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31. In Spielder Sonnerinefte
in der nächsten Nähe nicht, der „Lentnant Gusti“ ewig zwischen Duell
und Friumph der Amouren stehend, „der einsame Weg“ der altge¬
wordenen, enttäuschten Puppenspieler mi dem Leben, „der Ruf des
Lebens“, alles überbransend mit seiner gransamen dier, das fiehente
Leben in jeder Minnte ganz zu besitzen, mit seiner fiebernden Angst.
zu kurz oder zu spät zu kommen.
Sie alle, die Menschen und ihre Schieksale, latt Schnitzler an sich vorbei¬
zichen. Er sitzt auf einer Bank, Laub mag auf ihn gefallen sein. und
ein wenig Sonne ihn wärmen. Der Reigen seines Lebens und seines
Werks tanzt in diesem Spiel von den Sommerlitten noch einmal an ihm
und an uns vorbei. Sie finden nicht zu einander, die Alternden # nviel
ist zwischen ihnen. Aber die jungen Menschen fallen einander zu, weil
jeder Fag ihnen nen und voraussetzungslos beginnt. Und immer wieder
Abschied. Und immer wieder Neubeginn. Das Alter muß sterben, das
Junge muß zu einander drangen. Voll sinnbildlicher Kraft, wenn in diesem
— so begrüßt
Schauspiel die Aufhörerin die Beginnerin umarmt und Kufst
das scheidende Leben das kommende Leben.
Was in diesem nahe bei Wien gelegenen Landhaus geschicht, ist wie
Abschied von Schnitzlers Welt, in der wir alle geicht haben und die
unwiederbringlich dahin ist. Anders sind heute die reifen Prauen, anders
die Kapläue, anders die Künstler, anders die jungen Menschen. Aber
diese Schnitzler-Welt war einmal Lebendligkeit, sie ist nicht Phantas¬
magorie, sie war mit allen ihren falschen Pönen und echten Empfin¬
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dungen, mit allen ihren Unmöglichkeiten und Schönheiten einmal
„in unserem Besit)“
müssen tansend Jahre her sein
„Im Spiel der Sommerlüste“ Die de¬
Ein historisches Stück
das ist
schichte der neben der Wirklichkeit, nur in ihrer inneren Problematik
lebenden Vorkriegsmenschen
hier ist sie noch einmal Theater ge¬
worden, golden umrandet von der Erinnerung, hauchzart, verschwebend,
nicht faßbar wie ein Fraum und seitsam abgehoben von dem Hinter¬
grund dieser unserer verrissenen, aber das Wirkliche mit allen Nerven
suchenden Zeit.
Es ist, als ginge man durch welkes, abgefallenes Lauh. Bei jedem
Schritt raschelt es. Aber wie daraus durch irgendein Inkommensurables,
das man nicht nennen, nicht fassen kann, sich plötzlich dem Wanderer
die Vision: Der Wald, oder: Der Sommer ergeben mag, so steigt hinter
diesen das ahnungslose Sterben einer Welt spiegelnden Szenen das
Giesicht eines empfindsamen, gütigen, noch in der Abrechnung arten,
Irrisch umschleierten Menschen auf — das Gesicht des Dichters.
DRUNTER UND DRUBER
Der Theaterprogrammleiter des Neuen Thenters wünscht von den Auforen
ein paar Zeilen für das Programmheft! (Pelefonauruf vom Freitag.
Möglichst für Samstag!)
Ueber was? Ueber das Theater im allgemeinen? Oder über das Stück
im Besonderen? Nun, übers Theater dürfen Schwankdichter und über
ihr Stück sollen sie nichts sagen. Dieses Verbot streng im Auge be¬
haltend, möchten wir also, was „Drunter und Drüber“ betrifft, nur
leise weinend plauschen: uns hat das Stück so gut gefallen, dal wir
manchmal glaubten, es wäre von der Konkurrenz. Ja, wir haben uns
wenn es nicht als indiskret aufgefalit werden sollte bei der Ent¬
stehung dieses Musenkindes direkt amüsiert nämlich der eine Aufor
über den anderen. immer, wenn an heiben Tagen dem einen nichts
einfiel, gähnte auch der andere. Und dann pokerten wir, oder schimpften
über die Pheater, die hentmtage so wenig heitere und so viele ernste
und schwere Stücke spielen wollen, oder sollen, oder müssen.
Oder wir haben uns gestritten, welche Rolle in „Drunter und Drüber“
wir am hebsten spielen möchten. Dabei blieben wir immer an einer
(Fortsetzung Seite 11.)
#*
31. In Spielder Sonnerinefte
in der nächsten Nähe nicht, der „Lentnant Gusti“ ewig zwischen Duell
und Friumph der Amouren stehend, „der einsame Weg“ der altge¬
wordenen, enttäuschten Puppenspieler mi dem Leben, „der Ruf des
Lebens“, alles überbransend mit seiner gransamen dier, das fiehente
Leben in jeder Minnte ganz zu besitzen, mit seiner fiebernden Angst.
zu kurz oder zu spät zu kommen.
Sie alle, die Menschen und ihre Schieksale, latt Schnitzler an sich vorbei¬
zichen. Er sitzt auf einer Bank, Laub mag auf ihn gefallen sein. und
ein wenig Sonne ihn wärmen. Der Reigen seines Lebens und seines
Werks tanzt in diesem Spiel von den Sommerlitten noch einmal an ihm
und an uns vorbei. Sie finden nicht zu einander, die Alternden # nviel
ist zwischen ihnen. Aber die jungen Menschen fallen einander zu, weil
jeder Fag ihnen nen und voraussetzungslos beginnt. Und immer wieder
Abschied. Und immer wieder Neubeginn. Das Alter muß sterben, das
Junge muß zu einander drangen. Voll sinnbildlicher Kraft, wenn in diesem
— so begrüßt
Schauspiel die Aufhörerin die Beginnerin umarmt und Kufst
das scheidende Leben das kommende Leben.
Was in diesem nahe bei Wien gelegenen Landhaus geschicht, ist wie
Abschied von Schnitzlers Welt, in der wir alle geicht haben und die
unwiederbringlich dahin ist. Anders sind heute die reifen Prauen, anders
die Kapläue, anders die Künstler, anders die jungen Menschen. Aber
diese Schnitzler-Welt war einmal Lebendligkeit, sie ist nicht Phantas¬
magorie, sie war mit allen ihren falschen Pönen und echten Empfin¬
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dungen, mit allen ihren Unmöglichkeiten und Schönheiten einmal
„in unserem Besit)“
müssen tansend Jahre her sein
„Im Spiel der Sommerlüste“ Die de¬
Ein historisches Stück
das ist
schichte der neben der Wirklichkeit, nur in ihrer inneren Problematik
lebenden Vorkriegsmenschen
hier ist sie noch einmal Theater ge¬
worden, golden umrandet von der Erinnerung, hauchzart, verschwebend,
nicht faßbar wie ein Fraum und seitsam abgehoben von dem Hinter¬
grund dieser unserer verrissenen, aber das Wirkliche mit allen Nerven
suchenden Zeit.
Es ist, als ginge man durch welkes, abgefallenes Lauh. Bei jedem
Schritt raschelt es. Aber wie daraus durch irgendein Inkommensurables,
das man nicht nennen, nicht fassen kann, sich plötzlich dem Wanderer
die Vision: Der Wald, oder: Der Sommer ergeben mag, so steigt hinter
diesen das ahnungslose Sterben einer Welt spiegelnden Szenen das
Giesicht eines empfindsamen, gütigen, noch in der Abrechnung arten,
Irrisch umschleierten Menschen auf — das Gesicht des Dichters.
DRUNTER UND DRUBER
Der Theaterprogrammleiter des Neuen Thenters wünscht von den Auforen
ein paar Zeilen für das Programmheft! (Pelefonauruf vom Freitag.
Möglichst für Samstag!)
Ueber was? Ueber das Theater im allgemeinen? Oder über das Stück
im Besonderen? Nun, übers Theater dürfen Schwankdichter und über
ihr Stück sollen sie nichts sagen. Dieses Verbot streng im Auge be¬
haltend, möchten wir also, was „Drunter und Drüber“ betrifft, nur
leise weinend plauschen: uns hat das Stück so gut gefallen, dal wir
manchmal glaubten, es wäre von der Konkurrenz. Ja, wir haben uns
wenn es nicht als indiskret aufgefalit werden sollte bei der Ent¬
stehung dieses Musenkindes direkt amüsiert nämlich der eine Aufor
über den anderen. immer, wenn an heiben Tagen dem einen nichts
einfiel, gähnte auch der andere. Und dann pokerten wir, oder schimpften
über die Pheater, die hentmtage so wenig heitere und so viele ernste
und schwere Stücke spielen wollen, oder sollen, oder müssen.
Oder wir haben uns gestritten, welche Rolle in „Drunter und Drüber“
wir am hebsten spielen möchten. Dabei blieben wir immer an einer
(Fortsetzung Seite 11.)
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