenschen.