Wesehnschrigen Jungen ist, der in Oigland ersogen wird, streu zeichnete die lleine 31
Aber er kann nun einmal ohne illegitime Beziehungen nichtMarineoffiziers in sicheren S
sein, sie sind ihm zum Bedürfnis geworden. Seine Frau schuf eine prächtige Charge als
weiß und duldet das, ja sie hat sogar bisher von dem ihr
fast schon unerlaubter Beschrc
täglich empfohlenen Mittel, Gleiches mit Gleichem zu ver¬
Tirol
spielenden Akt n
gelten, keinen Gebrauch gemacht. So stehen die Dinge bei
Herr Devrient,
der
Beginn des Stückes. Ueber dem prächtigen Garten,
Direktor eines Dolomitenho##
der zur Hofreiterschen Villa in Baden gehört, Jugend ein waghalsiger Tour
lagert eine dumpfe Schwüle. Durch geschickt gemachte Ehe hatte, in den Bergen den ##
exponierende Szenen erfahren wir, daß ein Freund des
es Dutzende Gesichter gibt, die
Hauses, ein junger russischer Musiker Alexei Korsakow, durch
man trotz dieser bewegten Ver
einen Selbstmord, dessen Motiv niemand kennt, geendet hat.
Zukunft vorhersagt. Herr Ba
Hofreiter hat dem Begräbnisse beigewohnt und kehrt aus der
Herr Thimig den Hotelpor
Stadt zurück. Im Abenddämmer kommt es zwischen den
und Zeska opfern sich in dies
beiden Gatten zu einer Aussprache. Hofreiter kann das
rollen. Von den übrigen sin
Gefühl nicht loswerden, daß seine Fran mit dem Selbst=[Paulsen, der in dieser gemis
mord in irgendeinem Zusammenhange stehe. Genia bestätigt mal die Fleisch und Blut gen
diese Annahme, indem sie ihrem Manne einen Brief schütternde Anständigkeit repräs
zu lesen gibt, den Korsakow vor seinem Tode an sie seine sympathische Jugend an
gerichtet hatie. Aus diesen Zeilen geht hervor, daß der
wendet, Herr Heine, der sich
Selbstmörder eine unglückliche Liebe zu der schönen Frau
versteinerte Maske zurechtgelegt
im Herzen trug und daß er starb, weil er keine Erhörung
als unermüdlicher, leidenschaft
fand. Hofreiter legt sich dieser Enthüllung gegenüber
Schlusse sollen wir wohl noch
einen ganz sonderbaren Standpunkt zurecht. Das Geständnis
weshalb das Stück den Titel „D
Genias, daß sie den jungen Künstler wieder liebte, ohne wissen es nicht. Vielleicht ist d#
aber ihre Pflicht zu vergessen, versetzt ihn in einen ganz eigen=faltigkeit und Vielgestaltigkeit d#
tümlichen Gemütszustand. Er kann keine Genugtuung darüber
empfinden, daß die Treue seiner Gattin ihn davor bewahrte,
für seine Verirrungen büßen zu nüssen. Er empfindet sogar
eine Art von Grauen vor seiner Frau, die es, wie er
meint, doch so leicht gehabt hätte, den jungen Russen von
seinem verzweifelten Schritte zurückzuhalten.
Und diese Idiosynkrasie gewinnt so starken Einfluß
auf ihn, daß er ganz plötzlich den Entschluß faßt, auf ein
paar Wochen in die Tiroler Berge zu gehen. Allerdings,
wenn Hofreiter sich sagt, daß es nur das gespannte Ver¬
hältnis zu seiner Frau ist, das ihn vom häuslichen
Herde treibt, so ist er sehr unaufrichtig gegen sich selbst.
Es lockt ihn nämlich ein neues „Weibchen“. Es ist noch
gar nicht lange her, da hat er mit der pikanten Frau
(Fräulein Wilke) seines Geschäftsfreundes, des Bankiers
Natter (Herr Heine), gebrochen. Nun ist es ein junges
Mädchen (Fräulein Hofteufel) von einer geradezu stupenden
Aufgeklärtheit und Vorurteilslosigkeit, ein richtiges Pracht¬
exemplar einer demie vierge, das ihn mit seinem Raffinement
in seine Netze gezogen hat. Die Sinnlichkeit dieser
ihm
sich
förmlich aufdrängenden Tochter aus
gutem Hause
ist es
Hofreiter
eigentlich, was
zu dem Ausfluge in die Dolomiten veranlaßt, an dem sich
auch die kleine Circe beteiligen will. Und es kommt, wie
es kommen muß. Hoch droben, angesichts der Gletscher,
kommt es über die beiden wie ein „Höhenrausch“ und der
reife Mann stammelt tolle Liebesworte wie ein Jüngling.
Aber auch das bleibt nur eine Episode. Es ist etwas in
ihm, was ihn doch immer wieder zu seiner Frau zieht. Un¬
erwartet kehrt er nach Baden zurück. Zu nächtlicher Stunde
macht er dem Mädchen, das in den Tiroler Bergen sein
geworden ist, eine Fensterpromenade, dann aber
will er sich in seine Villa begeben. Da muß er gewahren,
daß die Gunst, die seine Frau dem armen Korsakow ver¬
sagte, miltlerweile einem anderen gewährt hat, und zwar
einem jungen Marineoffizier, der ihr bis dahin ganz gleich¬
Deuisches Volksblaff Wier
gültig gewesen war und den sie vielleicht nur deshalb nicht
zurückgewiesen hatte, weil sie angesichts der immer wieder
neuen Untreue ihres Gatten, über die sie nicht in Un¬
kenntnis ist, nicht mehr die Kraft zur Treue hat. Hofreiter,
15 1 1911
der nie recht weiß, ob ihm seine Frau gleichgültig ist
oder ob er eifersüchtig
auf sie sein soll, entschließt sich
„Das weite Land.“
diesmal zum letzteren. Er, der es beinahe bedauerte, daß
(Tragikomödie in fünf Akten von Artur Schnitzler.=
der arme Korsakow an seiner ungestillten Sehnsucht sterben
Am Hofburgtheater aufgeführt am 14. Oktober.)
mußte, provoziert nun den in seinem Hause als Gast ver¬
Es kann sein, daß die Erwartungen, mit welchen man
kehrenden Marinefähnrich, dem er coram publico innere
der gestrigen Burgtheaterpremiere entgegensah, durch die
Feigheit vorwirft. In dem darauf stattfindenden Duelle
Ankündigung höher gespannt worden waren, daß das
fällt der junge Offizier. Hofreiter bleibt Sieger, aber in
neueste Stück Artur Schnitzlers gleichzeitig an mehr als
ihm ist alles zerbrochen und als das Mädchen, das
einem Dutzend Bühnen zur Aufführung gelange. Man
er am Wege gepflückt hatte, sich ihm als Kameradin
für
mag noch so abgestumpft sein gegen alles, was Reklame
da
drüben jenseits des
großen Wassers
heißt, und man wird sich dennoch des Gedankens
anbietet, wohin er nach der gerichtlichen Austragung der
nicht erwehren können, daß eine solche Massenaufführung
Angelegenheit gehen will, weist er sie brüsk zurück. Erst als
eines Dramas doch immerhin durch dessen Qualitäten
sein just an diesem Tage zum Ferienaufenthalte eintreffender
gerechtfertigt sein müsse. Wir müssen gestehen, daß wir
Junge im Garten unten laut nach Vater und Mutter ruft,
nicht begreifen können, weshalb die Bühnen sich so sehr
scheint ein Erkennen in ihm aufzublitzen, daß sein Leben ja
beeilt haben, sich das Aufführungsrecht von „Das weite
doch noch einen Zweck habe.
Land“ zu sichern. Selbst wenn man, wie unsere Hofbühne,
Man sieht, die Handlung ist die einfachste von
für die beiden Hauptrollen Darsteller von so hervor= der Welt. Und sie erscheint noch dürftiger, als sie!
Aber er kann nun einmal ohne illegitime Beziehungen nichtMarineoffiziers in sicheren S
sein, sie sind ihm zum Bedürfnis geworden. Seine Frau schuf eine prächtige Charge als
weiß und duldet das, ja sie hat sogar bisher von dem ihr
fast schon unerlaubter Beschrc
täglich empfohlenen Mittel, Gleiches mit Gleichem zu ver¬
Tirol
spielenden Akt n
gelten, keinen Gebrauch gemacht. So stehen die Dinge bei
Herr Devrient,
der
Beginn des Stückes. Ueber dem prächtigen Garten,
Direktor eines Dolomitenho##
der zur Hofreiterschen Villa in Baden gehört, Jugend ein waghalsiger Tour
lagert eine dumpfe Schwüle. Durch geschickt gemachte Ehe hatte, in den Bergen den ##
exponierende Szenen erfahren wir, daß ein Freund des
es Dutzende Gesichter gibt, die
Hauses, ein junger russischer Musiker Alexei Korsakow, durch
man trotz dieser bewegten Ver
einen Selbstmord, dessen Motiv niemand kennt, geendet hat.
Zukunft vorhersagt. Herr Ba
Hofreiter hat dem Begräbnisse beigewohnt und kehrt aus der
Herr Thimig den Hotelpor
Stadt zurück. Im Abenddämmer kommt es zwischen den
und Zeska opfern sich in dies
beiden Gatten zu einer Aussprache. Hofreiter kann das
rollen. Von den übrigen sin
Gefühl nicht loswerden, daß seine Fran mit dem Selbst=[Paulsen, der in dieser gemis
mord in irgendeinem Zusammenhange stehe. Genia bestätigt mal die Fleisch und Blut gen
diese Annahme, indem sie ihrem Manne einen Brief schütternde Anständigkeit repräs
zu lesen gibt, den Korsakow vor seinem Tode an sie seine sympathische Jugend an
gerichtet hatie. Aus diesen Zeilen geht hervor, daß der
wendet, Herr Heine, der sich
Selbstmörder eine unglückliche Liebe zu der schönen Frau
versteinerte Maske zurechtgelegt
im Herzen trug und daß er starb, weil er keine Erhörung
als unermüdlicher, leidenschaft
fand. Hofreiter legt sich dieser Enthüllung gegenüber
Schlusse sollen wir wohl noch
einen ganz sonderbaren Standpunkt zurecht. Das Geständnis
weshalb das Stück den Titel „D
Genias, daß sie den jungen Künstler wieder liebte, ohne wissen es nicht. Vielleicht ist d#
aber ihre Pflicht zu vergessen, versetzt ihn in einen ganz eigen=faltigkeit und Vielgestaltigkeit d#
tümlichen Gemütszustand. Er kann keine Genugtuung darüber
empfinden, daß die Treue seiner Gattin ihn davor bewahrte,
für seine Verirrungen büßen zu nüssen. Er empfindet sogar
eine Art von Grauen vor seiner Frau, die es, wie er
meint, doch so leicht gehabt hätte, den jungen Russen von
seinem verzweifelten Schritte zurückzuhalten.
Und diese Idiosynkrasie gewinnt so starken Einfluß
auf ihn, daß er ganz plötzlich den Entschluß faßt, auf ein
paar Wochen in die Tiroler Berge zu gehen. Allerdings,
wenn Hofreiter sich sagt, daß es nur das gespannte Ver¬
hältnis zu seiner Frau ist, das ihn vom häuslichen
Herde treibt, so ist er sehr unaufrichtig gegen sich selbst.
Es lockt ihn nämlich ein neues „Weibchen“. Es ist noch
gar nicht lange her, da hat er mit der pikanten Frau
(Fräulein Wilke) seines Geschäftsfreundes, des Bankiers
Natter (Herr Heine), gebrochen. Nun ist es ein junges
Mädchen (Fräulein Hofteufel) von einer geradezu stupenden
Aufgeklärtheit und Vorurteilslosigkeit, ein richtiges Pracht¬
exemplar einer demie vierge, das ihn mit seinem Raffinement
in seine Netze gezogen hat. Die Sinnlichkeit dieser
ihm
sich
förmlich aufdrängenden Tochter aus
gutem Hause
ist es
Hofreiter
eigentlich, was
zu dem Ausfluge in die Dolomiten veranlaßt, an dem sich
auch die kleine Circe beteiligen will. Und es kommt, wie
es kommen muß. Hoch droben, angesichts der Gletscher,
kommt es über die beiden wie ein „Höhenrausch“ und der
reife Mann stammelt tolle Liebesworte wie ein Jüngling.
Aber auch das bleibt nur eine Episode. Es ist etwas in
ihm, was ihn doch immer wieder zu seiner Frau zieht. Un¬
erwartet kehrt er nach Baden zurück. Zu nächtlicher Stunde
macht er dem Mädchen, das in den Tiroler Bergen sein
geworden ist, eine Fensterpromenade, dann aber
will er sich in seine Villa begeben. Da muß er gewahren,
daß die Gunst, die seine Frau dem armen Korsakow ver¬
sagte, miltlerweile einem anderen gewährt hat, und zwar
einem jungen Marineoffizier, der ihr bis dahin ganz gleich¬
Deuisches Volksblaff Wier
gültig gewesen war und den sie vielleicht nur deshalb nicht
zurückgewiesen hatte, weil sie angesichts der immer wieder
neuen Untreue ihres Gatten, über die sie nicht in Un¬
kenntnis ist, nicht mehr die Kraft zur Treue hat. Hofreiter,
15 1 1911
der nie recht weiß, ob ihm seine Frau gleichgültig ist
oder ob er eifersüchtig
auf sie sein soll, entschließt sich
„Das weite Land.“
diesmal zum letzteren. Er, der es beinahe bedauerte, daß
(Tragikomödie in fünf Akten von Artur Schnitzler.=
der arme Korsakow an seiner ungestillten Sehnsucht sterben
Am Hofburgtheater aufgeführt am 14. Oktober.)
mußte, provoziert nun den in seinem Hause als Gast ver¬
Es kann sein, daß die Erwartungen, mit welchen man
kehrenden Marinefähnrich, dem er coram publico innere
der gestrigen Burgtheaterpremiere entgegensah, durch die
Feigheit vorwirft. In dem darauf stattfindenden Duelle
Ankündigung höher gespannt worden waren, daß das
fällt der junge Offizier. Hofreiter bleibt Sieger, aber in
neueste Stück Artur Schnitzlers gleichzeitig an mehr als
ihm ist alles zerbrochen und als das Mädchen, das
einem Dutzend Bühnen zur Aufführung gelange. Man
er am Wege gepflückt hatte, sich ihm als Kameradin
für
mag noch so abgestumpft sein gegen alles, was Reklame
da
drüben jenseits des
großen Wassers
heißt, und man wird sich dennoch des Gedankens
anbietet, wohin er nach der gerichtlichen Austragung der
nicht erwehren können, daß eine solche Massenaufführung
Angelegenheit gehen will, weist er sie brüsk zurück. Erst als
eines Dramas doch immerhin durch dessen Qualitäten
sein just an diesem Tage zum Ferienaufenthalte eintreffender
gerechtfertigt sein müsse. Wir müssen gestehen, daß wir
Junge im Garten unten laut nach Vater und Mutter ruft,
nicht begreifen können, weshalb die Bühnen sich so sehr
scheint ein Erkennen in ihm aufzublitzen, daß sein Leben ja
beeilt haben, sich das Aufführungsrecht von „Das weite
doch noch einen Zweck habe.
Land“ zu sichern. Selbst wenn man, wie unsere Hofbühne,
Man sieht, die Handlung ist die einfachste von
für die beiden Hauptrollen Darsteller von so hervor= der Welt. Und sie erscheint noch dürftiger, als sie!