II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 276

26.1. Konoedie der Norte zyklus
Seite 6.
bestand bei den Griechen darin, daß einmal in je¬
dem Jahre zur Zeit der Weinlese, für eine Nacht
alle Bande der Familie, alle Gebote der Sitte ein¬
fach aufgehoben waren. Bei Anbruch des Tages war
das Fest vorbei, und jeder Teilnehmer war ver¬
pflichtet, zu vergessen, mit wem er für seinen Teil
im heiligen Hain das Fest gefeiert hatte. Einander
wiederzuerkennen, hätte als frevelhaft gegolten.
Wenn zwei noch am nächsten Abend nach einander
Sehnsucht verspürten, so durfte niemand, auch nicht
Ehegatten oder Eltern, die Verliebten zurückhalten.
Aus dieser zweiten Nacht gab es aber keine Rückkehr.
Das frühere Heim war beiden verschlossen, und sie
blieben für den weiteren Verlauf des Daseins auf
einander angewiesen. Darum sollen so wenige Lust
verspürt haben, am zweiten Abend, — außer Haus
zu gehen. Das Liebespaar versteht die mythologi¬
schen Erklärungen des Herrn Staufner. Dr. Guido
## .
Wernig fayrt in entgegengesetzter Richtung ab,
Herr und Frau Staufner bleiben wieder einander
vereint noch einige Tage in Salzburg.
[Kontraktbrüchig.] Hermine Körner
hat plötzlich der Dresdener Hofbühne, der Stätten
ihrer großen Erfolge, den Rücken gewandt und ist
von Max Reinhardt für das Deutsche Theater in
Berlin verpflichtet worden. Sie berief sich bei der
plötzlichen Lösung ihres Vertrages mit dem Dres¬
dener Kgl. Schauspielhaus auf ein vormundschaftli¬
ches Urteil, demzufolge der Vertrag ungültig sei
weil der Gatte der Künstlerin (der einige Jahre am
Breslauer Schauspielhaus tätige Ferry Körner, der
überdies von seiner Frau getrennt lebt), zu seinem
Abschluß seinerzeit nicht die Einwilligung gegeben
habe. Nunmehr ist aber dieses Urteil aufgehoben
worden, denn das Vormundschaftsgericht bezeichnet!
sich als unzuständig, weil der Gatte der Frau Kör¬
ner Österreicher ist. Graf Seebach, der Dresdener
Generalintendant, hat beim Präsidium des Deut¬
schen Bühnenvereines beantragt, über die Künstle¬
rin wegen Kontraktbruchs den Bann zu verhängen.
[William Miller,] der erste Tenor der
Wiener Hofoper, dessen Vertrag mit Saisonschluß
abläuft, verhandelt mit einem ersten Berliner
Kunstinstitut.
[„Die Csardasfürstin“] ist der Titel der
neuen Oepertte von Emerich Kalman, Text
von Leo Stein und Bela Jenbach.
In Allerheiligen und Allerseelen.
gemahnen uns die Verstorbenen ganz besonders
eindringlich an die Hinterbliebenen; und mehr
denn je empfindet man an diesen Tagen die
ganze große Not der armen Kinder, die Vater
Mutter, ihre Ernährer und Beschützer verlore,
haben und in ihrer Hilflosigkeit angewiese
sind auf das verständnisvolle Mitgefühl mer
schenfreundlicher Wohltäter; und da gibt es g
wiß niemanden, der nicht gerne seine Hilf
bereitschaft durch eine wenn auch nur klein
Spende bezeigen wollte.
Diese opferwillige Allerseelenstimmung si
heuer vollauf unseren hilfsbedürftigen Kinde
zugute kommen: die Bezirkskommi
sion für Jugendfürsorge veranstalt
K
box 32/4
Ausschnitt aus: zue Badische Landes Zeitung
vom:
Mannbeim
B

T. (Ein
a Heidelberal Lüer dei¬
delsper gercheeoresterihroree und:
Die „Komödie der Worte“ von Artur Schnitz¬
ler, sdie aus drei Einaktern besteht und anläßlich ihrer Ur¬
aufführungen auch an dieser Stelle besprochen wurde, ist
am gestrigen Mittwoch durch das Darmstädter Hof¬
theater im ausverkauften Heidelberger Stodt¬
theater zur hiesigen Erstaufführung gebracht worden.
Im Mittelpunkt des Abends stand der Einakter „Große
Scene“, der psychologisch wahr, voller Ironie und großer
Lustigkeit steckt. Herr Harprecht bot hier ein Bild
verblüffender Echtheit. Das innere Gerüst des „Bacchus¬
festes“ erscheint einigermaßen dürftig; überraschend un¬
wahr vollends wirkte die Psychologie der „Stunde des
Erkennen s“. Alle drei Einakter sind erfüllt von feiner
Kultur, doch kann ruhig behauptet werden, daß das wahr¬
haft Dichterische allgemein vermißt wird. Von den übrigen
Darstellern der im ganzen sehr kobenswerten Aufführung,
die freundlichen Beifall fand, sind Frl. Meißner, Frl.
Gothe und namentlich auh Herr Meizker besonders
hervorzuheben.

Ausschnitt aus:
Hannoverscher Courier
vom:
K
Theater und Musik.
Deutsches Theater. Als zweiten literarischen Abend
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dieser Spielzeit bereitet die Direktion das neueste Werk

d zwar die drei Einakter „Stunde des
Erennens', „Große Szene“ und „Das Bachusfest“, unter
dem Gesamttitel „Komödic der Worte“. Das Werk,
das gegenwärtig auf dem Spielplan fast aller großer Bühnen
Deutschlands, wie München, Frankfurt usw. steht, wurde erst
türzlich am k. k. Hofburgtheater in Wien und am Lessing¬

theater in Berlin zur Aufführung gebracht, und ist wohl der
stärkste Erfolg, den Schnitzler seit „Liebelei“ mit einer
Bühnendichtung erzielt hat. Der Reiz der Stücke liegt darin,
daß die drei männlichen Hauptrollen auf Wunsch des
Dichters von demselben Darsteller gespielt werden, dem sie
Gelegenheit geben, sein Charakterisierungstalent und seine
Wandlungsfähigkeit zu zeigen. In Wien ist Harry Walden,
in Berlin Bassermann der Träger dieser Rollen, die in der
hiesigen Aufführung von Robert Taube dargestellt
werden, dessen großes schauspielerisches Können sich hier
bereits in den verschiedenartigsten Aufgaben erprobt hat. Die
drei weiblichen Hauptrollen liegen in den Händen der Damen
Normann, Rupprecht und Schneider. Fräulein
Marta Schneider, die neue jugendliche Salondame, wird sich
bei dieser Gelegenheit zum ersten Male in einer neuen Rolle
vorstellen, nachdem sie jetzt schon als Nachfolgerin von Ida
Wüst in dem Zugstück „Die selige Exzellenz“ durch ihr an¬
mutiges und liebenswürdiges Spiel die Symphatien des
Publikums erworben hat. Die übrigen Hauptrollen liegen
in den Händen der Herren Clodius, Mackay und
Semler. Der anhaltende Kassenerfolg des Presber¬
Steinschen Lustsviels gab der Direktion Zeit und Muße, die
„Komödie der Worte“ mit der gehörigen Sorgfalt vorzu¬
bereiten. Die Erstaufführung ist am Mittwoch, den
10. November.