II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 150


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gespielt.
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Gestern geb es im Burgtheater eine N
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besetzung in Schnitzlers Komödie „Das weite Land“. Fräule.
Kamilla Gerzhofer spielte an Stelle des beurlaubten
Fräuleins Hofteufel die Rolle der Nerina. Die junge Darstellerin
wurde hier zu einer Aufgabe herangezogen, die ihrer schonen V
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künstlerischen Begabung vollauf entspricht. Sie gab dem Mädchen,
zu
das durch den Sturm ihrer Gefühle über sich selbst hinauswächst,
Farbe und Leben. In der entscheidenden Liebesszene wirkte sie sc
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durch echte und starke Leidenschaftlichkeit.
Aus Berlin wird uns unterm Gestrigen telegraphiert:m
*
Im Theatersaal der königlichen Hochschule für Musik veranstaltete
der Verein für die Geschichte Berlins eine Aufführung des Stückes
„II re pastore“ zur Feier des 200. Geburtstages Friedrichs
des Großen. An dem Spiel war Friedrich selbst als Komponist
gemeinsam mit seinem Lehrer Quant Raun Nischelna beteiligt, ###
den Text dazu hat der damalige Hofpoet Villati geschrieben. Die ! ze
Ouvertüre selbst war das erste der vom König stammenden!D
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Ausschnitt aus: Deutsches Tagblatt
16. M Al.Ottdgutsche Rundschan
Wien
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Deutsches Volkstheater. Im Burgtheate:
zür Feier von Artur Sch#i####é fünfzigstem Ge¬
(burtstag: „Dasweite Land“ und hier das Schau¬
spiel „Liebelei“ und neu einstudiert die einaktige
Groteske „Der grüne Kakadu“. Man müßte
lügen, wollte man behaupten, daß das Haus dicht besetzt
war und was da war, gehörte jedenfalls nicht zum Voll
von Wien. Und es kann kaum als ein gutes Zeichen ge¬
deutet werden, daß die Wiener Bühnen, um Schnitzler
zu ehren, immer wieder auf seine ersten Stücke zurück¬
greifen müssen. Die kleinen Umbesetzungen, die
sich als notwendig erwiesen, haben weder die „Liebelei“
nach den —Grünen Kakadu“ jünger gemacht. Wieder war
es dort die vom Bottsstück bezogene Sentimentalität.
die ihre oft erprobte Schuldigkeit tat, hier die finger¬
sertige Geschicklichkeit, mit der Schein und Wirklichkeit
gemischt werden, um den Zuschauer zu überrumpeln. Dor
war es Herr Kutschera, der mit seinem Altwiener
Musikus die Herzen rührte, hier Herr Kramex, der
mit seinem virtuosen Spiel als freiwillig=unfreiwilliger
Komödiant Beifall auslöste.
.
sschnltt aus: Mustriertes Wiener Extr- bicft
Wien
G5JUN1912
n:
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Theaterzeikung.
Hofburgtheater. In Artur Schnitzlers Tragi¬
komödie „Das weite Land“ debütierte gestern Fräulein¬
Helene Ries vom Brünner Stadttheater als Erna.
des Herrn Hofreiter schützt die seltsame Jungfrau vor
der Torheit nicht, mit ihm anzubandeln! Und bald
hat es den Anschein, als verführte sie den Ver¬
führer. Wie fand sich nun die Debütantin
aus Brünn in diese schwierige Aufgabe? Man
sah ein zierliches Persönchen mit sympathischen
Gesichtszügen, die landesübliche Naive, die sich mit
lobenden Zeitungsausschnitten ausweisen kann. In
den ersten zwei Akten machte sie nicht den geringsten
Eindruck. Dann kam die Hauptszeue im Hotel. Hier
holte sich Fräulein Ries durch eine rührend falsche
Auffassung des Charakters mehrere Hervorrufe. Erna,
das Mädchen mit der Politik der offenen Tür, war
nicht wieder zu erkennen. Man hörte eine sentimentale
Erna, die das schwüle „Ich liebe Dich!“ mit herz¬
brechender Junigkeit sprach. Aus dem Schnitzlerschen
Lüderchen wurde plötzlich ein Gänschen von Benedix.
Und gerade diese Umwandlung gefiel dem Publikum,
das sich seinen geliebten Artur im Handumdrehen
verroderichen ließ!
16. MAl, 1312 Nenes Wiener Tagblat, Wien
im:
Tgeäter, Kunst und Titeratur.
Schnitzleraufführungen.
Die Leitung derHeuschel Bühnendereines ha
üngst, wie wir gemeldet haben, den Wunsch geäußert,
aß hervorragende Dramatiker nicht erst bei Alters¬
ubiläen, sondern schon an ihren fünfzigsten Geburts¬
agen durch Aufführungen ihrer Werke geehrt werden
ollen. Gestern haben nun in der Tat nicht nur Wiener,
ondern auch reichsdeutsche Theater den fünfzigsten Ge¬
burtstag Artur Schnitzlers in der angeregten Weise ge¬
feiert.
Im Burgtheater ging Schnitzlers Tragi¬
komödie „Das weite Land“ in Szene, nachdem die Hof¬
bühne schon vorigen Sonntag die dramatische Historie
„Der junge Medardus“ zur Aufführung gebracht hatte
Das Burgtheater hatte auch für kommenden Sonntag ein
Reprise des seit 17 Jahren seinem Repertoire angehörender.“
Schauspieles „Liebelei“ geplant, mußte aber wegen Er¬
krankung einiger Mitglieder diese Absicht aufgeben. „Da#
weite Land“ hat sich bisher in Hinsicht auf die Zugkraß##
als einer der stärksten Erfolge des Burgtheaters erwieset.
Auch gestern, bei der 27. Aufführung des Stückes, war
das Haus sehr gut besucht.
Das Deutsche Volkstheater, auf welchem
vor neunzehn Jahren Artur Schnitzler zum erstenmal mit
einem großen Bühnenwerk („Das Märchen“) zum Worte
gelangte, spielte gestern „Liebelei“ und den „Grünen
Kakadu“. Damit war eine glückliche Wahl getroffen,
weil der Dichter von zwei seiner glänzendsten Seiten gezeigt
werden konnte. Auf das Wiener Gegenwartsstück folgten
Pariser Revolutionsbilder; dem Wiener „süßen Mädel“
wurden französische Schauspielerinnen gegenübergestellt.
Die „Liebelei“ wies in der Darstellung einige Umbesetzungen
auf. Fräulein Ehren spielte zum erstenmal die Christine.
Der Erfolg, den die junge Künstlexin hatte, bedeutet für
sie einen Fortschritt in der Laufbahn. Sie war in der
Steigerung von sanfter Innigkeit zur verzehrenden Leiden¬
schaft von starker Wirkung. Dagegen schien sich Herr
Gühther als neuer Darsieller des Theodor Kaise in
dieser Rolle noch nicht heimisch zu fühlen. Das zahlreiche
Publikum kargte nicht mit Beifall.
Im Theaterin der Josefstadt wurde „Das
Vermächtnis“ vor einem dichtgefüllten Hause mit tiefer
Wirkung aufgeführt. Das rührende Schauspiel hat seit
seiner Erstaufführung im Burgtheater nichts an seiner be¬
redten Kunst verloren. Technisch ist es wohl eines der best¬
gebauten Stücke Schnitzlers, und auch sein Dialog ist frisch
und lebendig geblieben. Wiederholt drängte sich das Gefühl
auf, als würde das heutige Publikum der satirischen Tendenz
des Dichters mit besserem Verständnis und größerer Zu¬
stimmung entgegenkommen als vor zwölf Jahren, wo solche
Debatten über das Recht auch der illegitimen Frau, wie sie
im Stück geführt werden, noch neu waren. Reiches Verdienst
um diesen großen Erfolg des „Vermächtnisses“ erwarb sich
die Darstellung mit Frau Niese als Toni Weber an der
Spitze; ihre elementare Begabung wirkt immer unwider¬
stehlich, wenn sie Mutterliebe und Frauenwürde darzustellen
hat, da wird die Kunst der Niese zur Natur. Herr Maran
setzte der Gestalt des Professors Losatti diskret humoristische
Lichter auf, wie sie der Dichter fordert, der die innerlich kalte
und frivole Seele der Moralisten älteren Schlages in diesem
Phrasenmacher geißeln wollte. Herr Lessen zeichnete
scharf und mit künstlerischer Steigerung den Streber Doktor
Schmidt, der mit dem Neid des Plebejers die verlassene
Toni Weber aus der reichen Familie hinausdrängt, in die
er selbst sich eindrängt. Warm und beredt spielten auch die
Damen Joseffy, Schleinitz und Kowacs, Fräulein
Kaiser gab die Agnes, das Mädchen aus guter Familie,
echt und frisch. Herr Olmühl war in der Sterbeszene
des Hugo wirksam ohne Naturalismus, und auch der Arzt
Weißmüllers soll nicht unerwähnt bleiben.