II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 378

„Rheingold.“
ng.) Bei keinem
alle Versuche, die
Dichterkomvonisten
beim Vorspiel zum
euthers ergaben sich
er das Niveau des
klichkeit zu erheben,
en Festvorstellungen
Mal der Vorhang
eingestehen: „Mein
freicht. Wir müssen
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ateuren ebenso das
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führung kaum jemals gänzlich zu beseitigen sein dürsten. Aber schließlich
zur Tragikomödie, daß einige Personen und Episoden leicht komisch sit
muß man sich fragen, warum gerade beim „Rheingold“ das Versagen
daß die Menschen sich frei und natürlich unterhalten, und daß es ganz fi
der Schwesterkünste auch die Wirkung der Handlung und der Musik mehr
etwa von dem großen Pathos der Römertragödie ist. Freilich, auf dem hoh
herabdrückt, als bei allen übrigen Werken des Meisters. Die Antwort auf
Kothurn wandelt Schnitzler nicht, aber — dies kann nicht gut verschwieg
diese Frage kann nur lauten: weil die Handlung im „Rheingold“ auf
werden — ein wenig auf Stelzen. Wenn ein guter, geistreicher Dicht¬
bedenklich bröckligem Grunde steht, auf Fundamenten, die zu schwanken
und kluger Mensch ein Werk schafft, so wird es sicher nierials dumm, lang
beginnen, sobald man des Näheren nach den grundlegenden Motiven im
weilig oder schlecht sein; aber es liegt die Gefahr vor, daß es zu klug
Tun und Lassen der zur Schau gestellten Göttersippe fragt und den
wird. Die Stelzengefahr! Schnitzler kompliziert die psychischen Regungen
logischen Zusammenhang all der gezeigten Dinge und Geschehnisse er¬
zu sehr; so sehr, daß sie die dramatische Wirkung verlieren. Er tut #s
gründen will. „Um das „Rheingold“ zu begreifen, bedürfen wir einer diesmal ganz bewußt, gewissermaßen programmatisch. In dem Chaos die
erklärenden Mythologie, die Wagner uns schuldig bleiben mußte, weil sie
menschlichen Seele, in dem die Ordnung nur künstlich geschaffen werden
ihm selbst nicht klar war,“ schrieb Max Kalbeck gelegentlich einer Auf¬
kann, hat viel nebeneinander Platz, Treue und Trug, Anbetung und zu
zählung der Verkehrtheiten und Widersinnigkeiten, die sich im dramatischen
gleich Verlangen nach einer anderen oder mehreren anderen; denn die
Aufbau des „Rheingold“ vorfinden, und er trifft damit den Nagel auf
Seele ist ein weites Land! Schnitzler führt uns in manche weit:
den Kopf. Nur im Rahmen eines grandiosen Prunkbildes verlieren sie
Seelenländer. Im Mittelpunkt der Ehebrüche — es sind schon Eheketten¬
sich, nur die Zauberkünste der Maschinisten und Dekorationsmaler lassen sie
brüche! — steht ein nicht mehr absolut junger, aber noch absolut erfolg
vergessen und schaffen die Brücke zum Genusse der einzigen, herrlichen
reicher moderner Renaissancemensch, der Fabrikant Hofreiter. Während er
Musik Denn einzig und herrlich ist sie in ihrem Goldglanze und in den
selbst seine Frau mit einer Barbiersgattin fast offenkundig betrügt, beurg¬
schillernden Rheinfarben, in ihrer majestätischen Pracht, die sich bemüht
wöhnt er seine Frau, die stolze und schöne Genia, daß ein junger
aus den kleinlichen Leuten des Olymps würdige Götter zu machen, und
russischer Künstler, der sich das Leben nimmt, ihr Geliebter gewesen
in der musikalischen Zeichnung der vom Dichter im Geiste geschauten über¬
Als er aber hört, daß er sich das Leben genommen, wei
wältigenden landschaftlichen Szenerie. Mit den blassen Farben und den
Frau Genia tugendhaft geblieben, entfremdet ihm das wiederun
widerwillig wirkenden Wundern einer dürftigen Bühnenausstattung ver¬
die eigene Frau. Es macht ihn unruhig, daß jemand da
sinkt auch die Pracht des musikalischen Kolorits in Nichts zusammen, und
Leben verlieren mußte, eines Phantoms wegen, nur weil seine Frau¬#
so kam es, daß „Rheingold“ bei uns seit langen Jahren auch in seinem
treu war. Und dieser selbe, so merkwürdig kompliziert empfindende Man
gleißenden Klingen niemand mehr zu interessieren vermochte. Eine Neu¬
betrügt schleunigst seine Frau mit einer anderen, diesmal einem jungen
inszenierung von Grund aus war nicht mehr zu umgehen, und mit auf¬
Mädchen, und schießt einen jungen Fähnrich im Duell über den Hausen
richtiger Freude dürfen wir heut berichten, daß von allen mitwirkenden
dem gegenüber Frau Genia nicht standhaft geblieben war. Es ist nich
Faktoren ganze Arbeit getan worden ist. Die grüne Tiefe des Rheins
Liebesschmerz, nicht Eifersucht, nicht Rache; vielleicht am ehesten n#
mit den von oben her hineinspielenden glitzernden Sonnenstrahlen, die in
gekränkte Eitelkeit oder auch Haß und Neid des langsam beginnend#
Alters gegen die siegreich anstürmende Jugend. Aber eine Brücke für da
graziösem, leichtem Fluge schwimmenden Hüterinnen des blinkenden
Verständnis dieser verschiedenen seelischen Empfindungen wird nicht ge
Goldes, das Versinken der Fluten und die von einem gewaltigen
Rundhorizont umspannte auftauchende kulissenlose Landschaft mit dem
schlagen; daß die Seele eben ein weites Land ist, ist ein philosophisché
Zyklopenbau der Götterburg, die Wandeldekorationen bei Wotans und
Trost, aber kein dramatischer. Viel eher verstehen wir schon, daß sit
Loges Fahrt nach Nibelheim und ihrer Rückkehr zu den um
die arme Frau Genia, die in ihrem einfachen, gesunden Empfinden völlf
Freya bekümmerten Göttern, die Stimmungsmalerei durch fliegendes Ge¬
schwankend und irre geworden, nun doch trotz aller Tugend langsat
wölk in allen Farben von dem beängstigenden Schwarz der Gewitternähe
ins Verderben gleitet Oder daß sich das junge Mädchen, das ganz seh
bis zum versöhnenden, goldigen Rot des den Abend grüßenden Himmels — und sicher in sich selbst ruht und ihren Lebensweg in jedem Schritt sic
falles dies ist von höchster Schönheit. Wollten auch der Theater=Regen¬
selbst wählt, dem unwiderstehlichen Fabrikdirektor zu eigen gibt. Ode
bogen und der Riesenwurm keine rechte Illusion erwecken, was verschlägt's!
auch den Bankier, der die verschiedenen Ehebrüche seiner Frau genal
Und gleichen Schritt mit der in Dekorationen und Kostümen entfalteten kennt, aber geduldig erträgt, weil er trotz alledem seine Frau liebt. Man
Pracht hielt auch der wundervolle Klang des Orchesters. In urwüchsiger steht, es mangelt nicht an Kombinationen. Um die Sache noch mehr
Gewalt erhoben die festlichen Motive ihr Haupt, in abgeklärter Reinheit zu komplizieren, oder sagen wir, um die Konstruktion möglichst vollständigs
sangen die seelische Stimmungen deutenden Themen ihre Weisen, aufs
zu machen, spielt der dritte Akt in einem Hotel, dessen Direktor ein Mann#
feinste gegeneinander abgewogen, je nachdem der Augenblick der einen oder
mit einem besonders weiten Seelenland ist, ein Freund Hofreiters, ein
der anderen Melodie das Vorrecht einräumte. Und alles dies Schöne zog
Mann, der sich vor langen Jahren von seiner an sich heißgeliebten Frau¬
in unaufhaltsamem Flusse dahin, mit der Flut wachsend und fallend, durch
getrennt hat, weil sie seine Theorie von dem weiten Seelenland in der
Höhen und Tiefen, bis es im Jubel der in Walhall einziehenden Götter
Praxis nicht anerkennen wollte, ein Mann, der der Vater des jungen
verklang. Das ließ uns die dramatischen Schwächen und Unmöglichkeiten
Fähnrichs ist, der zwar das väterliche Glück bei den Frauen geerbi
der Dichtung vergessen und an das Märchen und seine Symbolik glauben.
zu haben scheint, aber leider in seinem frühen Glück niedergeschossen wird.?
Herrn Kirchner und Herrn Kapellmoister Prüwer unseren lauten,
Daß alle diese Menschen, deren Hauptbeschäftigung übrigens neben dems
begeisterten Dank dafür.
Ehebruch das Tennisspielen ist, gut gesehene, scharf umrissene Typen sind,
Die einzelnen Solopartien waren erfreulicherweise auch von den kleinen
daß sie in ihren vielen Unterredungen manches feine, kluge Wort sprechen
und großen Flüchtigkeiten befreit worden, die sich im Laufe des eiligen
bedarf bei Schnitzler kaum der Erwähnung. Aber es fehlt dem Drama##
Theaterbetriebes allerorten eingeschlichen hatten. Herrn Beegs musika¬
eben der dramatische Atem und die Kraft der Ueberzeugung. So blieb den##
lisch tüchtigem Wotan wollte es freilich auch gestern nicht glücken, wenigstens
auch die Aufnahme bei dem fast ausverkauften Hause in den Grenzen#
die Stellen mit menschlich heißem Empfinden zu erfüllen, die uns an All¬
eines recht warmen, literarischen Achtungserfolges. Ja, nach dem Schluß#
vaters selbstverschuldetem Leid Anteil nehmen lassen. Ja, nicht einmal
akte setzte sogar zunächst, ehe der Beifall es übertäubte, vernehmliches#
die von Glücksgefühl getragene Weise: „Vollendet das ewige Werk“
Zischen ein. Freilich kam diese Aeußerung wohl nur von Leuten, die damit¬
erschien von überquellender Freude getrugen. — Die Fricka war zum ersten
ihrem Mißfallen nicht über den dramatischen Wert oder den dichterischen
Male keiner Altistin, sondern unserer Hochdramtischen, Frau v. Floren¬
Gehalt Ausdruck geben wollten, sondern darüber, daß der arme Fähnrich
tin=Weber, übertragen worden, und das gewann den Worten der
im Duell fiel. Am liebsten hätte man wohl ein unblutiges Duell gesehen,
Göttin Prägnanz und Wärme. Herrn Wilhelmis lüsterner, mi߬
oder zum mindesten hätte der böse Hofreiter fallen müssen. Ja, ja, es#
gestalteter, zu furchtbar=schauriger Größe anwachsender Schwarzalbe steht
ist schon nichts bei den modernen Dichtern mit der poetischen Gerechtigkeit!
von des Künstlers Gastspiel her noch in allerbester Erinnerung, und ebenso
sind Herrn Lückes virtuoser Mime, Herrn Corfield=Mercers
Und deshalb zischten die naiven Genießer. — Die Aufführung tat alles,
unsteter, geschmeidiger, wenn auch zu viel in Mephistos Art gehaltener
um dem Werke zu einem möglichst großen Erfolge zu verhelfen, und der
Loge, die Riesen der Herren Wittekopf und Pierroth, Fräulein
Beifall dürfte nicht zum geringsten Teile der Darstellung gegolten haben.
Schereschefskys Erda und die Woglinde und Wellgunde der Damen
Herr Strobel gab den Hofreiter durchaus als modernen Menschen, ohne
Mac Grew und Wolter als gute Leistungen bekannt. Zu ihnen ge¬
Pose und Affektation, stets als den Herrn der Situation. Nicht minder
sellten sich als Neulinge der grollende, hartzügige Donner Herrn Heckers,
vortrefflich, namentlich in der fieberhaft aufgeregten Erwartung des Schlu߬
der milde Froh Herrn Baums und die schönsingende Floßhilde Fräulein
aktes, war Frau Santen als Genia. Für die besonders schwierige
Dörwalds. Das ausverkaufte Haus bereitete der Neueinstudierung
Rolle der Erna, des jungen Mädchens, das sich Hofreiter mit fröhlicher
des „Rheingold“ eine freudige Aufnahme und rief neben den Künstlern
Unbedenklichkeit zu eigen gibt, fehlte Fräulein Lind ein wenig die
auch die Herren Kirchner und Prüwer oft vor die Rampe.
kraftvolle Sicherheit der Persönlichkeit; sie spielte aber durchaus sympathisch
II. II. Lobe=Theater. „Das weite Land“*) Es ist nicht
und vermied vor allem die Gefahr, keck zu wirken. Herr Bauer, als der
ganz zutreffend, wenn Schnitzler sein neuestes Werk, das gestern an
unwiderstehliche Hoteldirektor, Herr Skoda als der arme Fähnrich,
unserem Lobe=Theater gemeinsam mit zwölf anderen Bühnen seine Urauf¬
Fräulein Salta als dessen Mutter, Herr Lion als Hotelportier und
*] Die Buch=Ausgabe ist soeben bei S. Fischer=Berlin erschienen.
Herr Schmidt als Bankier, seien mit einem summarischen Lobe bedacht.
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