II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 408

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24. Das Geite-Land

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sind, daß die Dampfschiffe nicht heraufkommen können, dann
gungsklausel hineinzunehmen. Und an der Meistbegün¬
geht's mit der Kette, und das möchte ich besonders den Ungarn
stigungsklausel scheitern heute alle unsere
empfehlen, wenn sie sagen, am Eisernen Tore sei der Strom zu
Bestrebungen. Denn sobald wir anderen Staaten etwas
reißend; mit der Kette werden sie ihn überwinden. Nun kommt
zukommen lassen wollen, steht die Meistbegünstigungsklausel vor
die obere Donau, und da muß ich Ihnen mein Kompliment
uns. Diese ist einfach nicht zu beseitigen; allenfalls durch Kata¬
machen für die großzügige Auffassung, die Sie heute geäußert
strophen, die wir gewiß nicht wünschen. Was bleibt also übrig,
haben. Wenn da gesagt worden ist, es sei den Regensburgern
ja recht, wenn man nicht weiter heraufkommt, so habe ich ge¬
als sich darein zu finden? Da wurde mit Recht auf die
hört, daß die Regensburger bereit sind, sogar eigene Schlepper
Schiffahrt auf den uns mit den Nachbarstaaten verbinden¬
zu stellen. damit man durch die Brücke hindurchkommt. Mehr
den Flüssen hingewiesen und zwar speziell auf die Donau. Die
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wie dort entscheidet der Erfolg, ob das Richtige getroffen wurde.
Wenn sie ein paar Wochen nicht bei einander sind, wird das un¬
Im weiten Land hat Schnitzler den Erfolg nicht für sich. Die
bequeme Gefühl sich verflüchtigen. Er geht auch ins Gebirge
stärkste Wirkung tut die nach der alten Weise gebrachte Szene, in
und benutzt die Zeit das Mädchen zu verführen, das sein bester
der Hofreiter den Fähnrich brüskiert und die Forderung er¬
Freund, der Dr. Mauer, heiraten möchte. Schwer macht ihm
zwingt. Die ewigen handlungsarmen Gespräche aber ermüden
Erna Wahl die Sache nicht: sie wirft sich ihm an den Hals in
und verwirren das Publikum. Das würde noch deutlicher
einer Art, für die die einzig mögliche Erklärung sexuelle
zur Geltung kommen, wenn Schnitzler das Werk ganz
Neurose heißt. Aber auch Genia ist von dem Milieu,
tragisch gestaltet hätte. So, wie das Stück jetzt gebaut ist,
in dem sie lebte, schließlich angesteckt worden. Die bru¬
nimmt das Publikum die ernsten Szenen um der komischen
tale Art, in der ihr Mann ihr den Grund seiner Reise mitteilte,
willen mit in den Kauf, in denen weltmännischer Witz und
hat ihre Seele aus den Angeln gehoben. Genia hat sich ent¬
Zynismus ihr ungeniertes Wesen treiben. An ihnen findet man
schlossen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Sie hat sich zum
sein Vergnügen und übersieht dabei, daß die ganzen ersten
Geliebten einen jungen Schiffs=Fähnrich genommen, den Sohn
beiden Akte zu einer Exposition gebraucht werden, die noch dazu
einer älteren Freundin, der ihr bislang ebenso gleichgültig war,
wesentliches im Unklaren läßt, daß der dritte Akt großenteils
wie sie ihm. Als Hofrichter von der Reise zurückkommt, entdeckt
aus Szenen besteht, die mit der Sache gar nichts zu tun haben,
er das Verhältnis. Er merkt auch, daß die Leute davon wissen.
und daß das eigentliche Drama erst mit dem vierten Akt ein¬
So brüskiert er den jungen Menschen und es kommt zum Duell.
setzt. Wenn man bedenkt, wie zielbewußt Ibsen in seinen
Hofrichter erschießt seinen Gegner. Genia sagt sich von ihm los.
Dramen klaren Kurs steuert, so will uns Schnitzlers Dramatik
Er stellt sich dem Gericht und will nach verbüßter Strafe ins
in ihrem Zickzack=Kurs doppelt unsicher erscheinen.
Ausland gehen.
Aber vielleicht ist auch das Absicht. Schnitzlers Menschen
Das ist die Haupthandlung des Stückes, um die ein üppiges
gehen keine bestimmten Wege, sie werden durcheinander getrie¬
Rankenwerk von Nebenhandlungen sich zieht, so üppig, daß es
ben, wie ein Häufchen Federn, das von jedem Luftzug sinnlos
dem Zuschauer selbst gestern erschwerte, der Haupthandlung zu
durcheinander gewirbelt wird. Vielleicht entspricht das der
folgen, wo doch die Schere des Regisseurs die Ranken gründlich
Welt=Anschauung Schnitzlers. Vielleicht sieht er im Tun der
verschnitten, zum Teil ganz herausgeschnitten hatte. Dieses
Menschen nur den Ausfluß sinnloser Triebe, im Leben nur ein
Ueberwuchern des Beiwerks ist undramatisch, ist episch. Und
zweckloses Spiel des Zufalls. Dann hätte er durch sein Stück
episch ist die ganze Art, wie Schnitzler seine Tragikomödie auf¬
bewiesen daß sich auf dieser Weltanschauung kein Drama auf¬
gebaut hat. So sehr episch, daß man das Gefühl hat: hier sind
bauen läßt. Natürlich kann niemand einen Dichter zwingen,
aus einem ursprünglich als Roman gedachten Werke fünf Kapitel
an eine Vorsehung und ewige Weisheit zu glauben, die ihre
dialogisiert und so als Drama auf die Bühne gebracht worden.
Geschöpfe lenkt und ihnen ins Innerste sieh', durch alle Hüllen
Das Wunderliche dabei aber ist, daß in diesem Drama die Hand¬
und Verkleidungen hindurch sieht, was die Seelen dieser Ge¬
lung zumeist hinter der Szene geschieht und auf der Szene nur
schöpfe denken und empfinden. Aber wenn der Dichter nicht
nachträglich kommentiert wird. Hinter der Szene spielt sich ab
selbst sich als Weltschöpfer fühlt, wenn er nicht, erhaben über
das Werben Korsokows um Genia und sein Selbstmord. Hinter
den Zufall, seine Geschöpfe lenkt und ihre Gedanken und Ge¬
der Szene wirbt und gewinnt Hofreiter Erna. Hinter der Szene
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fühle bloßlegt, dann kann er uns so wenig fesseln, wie ein
lockt Genia den Fähnrich an sich und gibt sich ihm hin. Hinter
Würfelspieler, der ohne Partner für sich allein die Würfel immer
der Szene findet das Duell statt Ja selbst die Begegnung der
wieder aus dem Becher rollen läßt. Möglich, daß eine andre
Mutter des Erschossenen mit Hofrichter, die stark dramatisch wir¬
Zeit anders empfindet: wir verlangen heute vom Drama noch,
ken könnte, läuft auf der Bühne stumpf und wirkungslos aus.
daß es sinnvoll sei. Fünf Akte voll Zufälligkeiten lassen uns
Erst nach ihrem letzten Abgang erfährt die unglückliche Frau
zum mindesten kalt, wenn sie uns nicht ermüden.
hinter der Szene, daß ihr Sohn tot ist und wer ihn erschossen
Dr. Hagemann hatte das Stück vortrefflich inszeniert.
hat.
Die Dekorationen waren sehr hübsch. Nur die drahtgesteifte
Natürlich ist das bei Schnitzler nicht Hilflosigkeit, sondern
Fahne im Hofreiterschen Garten wirkte recht theatermäßig in
Absicht, nicht Unkenntnis der bestehenden Dramaturgie, sondern
dem lebensfrischen Bild. Der Dialog war auf den intimen
Versuch, eine neue Dramasurgie zu schaffen, eine Dramaturgie,
Charakter des Stückes diskret abgestimmt, teilweise sogar zu
in der das Milien Hauptsache und die einzelne Handlung Neben¬
diskret, so daß man ihn im Hause nicht verstehen konnte. Bei
sache ist, in der das Tun der Menschen nicht gezeigt, sondern
den unglücklichen akustischen Verhältnissen des Schauspiel¬
durch ihre Reden dem Hörer nahe gebracht werden soll. Solche
hauses muß der Ton durchweg lauter genommen werden,
Versuche darf man dem Dichter von vornherein ebenso wenig
verwehren, wie dem Chemiker seine Experimente. Aber hier als in Theatern, wo man gut hört. Die schönste Inszenierung
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