II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 247

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25. Professenernhandi
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Staatssekretärs des Innern zur Bekambfung der Sozialdemo####esRoheil ung#mdeter Stentente. (Leoh. Hori, hatt: d. v. Sogt)i in Dieenberg ist Für
sind dahin aufgefaßt worden, daß ich dem Reichskanzler und dem Das ist wohl 25 Jahre her, aber die tägliche Erfahrung lehrt uns, Dr. Cohn auf die Rich
Stahtssekretär des Innern Mangel an persönlichem Mut vorge= daß derartige Auffassungen zwar in den Urteilsgründen nicht mit
trauen zu den Richte
wörfen hätte. In meiner Absicht hat das nicht gelegen. derselben Klarheit und Brutalität ausgesprochen, aber jedenfalls drücke des Herrn Abg.
Beiden Herren habe ich eine entsvrechende Erklärung zugleich mit von den Richtern gehegt werden. (Sehr wahr! b. d. Soz.) Das schen Krone kann ich
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teressant wie stets, wenn das Auditorium ein intimes Standesleben
den uerstnsunn
Theater und Kunst.
auf der Bühne beobachten kann. Doch bald setzt die „Vergeistigung“
hinüber Professor Ber
des Milieus, oder das sogenannte Problem ein. Ein süßes Mädel
tor des Elisabethinum
Münchener Schauspielhaus. Professor Bernhardi, (diesmal erscheint es nicht auf den Brettern, es wird nur von ihr
lichen Untersuchung w
Komödie von Artur Schnitzler. Da es um Schnitzler zu
gesprochen; das einzige weibliche Wesen inmitten der Professoren¬
fängnis verurteilt wi
herbsteln beginnt, hat er auch in seiner Dramatik die süßen Mädels,
schar ist eine Krankenschwester) liegt an den Folgen ihrer Liebe da¬
Stück in brillant poi
die Liebelei und all die reizvollen Themen einer feingeistigen Ge¬
nieder; nur noch nach Minuten zählt ihr junges Leben. Aber sie
Protestgeschrei kulmin
nießerwelt verlassen, mit denen er uns oft dichterisch entzückte. Er
ahnt die Todesnähe nicht, sie wiegt sich in Hoffnungsgedanken,
schillernd aufsteigen I
hat sich, wie man dies in niedersteigenden Jahren gern tut, dem
träumt in seligem Trug, daß der Geliebte kommen und sie gesund
gegen die klerikalen u
sogenannten Ernst des Lebens, dem problematischen Geschäft der
nach Hause holen werde. Ludmilla, die fromme Krankenschwester,
selbstsüchtigen Elemen
Problemdichtung, ergeben. Artur Schnitzler ist Thesenmann gewor¬
hat in ihres einjältigen Herzens Drang nach dem Priester geschickt,
ten Gesellschaft mit fla
den.] Eine leise Gänsehaut überläuft uns, denken wir an die diver¬
damit die Sündige nicht ohne kirchliche Absolution vor Gott er¬
das Feuer wieder gelö
sen „Gesinnungstüchtigen“, die im Schweiß einer weltverbessernden
scheine. Der Mann mit der für die Gläubigen Verzeihung spen¬
des ruhigen Weltman
Moral und mit der dampfenden Phraseologie einer redlichen Män¬
denden, irdische Schuld hinwegnehmenden Kraft tritt ein, jedoch
und böse einnimmt un
nerbrust das gewisse ideale Banner hochhielten. Indessen Schnitzler
Professor Bernhardi wehrt dem Abgesandten der Kirche den Zutritt
Lebensformen als mil
müßte eben nicht Schnitzler sein, der warme Poet mit der Ehr¬
zu der Kranken. Die Todgeweihte soll nicht durch den Anblick des
wissen es ja, bei Schn
furcht vor der Grazie, der überlegene Lebensbetrachter mit der
Priesters aus ihrem Traum von Glück und Leben gerissen und der
wäre logischer, als daß
weichen Ironie und mit dem stillen Lächeln einer Aesthetenseele,
traurigen Wahrheit inne werden, daß ihr Ende gekommen. Profes¬
vielleicht nicht allzuseh
die vor dem Lärm fanatischer Parteikämpfe zusammenschrickt, wenn
sor Bernhardi tat die Weigerung nicht aus irgendwelchen konfessio¬
Gelingen des Bubenst
er seine „Thesen“ in der gewohnten Radauweise behandelt hätte.
nellen Gründen, aus irgendeiner Demonstration gegen traditionelle
nen Bernhardi, eine k#
Schnitzler ist auch hier in seinem Problemstück, wo kirchliches
Gebräuche, einzig sein humanes Gefühl, seine Menschenliebe trie¬
vom Sterbebett verwie
Dogma und wissenschaftlich=menschliche Denkungsart konfrontiert
ben ihn dazu, der Sterbenden nicht die letzte Stunde mit Schreck
werden und zusammenprallen, der melancholisch Lächelnde geblie¬
„Religionsstörer" und
und Aengsten zu erschweren. Doch dieses Menschentum soll Bern¬
für einen Ehrenmann
den, der nach einigen Gefühlsaufwallungen das Gleichgewicht des
hardi schlecht bekommen. Die ganze Gilde der Mucker und der
Weltweisen wieder erlangt. Der nicht mit grober Faust die Streit¬
gelegen. Es gibt auch
Streber machen daraus eine Affäre. Schnitzler verschärft den Kon¬
gungen Gelegenheit zu
axt schwingt, sondern liebenswürdig, ein bißchen müde, ein bißchen
flikt noch dadurch, daß er seinen Menschlichkeitsprofessor Jude sein
Kirche mit dem Indivi
satirisch den Entrüstungsrummel in den Flirt hinüberführt. So
läßt und in dem heuchlerischen Kesseltreiben den Ring christlicher
wirken auch seine Auseinandersetzungen der beiden Professorenlager
die Geschichte ins Hum
Professoren gegen die im gleichen Institut amtierenden jüdischen
ment mit der Zeichnu
hie die reaktionär=nationalen Staatsbürger, hie die human=fort¬
Koryphäen hetzt. Warum diese Ueberspannung einer These? Ja
schrittlichen Freigeister — mehr wie ein Flirten in ihrer vornehmen
Liebenswürdigkeit das
mir scheint, daß gerade dadurch, daß in einer Gewissensfrage noch
Diktion, in der Ruhe und Delikatesse ihres geschliffenen Stils, in
amtentum symbolisiert
die Judenfrage angeschnitten, quasi wie ein Keil in den Konflikt
Strafe abgesessen und
dem das aufzischende Temperament so artig und elegant durch die
getrieben wurde, eine dem Stücke nicht ganz günstige Zersplitte¬
Form gebändigt wird.
Gott, laßt doch die Leu
rung des Problems herauskam. So sehen wir nun neben den An¬
zipien, ich hab die Sach
Wo Schnitzler uns nicht in seine Anatolwelt führt, beschwört
griffen auf das Judentum von seiten antisemitischer Kollegen, wie
selbst, nur kein Thesen
er gern die klinische Atmosphäre herauf. Der Dichter war Arzt
sich um das schuldlose Wissenschaftlerhaupt Bernhardis das Netz
melancholische Lächeln
und der medizinische Beruf, das Krankenhaus, das Sterbebett, die
feindlicher Vernichtungsmanöver dichter und dichter zusammenzieht.
Herrschaften, hoffentlich
Krankenschwester spielt in Abständen immer wieder in seine Poesie
Namentlich der Schurke Dr. Ebenwald, ein tückischer Neidhammel
wird das Publikum an
herein. In Professor Bernhardi will es zu Anfang des ersten Aktes
erster Ordnung, arbeitet fieberhaft an Bernhardis Sturz, und da
es war sehr schön, es h
scheinen, als ob wir es mit einem reinen Milieustück zu tun hätten;
auch der allmächtige Minister den einstigen Jugendfreund Bern¬
der im Winkel der Di
Aerzte, klinische Utensilien, Krankenstandgespräche, alles recht in= hardi in der Entscheidungsstunde erbärmlich im Stich läßt, ist das freut haben über die ###
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