II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 155

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Finkund Frjederbusch
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falls nicht entgehen lassen und unter Steinrücks
Regie aus den drei Akten herausgeholt, was sie
Theater und Musik
hergeben konnten. Die Titelrolle spielte Herr
* Residenztheater. Fink und Flieder¬
Janssen und bot viel Energie auf, um frisch und
busch. Komödie von Arthur Schnitzler.
elegant und munter zu erscheinen. Im Verkehr
Seit Gustav Freitags Journalistenkomödie ist
mit dem Grasen darf er etwas Selbstbewußtsein
der Versuch einer behaglichen Zeitungssatire auf
zulegen, wenn jener den Hut aufsetzt, braucht er
der Bühne nicht wieder recht gelungen. Das
ihn nicht in der Hand behalten. Um das zahl¬
bleibt bedauerlich, denn das Zuständliche in
reiche Aufgebot der mehr oder minder vathetisch
jenem Lustspiel mutet heute so altmodisch an, wie
charakterisierten Wiener Redaktenctypen machten
die Kostüme der fünfziger Jahre, und so fehlt
sich verdient: die Herren Höfer (Leuchter),
dem meisterlichen Stück) trotz allem Witz, die un¬
Lützenkirchen (Satan), Schwanneke (Kajetan),
mittelbare Beziehung zur Gegenwart.
Jacobi (Füllmann), Basil (Abendstern), Stett¬
ner (Frühbeck), Stadler (Oberndorfer), Alten
Dieses Problem wird auch bei Schnitzler nicht
(Egon) und Gura (Wöbl).
gelöst, obwohl er die Dinge kennt, und manche
komische Verzerrung zustande bringt. Der erste
Den lustigen Styx, ein etwas reduziertes
Akt gibt Stimmungsbilder aus einer Wiener
Pumpgenie, spielte Herr Waldau mit so viel
Redaktion, die ihre grotesken Wirkungen aller¬
versönlichem Charme, daß die Figur in unmit¬
dings nur durch schwankhafte Uebertreibungen
telbare Beziehung zum Zuschauer trat. Die be¬
erreichen. Die in eine einzige Redaktionsstube
zwingende Komik der Erscheinung und ihr ge¬
zusammengesperrten Kollegen, der ewig pol¬
winnender, zarter Unterton hoben die Episode
ternde Chefredakteur und allerlei andere Unz
in die echte Komödienstimmung. Waldau wurde
möglichkeiten ergeben keine ganz zwingende Vor¬
wieder mit herzlichem Beifall auf offener Szene
stellung. Wenn auch nirgends zweifelhaft bleibt,
bedache Herr Graumann war als weltgewandter
was gemeint ist und der Autor gerade in diesem
Graf Gisbert von überzeugender Vornehmheit.
Akt auf eine lustige Weise dartut, daß er sich
Fran v. Hagen. unter so vielen Männern als
auskennt in seiner Wiener Welt. Individuelles
Fürstin Priska die einzige Dame im Stück, zeigte
Interesse erweckt von diesen unterschiedlichen
sich mit schalkhafter Ueberlegenheit ihrer Sen¬
Schwanktypen nur Herr Fliederbusch. ein junger
dung gewachsen. Und mit einem Humor, der in
Parlamentsberichterstatter, der sich den immer¬
seiner spezifisch österreichischen Färbung dem
hin begabten Scherz leistet, zwei einander be¬
zweiten Akt die Amosphäre gab. Der etwas
sehdende Blätter zu bedienen. In der demo¬
problematisch gewordene Begriff der Salon¬
kratischen „Gegenwart“ bekämpft er seine eige¬
dame als einer Erscheinung, die das Aeußerste
nen Artikel, die er als pfendonymer Fink in der
an Eleganz zu bieten hat, und die dem Lustspiel
galbosfiziösen und reichlich rechts stehenden „Ele¬
verloren zu gehen droht, nahm hier wieder ein¬
ganten Welt“ veröffentlicht. Er treibt den
mal jene Schaubarkeit an, die Stilisierung und
Scherz auf die Spitze und seine etwas voreiligen
Symbol bedentet.
Freunde treiben ihn noch weiter. Bis zum Duell
Der Beifall zeigte sich den Abend über mehr
nämlich, das Fink mit Fliederbusch austragen
an die Darstellung als an das Stück gebunden.
soll. Da kommt die Geschichte an den Tag, aber
Wird man es verstehen, für den einzigartigen
leider hat der Zuschauer schon viel zu oft und
Rahmen des Residenztheaters immer sicherer die
ausgiebig davon gehört, und Wiederholungen
passenden Stücke zu finden, so wird dieses Thea¬
stumpfen einen Scherzl auf der Bühne außer¬
## Münchens beste Lustspielbühne sein. E.
ordentlich ab.
Allerlei Kluges wird gesagt über Politik und
Hof und National=Theater. Es ist eine
Kunst, über Kunstpolitik und politische Kunst.
eigentümliche Tatsache, daß ans die Figuren
Doch werden die Dinge gegen das Finale zu im
der allermeisten Opern Verdis keine tiesere
Tellnahme entlocken. Wie die Handlung, worin
mer dünner; und die Längen der redseligen
sie steben, wohl immer theatralisch effektvoll,
Dialoge durch eine Verwandlung im letzten Akt
aber dramatisch sehroft schlecht begründet und ge¬
noch fühlbarer.
Die Darstellung nat sich das Material jeden= fügt ist. so kommen auch sie seiten über einen
M.k-h.