II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 74

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24. Das geite Land
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aus unglücklicher hoffnungsloser Liebe zu Genia umgebracht. Sie mutet. Aber manche dieser Nebenfiguren sind sehr eigenartig,
zum Beispiel der philosophische und gebildete Hoteldirektor und
selbst zeigt ihrem Mann einen Brief, den der Pianist eine Stunde
er spricht auch das Leitmotiv des Stückes aus: Die Seele ist das
vor seinem Selbstmord an sie gerichtet hat.
weite Land.
Das Buratheater hat an das Werk seinen ganzen noch immer
In den übrigen Szenen des ersten Aktes werden die son¬
großen darstellerischen Reichtum und viel künstlerische Sorgfalt
stigen Figuren des Stückes eingeführt: Eine Frau Wahl und
und Eifer gewendet. Die ursprünglich Kainz zugedachte Haupt¬
ihre Tochter Erna, ein junges kluges Mädchen, eine Schauspie¬
ikomödie „Das weite
rolle spielte Herr Korff, sehr interessant, aber zu wenig durch¬
lerin und ihr Sohn ein junger sympathischer Marinefähnrich
und ein Arzt Doktor Mauer. Hauptsächlich wird aber das Ver¬
geistigt, wodurch die Figur Hofreiters zu brutal wurde. Die
hältnis der beiden Ehegatten zu einander charakterisiert. Er be¬
Genia ist eine jener passiven Frauenrollen, die dem Fräulein
eater am 14. Oktober.)
trügt sie fortwährend und sie erfährt alles. Aber es ist ihr egal,
Marbeg so außerordeutlch liegen. Das junge Mädchen wird vom
irschfeld.
denn sie denkt nicht daran, sich zu rächen. Aber Hofreiter, ein
Fräulein Hofteusel sehr nett, der Fähnrich von Herrn Geraschi
merkwürdiger komplizierter Mensch kann die Episode mit dem
Wien, 14. Oktober 1911.
gespielt. Aber auch die kleinsten Rollen wurden von den ersten
Pianisten nicht vergessen. Es ist ihm ein unerträglicher Gedanke,
Künstlern dargestellt: Den Hoteldirektor, den Hartmann hätte
künchen, in Prag und in noch
daß Jemand gestorben ist, weil seine Frau so unerbitlich und!
spielen sollen, gab Herr Devrient, die Mutter des Fähnrichs
heute das neue Werk Arthur
tugendhaft war. Er braucht einen Milienwechsel und fährt in die
Frau Bleibtreu, einen Hotelportier Herr Thimig, zugleich
Man kann sagen, daß das ganze
Dolomiten. Dort, in einem Hotel am Völser Weiher spielt der
der Regisseur der Vorstellung, einen Bergführer Herr Balaj¬
dritte Akt. Hier treffen mit Ausnahme von Genia alle Figuren
che Publikum an diesem Abend
thy und so weiter. Eine außerordentliche Besetzung, wie sie nur
und noch einige Episoden zusammen, und auch Hofreiter begeg¬
in bringt der Entwicklung unseres
für Artur Schnitzler und nur vom Burgtheater aufgeboten wer¬*
net Erna, in die er sich verliebt. In der Nähe des Ortes gibt
Herall ein starkes Interesse ent¬
es einen Turm zu besteigen. Hofreiter wagt es und zwar in Ge¬
den kann.
ung manchesmal auch sein mag.
Die Aufführung erzielte einen Achtungserfolg, der sich
sellschaft Ernas. Er will sich von seiner Frau scheiden lassen um
Edie „Das weite Land“ eine Ent¬
nach dem vierten und fünften Akte vertiefte und ver¬
Erna zu heiraten. Sie küssen sich und sie sagt ihm, daß er heute
ler bedeutet. Eher scheint mir
Nacht ihre Tür offen finden werde Inzwischen hat Hofreiters
stärkte. Der Dichter wurde oft gerufen.
üheren Dichtungen; zum „Zwi¬
Frau Genia in Baden mit jenem Fähnrich ein Verhältnis be¬
*
eg“, bessen tief gründig nachdenk¬
gonnen. Die Sache kommt Hofreiter in skandalöser Form zu
Urpremière von Arthur Schnitzler in Hamburg.
Ohren und obwohl ihm die Angelegenheit ziemlich gleichgiltig ist,
rt sich hier wieder findet. Wieder
(Telegramm).
muß er sich mit dem Fähnrich schlagen. Er erschießt ihn im Duell !
g, dieselben wunderlichen Men¬
G.M. Die ersten Akte von „Das weite Land“ wurden nur lau
und damit ist das letzte Band zwischen den Ehegatten zerrissen.
rschütterndste, der Tod und die
Er will verschwinden, nach Amerika, irgendwo ins Unbekannte.
und mit abwartendem Interesse aufgenommen, erst am Schluß
nd.
Er fühlt sich zu alt, er weicht vor der Jugend die er in dem Auge
stellte sich ein starker, wenn auch nicht ganz unbestrittener Bei¬
d des „einsamen Wegs“ und der
fall ein, sodaß sich Direktor Carl Hagemann, der das Stück
des sterbenden Fähnrichs aufblitzen sah..
Hauptfigur des „Weiten Lan¬
mit feinstem Verständnis insszeniert und wundervolle Bühnen¬
Man sieht, Schnitzler hat hier ein kühnes und kompliziertes
bilder geschaffen hatte, mehrere Male mit seinen Künstlern zei¬
Auch hier handelt es sich wie¬
seelisches Problem zu lösen gesucht. Man vermag ihm auf seinen
Einsamen und Alternden. Hof¬
gen konnte.
psychologischen Pfaden nicht immer leicht zu folgen und maches
*
n Genia in einer Villa in Baden
dürfte auf das große Theaterpublikum seltsam und vielleicht
Eine ähnliche Aufnahme fand das Stück in Berlin, im
sogar befreundend wirken. Das ganze Stück ist von einer nach¬
n den fünf Akten. Der erste Alt
Lessingtheater. Unbestrittenen Erfolg hatte der dritte Akt,
denklichen resignierten Stimmung erfüllt, die man im ersten
en Stimmung ein: Die Haupt¬
in dem namentlich die hübschen Lustspielszenen gefielen. Nach
und vierten Alt am stärksten spürt. Die packendste und drama¬
begnägnis eines berühmten Pia¬
den anderen Akten klang der Beifall nicht sehr stark. Vom vierten
matischste Szene des Werkes enthält der fünfte Akt: Die Rück¬
an führt nachdenkliche und gleich¬
Akt an gab es auch Widerspruch, den aber nur die ungleiche Auf¬
kehr Hofreiters vom Duell und sein Zusammentreffen mit der
lund stellt Vermutungen über die
führung verschuldete.
Mutter des Getöteten. Am meisten äußerliche Bewegung und
In München, im Königl. Residenztheater, war der Bei¬
Ran glaubt allgemein, der Pianist
Handlung enthält natürlich der dritte Akt, der in dem Dolo¬
rgeiz das Leben genommen. Nur
mitenhotel spielt. Hier gibt es auch sehr viel episotistisches Fülliel fall vom dritten Akte an lebhaft und freundlich, ebenfalls in
#1
rund. In einem Gespräche mit
Gewißheit. Der Pianist hat sich 1 von dem manches ziemlich konventionell und lustspielmäßig an= 1 Hannover.