II, Theaterstücke 31, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 131

bereits der Herr Reichsarbeitsminister und ich in einem Erlaß
Zum 60. Geburtstag Dr. Katzensteins-Bielefeld
vom 21. Oktober 1033 Stellung genommen. Außerdem hat
der Herr Reichsarbeitsminister in einem Rundschreiben an
Ein Kämpfer
die Treuhänder der Arbeit vom 24. November 1033 — IIlb
Nr. 14872 33 (das damals im Wortlaut von uns veröffentlicht
für das religiös-liberale Judentum
wurde. Schriftltg.) — darauf hingewiesen, daß Betriebsver¬
Am 12. September dieses Jahres begeht Rechtsanwalt
tretungen und andere Stellen sich mit der Forderung,
Dr. Katzenstein, Bielefeld, seinen 60. Geburtstag. Es
jüdische Arbeitnehmer zuentfernen, in Wider¬
ist eine Ehrenpflicht, seiner an dieser Stelle mit herzlichen
spruch zu den wiederholten Verlautbarungen
Wünschen zu gedenken. Dr. Katzenstein ist einer der Be¬
der Reichsregierung setzen. Aus der Tatsache
gründer der Vereinigung für das religiös¬
nämlich, daß nach dem Willen der Reichsregierung im Wirt¬
liberale Judentum und seit ihrem Bestehen Mitglied
schaftsleben zwischen arischen und nichtarischen Firmen zum
des Hauptvorstandes der Vereinigung. Klarheit des Denkens
Zwecke der Boykottierung nichtarischer Geschäfte nicht unter¬
verbindet sich in ihm mit Vornehmheit der Gesinnung. Die
schieden werden solle, könne ohne weiteres abgeleitet werden,
sechs Jahrzehnte seines Lebens bieten das Bild einer reichen
daß auch den nichtarischen Arbeitnehmern der Schutz der
Entwicklung, die auf das Judentum ausgerichtet ist. Von
Regierung zustehe...“
großer innerer Elastizität hat er einen Blick für das, was die
Gegenwart erfordert, und ist bereit, das durch die Zeit Ge¬
botene zu vertreten und zu verwirklichen. Von einer sich
Ein Appell des General Smuts
ständig vertiefenden Liebe zum Judentum beseelt, hat er, im
wahren Sinne modern, sich für den Aufbau des religiösen
Zugunsten des Judentums
Lebens eingesetzt.
Johannesburg. Der südafrikanische Justizminister und
So hat er die Gemeinde Bielefeld segensreich ver¬
ehemalige Ministerpräsident General Smuts hat einen flam¬
waltet, und wenn sie eine gedeihliche Entwicklung genommen
menden Aufruf zugunsten des Judentums er¬
hat, ist es vor allem seiner Umsicht und seinem Weitblick zu
lassen. In dem Aufruf wird die nichtjüdische Welt auf¬
verdanken. Insbesondere für die Jugend und ihre Bestre¬
gefordert, dessen eingedenk zu sein, daß die Juden der
bungen hat er ein tiefes Verständnis. In solchem Geiste hat
Welt die Bibel geschenkt haben. „Wir wollen nicht
vergessen,“ schreibt General Smuts, „daß dieses außergewöhn¬
er auch das jüdische Leben der Provinz Westfalen tatkräftig
liche hochbegabte kleine Volk den höchsten Beitrag zur Wohl¬
gefördert. Als Vorsitzender des Verbandes der Synagogen¬
fahrt der Welt geliefert hat. Die Bibel ist das bedeutendste
gemeinden Westfalens hat er sich die Fürsorge für das Wohl
Buch der Welt und das höchste Geschenk auf dem
der kleinen Gemeinden, die Aufrechterhaltung des Kultus und
Gebiet der Kultur, des Denkens und der Religion der
Religionsunterrichts, die Hebung des kulturellen Lebens, die
Menschheit. Kein anderes Werk der Weltliteratur kann mit
Schaffung von Lehrerbezirken angelegen sein lassen.
ihr verglichen werden.“
In den letzten Jahren ist der Radius seines Arbeits¬
bereichs erheblich gewachsen. Die Not der jüdischen Gemein¬
schaft stand als Aufgabe vor ihm, an deren Lösung mitzu¬
Synagogen-Einweihung in Küstrin
wirken er sich berufen fühlte. Der Soziale Ausschuß für
Frankfurt a. O. Seit geraumer Zeit fand wiederum in
jüdische Wohlfahrtspflege in Wertfalen und vor allem die
Deutschland eine Synagogen-Einweihung statt. Trotz mannig¬
Provinzialstelle für jüdische Wirtschaftshilfe in Westfalen und
facher Schwierigkeiten war es der kleinen Gemeinde in Küstrin
die westfälische Darlehnskasse umschreiben sein Tätigkeits¬
gelungen, den Bau ihrer Synagoge zu vollenden. Die Ein¬
gebiet. Darüber hinaus gehört er dem Hauptvorstand des
weihung des Neubaus fand in besonders feierlichem Rahmen
statt. Neben Teilnehmern aus den Nachbargemeinden sind
Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens an
insbesondere Rabbiner Dr. Salomonski-Berlin als Ver¬
und ist Vorsitzender des Landesverbandes Ost-Westfalen-Lippe
treter des Preußischen Landesverbandes und der Berliner
des C.V.
räftig hat er jede Bestrebung gefördert, die
Jüdischen Gemeinde sowie Rabbiner Dr. Wiener-Berlin
dahin zielte, s deutsche Judentum durch Zusammenschließung
und die Rabbinen aus Frankfurt a. O. und Landsberg a. W.
und Organisierung zu festigen, und hat wesentlich zu der
unter den zahlreich erschienenen Festgästen hervorzuheben.
Begründung des Preußischen Landesverbandes jüdischer Ge¬
Die ewige Lampe wurde vom Vorsitzenden des Berliner
meinden beigetragen. Dem Rat des Landesverbandes gehört
Rabbinerverbandes, Dr. Martin Salomonski, entzündet. Die
er als Mitglied an. Möge ihm auch weiterhin die Kraft zu
Weiheredé hielt der Prediger von Küstrin, Löwy. Besondere
seiner umfassenden und vielseitigen Wirksamkeit im Dienste
Verdienste um den Bau hat sich der Vorsteher der Gemeinde
Küstrin, Müller, erworben.
des Judentums gegeben sein.
Schnitzler im Kulturbund — Die Jüdische Frau im Brüdervereinshaus
Willternode
Sohinerläfte
Arthur Schnitzler hat Hugo von Hofmannsthal ver¬
sich um die jungen und die alternden Menschen in dem
sprochen, zur Premiere von „Jedermann“ nach Salzburg zu
Sommerhäuschen des Bildhauers Friedlein legt, und das beim
kommen, und er hat ihn gebeten, ihm zwei Sitzplätze reser¬
ersten Hauch zerreist und zerflattert. Die Bindungen reichen
vieren zu lassen. Da aber Schnitzler bis zum Vortag der
für eine schwüle Gewitternacht, für ein paar Sommerwochen,
Aufführung nicht eingetroffen ist, telegraphiert Hofmannsthal,
für die Dauer einer Spielzeit — vielleicht. Lächelnder Ver¬
der Vergeßlichkeit des Freundes eingedenk: „Sitze besorgt.
zicht unter echten und falschen Tränen, Resignation, leise
Salzburg Hotel Continental. Hormannsthal.“ Worauf Schnitz¬
Tronie und die „leichtsinnige Melancholie“ Anatols sind die
lererstaunt zurücktelegraphiert: „Warum sitzst Du besorgt
Bestandteile dieses verschlungenen Pusselspiels.
Salzburg Hotel Continental?“
Während Prof. Friedlein den Drang zu seiner Bildhauer¬
Wir saßen zwar nicht besorgt, aber ein wenig bedrückt
werkstatt und zu seinen Modellen verspürt, wird Frau Josefa,
und betrübt in der Berliner Premiere von Arthur Schnitzlers
seine Lebensgefährtin, eine Frau zwischen zwei Altern, vom
letztem Bühnenwerk. Kurz vor des Dichters Tod ist es ent¬
Hauch der Leidenschaft zu einem andern gestreift. Die Nichte
standen. Vor etwa fünf Jahren. Inzwischen starb eine Zeit.
Gusti, künftige Julia am Innsbrucker Stadttheater, wechselt
Das „Spiel der Sommerlüfte“ konnte dem alles auf¬
ihre Rolle und ihre Partner wie auf ein Stichwort. Einer
wirbelnden Ernst rauher Stürme nicht standhalten. Eine ver¬
nimmt sie ernst; der Schuljunge Eduard wird an ihr zum
sunkene Welt geisterte auf der Drehbühne an uns vorüber.
jungen Mann; der Innsbrucker Leutnant, einem Duell glücklich
Und doch danken wir dem Kulturbund für diese Aufführung,
entkommen, wird ein paar nette Wochen mit ihr verbringen,
die uns die Bekanntschaft mit altvertrauten Gestalten Schnitz¬
da sie nichts gegen ihn einzuwenden hat. Bleibt Hochwürden,
lers aus dem weiten Land der Seele erneuern ließ.
der Kaplan Ferdinand Holl. Er kommt oft in den Garten der
Künstlervilla, um an der Resignation der Frau Josefa mit¬
Es sind keine starken Fäden, die die Handlung zu¬
fühlend Anteil zu nehmen; bis aus dem Beichtiger ein Beich¬
sammenhalten. Es ist ein zartes herbstliches Spinnetz, das
geeet um
g