II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 402

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24. bas—ite-Land
Bühne stehenden Leutchen in pathetischem Aufschwung vergessen
griffen. Es scheint aber, als ob deren Behandlung besser im
hat, da greift auch Goldmark mit ihnen wacker fehl, da läßt er
Roman als im Drama erfolgt wäre. Jedenfalls weist der Dialog,
blühende, prächtige Farben spielen, da wird er emphatischer
trotz einiger Kürzungen, die die Regie vorgenommen hatte, er¬
noch, als sein Dichter, um ihn nur nicht im Stich zu lassen.
müdende Längen auf, durch die der Zuschauer nur schwer den
Goldmarks Musik ist nicht die notwendige Aeußerung
Weg zum Verständnis der Absichten des Dichters findet. Da die
eines gebieterischen Schaffensdrangs — sie ist der Ueberschuß an
Vorstellung erst gegen Mitternacht ihr Ende fand, muß die ein¬
Können und Wissen, den er in jahrelanger ernster Beschäftigung
gehende Besprechung auf Montag vorbehalten bleiben.
mit der Kunst aufgespeichert hat, den er mit vollem Bewußtsein
C. M.-R.
von dessen künstlerischem Wert, mit sicherer Vorausberechnung der
Wirkung weise abwägend spendet.
rs. Berlin, den 14. Oktober. (Privattelegramm.) Arthur
Daß er sich in der Wirkung nicht oder doch fast nicht täuscht,
Schnitzlers fünfaktige Komödie „Das weite Land“ konnte
spricht für die Meisterschaft seines Könnens, ohne darum die
trotz einer klassisch vollendeten Regie und Darstellung das Publi¬
angewandten Mittel immer und überall zu rechtfertigen.
kum des Lessing=Theaters nicht erwärmen. Man ap¬
Die gestrige Aufführung war unter Herrn Kapellmeister
plaudierte zwar ein wenig nach den Aktschlüssen aus Achtung vor
Selberg vortrefflich vorbereitet. Die Regie des Herrn No¬
dem Dichter, aber die verworrenen Fäden, in denen sich das
wack hatte für viel Leben gesorgt — in der Postszene des zweiten
Hauptproblem der Handlung abwickelte, ließen das Publikum
Bildes fast zu viel Leben —, hatte für die plumpe Forderung der
über die Absichten des Dichters im Unklaren, sodaß das ganze
einzelnen Feerien einen verhältnismäßig annehmbaren Rahmen
Werk mit seinem gewaltsamen Schluß verstimmte.
geschaffen. Frau Fleischer=Edel gab ihrer Frau Dot viel
Drolerie und Wärme, Herr vom Scheidt war ein prächtiger
Hltonaer Stadttheater.
John, Fräulein Lehmann eine allerliebste May. Das
Lope Felix de Vega Corstio, der im Jahre 1562 ge¬
„Heimchen“ fand in Frau Puritz=Schumann die denkbar
borene spanische Dichter, hat, wie behauptet wird, etwa 1500
poetischste Verkörperung, Herr Lohfing stattete den Tackleton
Komödien geschrieben, von denen er einige sogar innerhalb eines
mit der ganzen Fülle der nur ihm in dem Maße eigenen drastischen
Tages begann und beendete. Diese unglaubliche Produktivität
Komik aus. Herr Hochheim sang den jungen Seemann mit
Bravour.
kann nur einem Menschen verliehen sein, auf den auch die Erleb¬
nisse in außerordentlicher Menge und Fülle einstürmen, und
Das Ganze fand lebhaften Beifall. Dem einen gefiel mehr
darin hat allerdings de Vega zahllosen anderen viel voraus,
die idealisierte Alltäglichkeit, dem andern mehr die verkörperte
denn ein so reich bewegtes Leben, wie ihm, ist selten einem
Poosie. Es ist eben für jeden etwas in dieser Oper.
M. I.,
Sterblichen beschieden. Er war Soldat, studierte dann, mußte
später eines Liebeshandels wegen wieder Kriegsdienste nehmen,
Deutsches Schauspielbaus.
segelte unter Medina Sidonia auf der Armada gegen England
und machte den Untergang der gewaltigen Flotte mit, kam nach
Hamburg hatte gestern gleichzeitig mit Wien, Berlin, Leipzig
Madrid zurück, wo er beim Herzog Alba Sekretär wurde, war
und einem Dutzend anderer Städte die Ur=Aufführung des neuesten
dann gezwungen, da er einen Gegner im Duell tötete, in die
Stückes von Arthur Schnitzler, der Tragikomödie Das
Verbannung zu gehen und mit seiner Gattin, die den Strapazen
weite Land. Der Erfolg war sehr stark und der Beifall so
erlag, sieben Jahre unstät herumzuschweifen, kehrte 1595 aber¬
anhaltend, daß mit den Darstellern auch Dr. Hagemann, der
mals in die Heimat zurück und wurde schließlich aus Gram über
die Regie besorgt hatte, wiederholt vor der Rampe erscheinen
den Tod seiner zweiten Frau und seines Kindes Priester.
mußte. Ob freilich dieser Beifall nicht mehr den ausgezeichneten
Rechnet man zu diesem wechselvollen Dasein, das selbst eine fort¬
schauspielerischen Leistungen von Fräulein Elsinger, Herrn
laufende Kette von Romanen, Komödien und Tragödien war,
Nhil und den übrigen Mitwirkenden galt, als dem Stück selbst,
noch eine außerordentliche künstlerische und dichterische Be¬
diese Frage darf wohl aufgeworfen werden. Schnitzler hat hier
gabung, so wird man immerhin begreifen, daß das Resultat der
sehr merhwürdige Probleme aus dem modernen Leben aufge¬
Addition nicht alltäglich sein konnte. De Vega wurde in noch
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