II, Theaterstücke 29, Komödie der Verführung. In drei Akten (Der Verführer), Seite 97

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29. Kondedje der Verfuehrung
v. et Goltschng
BERLNN ,
u. i Sngentnen,
Pelsten Sorm sng
Ausschnitt aug.
Naturell, jede in ihrer Art mit subtilster Hane
erer Pententen
gezeichnet jede interessierend und sich alle drei
im gleichen gesellschaftlichen Milien, dessen
kultivierte Formen man mit Genuß eripfindet,
zusammenfindend. Unter den männlichen Ge¬
stalten ist der feine Baron von Falkenier, eine
Gestalt wie Herr von Sala, in Schnitzlers
2 o g
„Einsamer Weg“ die gewinnendste Figur, als
Randfigur ist
Seraphinens Vater, der pen¬
stonierte Kammersänger, eine Meisterzeichnung.
Wiesbadener Theater.
Wie die drei Frauengestalten dieser Verfüh¬
Die reichsdeutsche Urauffüh¬
rungsatmosphäre
(die mehr das weiche
rung von Arthur=Schuitlers „Komödie
verschleierte Fluidum als körierliche Greif ar¬
der Verfü rung" fand im Wiesbadener Staa s
keit fühlbar macht) ihren vorgezeichneten Schick¬
#theater statt und erzielte einen überaus starken
salsweg gehen, oene trotz der Kühnheit der
Erfolg. Dieses Werk modernster Gesellschafts¬
Konzeption, das Empfinden der Zuhörer zu
Psochologie zeigt von neuem Schnitzlers un¬
verletzen, ist Schnitzlersche wundervol'e Eigen¬
bestrittene Vorzüge: eine kultivierte Sprache,
art, die Hartes mild zu gestalten weiß. Die
einen feingeschlissenen Dialog, eine unvergleich¬
lebhafte Wirkung der drei seingeformten Gesell¬
liche Schilderungskunst moderner Lebens¬
schaftsakte wurde durch die Darstellung der
anschauungen. Dennoch entbehrt zur Erzielung
Damen Hummel (Aurelie),
Kabisch
nachhaltigster Wirkung diese Somödie, die tra¬
(Judith) und Nowack (Seraphine) und
gisch endet, der geschlossenen di matischen Form;
durch die Herren Sellnick (Falkenier),
ein Neben einander der Handlung ersetzt zum
Langhof
(Reisenhera), Andriano
Schaden der Dichtung das In einanderfließen
(Kammersänger) und Schwab (Ambros) aufs
der Gebeimnisse, die dennoch ungemein fesseln,
trefflichste unterstützt und herausgearbeitet. Die
da sie Ausfluß dieser Zeitperiode sind.
stimmungsvolle Reaie Dr. Buchsbaums
Um drei ganz moderne junge Mädchen, die
gab den Geschehnissen einen geschmackvollen und
große „amoureuso“ die schöne Grifin Aurelie,
distinauierten Raimen; und so setzte dann der
um Judith, die „garçonne", und Seraphine,
nach den ersten Bildern nur svontan betätigte
das „süße Mädel“, entzückendste Wiener Prä¬
Beifall nach dem Schlußakt um so stärker ein
gung, gruppiert sich die Handlung, die eigent¬
und ließ die Trger der Hauptrolken und den
lich nur
ein gemeinsamer Liebbaber, der
Reaisseur, immer wieder vom begeisterten
liebenswürdige, leichtlebige, stets untreue Don
Publikum gerufen, unzählige Male vor der
Juan Max Reisenberg zusammenknspft. Diese
Rampe erscheinen.
E. R.
drei Frauentypen gehorchen alle drei ihrem
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLIN N4
Telefon: Norden 3051
Ausschnitt aus:
Kölnischr Zeitung
70. Okl. We#
Wiesbaden. Im hiesigen Staatstheater erlebte Schltllerg
[(Komödie der Verführung nun auch ihre reichsdeutsche Kraus¬
führung. Inhali und Tendenz des Werks wurden schon ausführlich aus
Anlaß der Wiener Aufführung besprochen. Es bleibt daher heute nur
noch zu sagen, daß trotz einer geschickten Bearbeitung (Dr. Buxbaum),
die einige Trivialitäten ausmerzte, und einer sehr guten Verkörperung
der Hauptgestalten sich auch hier am Schluß in den schon üblich gewordenen
Rudolf Busch.
Premierenbeifall einiger Widerspruch mischte.