II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 3), Große Szene, Seite 1

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26.3. Grosse Sane
haben keine Aenßerungen Logregeden, sondernndann könnte auch sein, daß es auf verschiedenen Gedieten

##wartei. Vorgestern hat uns deswegen die keinen Fortschritt mehr gibt, zum Beispiel auf dem Gebiete
„Arbeiter=Zeitung“ die Leviten gelesen. Was wird aber saktisch sozialen Gesetzgebung. Es ist gewiß eine notwendige Sache,
Jeuilleton.
wenn das Publikum Gelegenheit erhält, die Verloge
seelischer Komödienspielerei eines großen Bühnenlieb
aufgedeckt zu sehen, zumal, wenn dies von
Oesterreichischer Dichterabend im
so überlegen ironischen Geist, wie es Artur Schnitzler ist, be¬
wird. Ida Stuckering, die Frau des Schauspielers, war rei
Deutschen Volkstheater.
und Karl Forest als Theaterdirektor ein Räsoneur, dem man
Zum „Tag des Buches": Karl Schönherr, Anton
geistreichen Apercus aus dem Metier glaubte, als obe
Wildgans und Arthur Schnitzler.
Eigenbau gewesen wären. Hans Hinrich, der den Schauspe
Es war eine hübsche Idee Dr. Rudolf Beers, den „Tag des
Herbot spielte, traf das Komödienpathos im Alltagsleben #
Buches“ in Wien mit österreichischen Dichtern zu begehen. Das
gezeichnet, doch fehlte ihm die Anmut des großen und ewe
Kindes im Genie, jene bezaubernde Liebenswürdigkeit, der so
dichtgefüllte Haus bezeugte dem Direktor auch schon im voraus die betrogene Frau alles verzeiht.
seine Anerkennung und begrüßte ihn dankbar, als er vor Beginn
O. K.
der Vorstellung vor den Vorhang trat, um ein paar kluge Worte
zur Einleitung des Abends zu sagen, die der Bedeutung des ersten Buch¬
tages in Oesterreich und den Büchern überhaupt galten. Er nannte
H. R. Lenormand: „Magische Liebe“
sie die Bataillone des Wissens, mit denen die Welt ihre
Das Reinhardt=Ensemble im Carl=Theater.##
Kämpfe auf dem Schlachtse.d des Geistes austrage und nahm die
Gelegenheit wahr, davor zu warnen, die Muskeln, wie es das
Das Leben hinter den Dingen und Geschehnissen: das
Zeitalter des Sports tue, zu überschätzen und den Geist zu kurz
das dichterische Gebiet von Lenormand. Unsichtbare Mäch
kommen zu lassen. Direktor Beer schloß mit den Worten, daß
beherrschen unsere Seele. Das Tote ist nicht tot; der Ve
ein gutes Buch noch immer gewaltigere Wirkungen ausübe als
storbene wirkt weiter und bestimmt unser Fühlen und Handel
alle Weltmeisterschaften der Erde, da die leisen Dinge sich immer
er liebt und straft und wandelt sich. Auch die Landschaft, die un
lebendiger erweisen würden, als die lauten.
umgibt, ist wie ein Lebewesen. Der Wind hat seine Sprache, de
Meer mit seinem Brausen und Stürmen. Das sind die unsich
Es folgten nun drei Einakter, von denen nur der letzte,
baren Mächte im Drama unseres Lebens.
die „Gresse Szene“ von Artur Schnitzler, auf dieser Bühne noch
Lenormand hat mit dem Rationalismus des fra#
nicht gespielt worden war: „Karrnerleut'“ von Karl Schönherr
zösischen Dramas gebrochen, mit seiner einfachen
und das einaktige Gerichtsstück „In Ewigkeit Amen“ von Anton
un
klaren Psychologie. Er begibt sich mit seinen Stück¬
Wildgans, mit dem das Deutsche Volkstheater seine diesjährige
an das andere Ufer des greifbar Realen. Er schaltet aus sein
Spielzeit eröffnet hatte, sind als ausgezeichnete szenische und schau¬
Handlungen die Logik des Alltags aus. Maeterlinck=Atmosphe¬
spielerische Leistungen dieser Bühne bekannt und übten gestern ist in seiner dichterischen Welt. Das Leben von diesseits und jensen
ihre erschütternde Wirkung in vielleicht noch stärkerem Maße wird von einer unerklärlichen Magie beherrscht. Auch der geliebte Tie
als sonst. Neben Elisabeth Markus, Eduard Loshner, Hans Homma besitzt diese magische Kraft. Er schleicht sich ins Lebendige, wer
und Louis Böhm in „Karrnerleut'“, Otto Schmöle, Maria Gutt= unsichtbar in unserem Heim. Es ist Pantheismus in Lenorman#
mann, Hans Olden und Otto Soltau in dem Wildgansschen Ein= Weltbild; eine düster gefärbte Verneinung mit helleren Ausgängs
akter soll die Meisterleistung Karl Forests besonders genannt Siegreich bleibt zuletzt das diesseitige Leben. Die Liebe ist stär
werden. Die „Große Szene“ von Arthur Schnitzler hätte wohl ein als der Tod. Lenormands Bejahung des Uebersinnlichen ist jes
paar Kürzungen vertragen, wirkte aber trotzdem, wie immer, auch von Zweifeln durchsetzt. Er rationalisiert diesen Glauben.]
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