II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 425

widen und Hrlite 1in. en den en den e en e e e e
Meisterhakt war die Darstellung. Her Rhil gab seinem Hofreiter Schärfe
Dermischtes.
und Fülle der Charakteristik und war mit aller Aufbietung seiner gewaltigen
schauspielerischen Mittel bemüht, uns einen außergewöhnlichen Menschen,
Elefantentod. Dieser Tage wurde, so schreibt die
einen interessanten Mann aus den weiten Gesilden des weiten Landes
„Frankf. Zta.“ im Zoologischen Garten der seit etwa 19 Jahren
vorzuführen. Der Frau Genia, der man es bei bestem Willen nicht glauben
im Zirkus Charles bei Dressurakten verwendete, auf ein Alter von!
kann, daß sie nachts einen Fähnrich in ihr Zimmer steigen läßt, verlieh
90 Jahren taxierte Elefant „Dick“ vergiftet. Er hatte seit einigen
Frl. Elsinger durch ihr reifes Spiel eine wunderbare Innigkeit. Den
Jahren ein Beinegeschwulst, die so schmerzhaft war, daß man schlie߬
bravsten Menschen der Komödie, einen ehrlichen Doktor, spielte Herr Wag¬
lich zur Tötung des Tieres schreiten mußte. Man gab dem Tier
ner mit seiner wohltnenden, ehrlichen Grabheit, während Frau Ellmen¬
zuerst 32 Gramm Morphium, um es zu betäuben. Diese Dosis, die
[reich in der Rolle der Mutter des Fähmrichs, die eigens für
hinreichend ist, um etwa 70 Menschen zu töten, übte auf das Tier
schrieben schien, die Tragik dieser Tragikomödie ergreifend anzudeuten wußte.
fast gar keine Wirkung aus. Ein Versuch mit Kognak schlug eben¬
Von den übrigen Darstellern seien noch Paula Silten als philosophische
falls fehl. Dann erhielt „Dick“ eine Injektion von 20 Gramm
Pironetten schlagende, ververse Jungfrau, Herr Gebhardt als junger
Zyankali — damit kann man 1200 Menschen vom Leben zum Tode
Jähnrich, sowie Irau Otto=Körner, Herr Lang und Herr Andresen
befördern! — und nach längerem Warten noch eine Lösung von 5
lobend erwähnt. Das Publikum nahm das Werk beifällig auf. J. Kr.
Gramm Scopolamin, einem ungemein starken Gift, das seinerzeit
bei einem Nashorn angewandt wurde. Das brachte das mächtige
Tier endlich zu Fall und führte nach etwa fünf Minuten den Tod
Schnitzlers Werk fand im Berliner Lessingtbeater, im Wiener
herbei.
Burgtheater und im Münchener Residenztheater am Sonnabend einen
Die heiligen Geister. Der Schuner „Coronet“ mit
von Akt zu Akt steigenden Erfolg, der um so höher anzuschlagen ist, als
35 Männern, Frauen und Kindern an Bord, die einer amerikanischen
die Scherze, mit denen Schnitzler gerade jenem Teil der Gesellschaft, der
ie sich die heiligen Geister nernen, angehören, soll inmitten
Sekte,
in den Logen und im Parkett maßgebend ist, den Spiegel ihres erotischen
des Atlantischen Ozeans in Not schloeben. Mit Rücksicht auf die
und Ehelebens vorhalten will, immerhin gerade bei der Erstaufführung in
letzten heitigen Stürme glaubte man, daß das Schiff mit Mann und
den Residenzstädten eine Gefahr bedeutete. Auch am Prager Neuen
Maus gestrandet sei. Der jetzt in Newyork angekommene Dampfer
Deutschen Theater fand „Das weite Land“ einen vollen Erfolg. Am Leip¬
der Red Star Line Lapland“ berichtet, daß er auf hoher See
ziger Stadttheater begegnete Schnitzlers Drama vielem Interesse, das
die Schunerjacht überholte, die das Notsignal gehißt hatte. Die
Lapland“ gab den heiligen Geistern 300 Pfund Rindfleisch, 60 jedoch gegen Schulß erheblich abflaute. Der Beifall galt zum großen Teile
der ausgezeichneten Darstellung. In Hannover fand das Werk unge¬
Pfund Zucker, 48 Laibe Brod 24 Eimer Spinat, 25 Pfund Speck.
teilten großen Beifall. In Wien konnte sich Schnitzler dem dankbaren
75 Pfund Büchsenfleisch 20 Liter frische Sahne, 12 Pfund Käse, 4
Publikum zeigen.
Sack Kartoffeln und 72 Pfund Hammelfleisch. Das Angebot, die
Insassen des Coronet“ nach Newyork zu bringen, wurde jedoch ab¬
Der diesjährige literarische Nobelpreis wird Moritz
gelehnt. Die Heiligen Geister sind eine wandernde Sekte, die ingner
Maeterliuck verlieben werden.
auf der Suche nach dem heiligen Lande ist. Da Amertka die Vor¬
schriften der Bibel nicht erfüllte, zogen sie mit ihrem Schuner nach
Geschäftliche Mitteilungen.
Afrika und als es ihnen dort zu heiß wurde, wanderten sie wieder
im Schiff nach dem Norden zu. Auf dieser Fahrt hat sich der
Lichtbeständige Tapeten. Wenn wir die verschiedenen Muster
„Coronet“, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, den Namen des grö߬
ten Bettlers auf dem Ozean erworben. Das Notsignal scheint am für die Ausstattung unserer Wohnräume wählen, so lassen wir uns nament¬
Mast festgenagelt zu sein. Ein jedes Schiff, das irgendwie wohl=lich durch die schönen Farben bestechen, und wir freuen und der Harmonie,
welche die Möbel, Vorhänge, Gemälde, Kupferstiche usw. mit den Wand¬
habend aufah, wurde angebettelt. Der Gründer der Sekte ist der
bekleidungen bilden. Aber diese Freude währt in der Regel nicht lange#
Revereu Frank Sandford, der sich auch gern Admiral der Flotte
denn der weitaus größte Teil der auf den Markt gebrachten wohlfeilen!
der beigen Geister nennen läßt.
Tapeten wird nicht mit lichtechten Farben hergestellt. Die Tapetenfahrik
Hansa Iven u. Co., G. m. b. H., Altona=Ottensen, bekanntlich die größte
Kunst und Wissenschaft.
Taeptenfabrik unseres Kontinents, bringt nun für das Jahr 1912 einW'neue
Auswahl Hansa=Tapeten in den schönsten Mustern auf den Markt, die auch
Deutsches Schauspielhaus.
bei den billigsten Tapeten lichtbeständig sind, soweit das Papier von Farbe
bedeckt ist. Ebenso schön sind die neuen Muster von Hansa=Lincxusta. Ur¬
„Das weite Land“, Tragikomödie von Arthur Schnitzler.
heber dieser Entwürfe sind größtenteils namhafte Künstler, die mit den 14
(Uraufführung.)
Aufgaben der modernen Baukunst auf das beste vertraut sind.“
Mit der Wiedergabe der neuesten Schöpfung des Wiener Dichters,
Ein Interessantes Experiment ist es, seinen Haus¬
die am Sonnabend gleichzeitig an 12 anderen Bühnen ihre Uraufführung
genossen Van den Berghs Margarine „Unerreicht“
erlebte, hat das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg der jüngsten mode nen
(leicht gesalzen) zu verabreichen Man möge beobachten, ob ein ein¬
Literatur einen weiteren Schritt entgegengetan. Denn wie diese die Wir¬
ziger der Angehörigen bemerkt, Margarine gegessen Zu haben.
kung weniger vom dramatischen Gehalt, von der G enüberstellung klar
ist kaum zu erwarten, da Van den Berghs „Unerreicht“ (leicht ##
herausgearbeiteter Gestalten, als vielmehr von der Stimmungsmalerei, dem
gesalzen) von vollendeter Feinheit in Aroma und Geschmack ist
romanartigen Nebeneinander von Schauspiel, Schwank, Novellen und Sen¬
wie feine Meiereibutter, für die Küche, wie für die Tafel gleich gut
tenzensammlung erwartet, und mit besonderer Vorliebe das erotische
geeignet. Hierbei zeigt es sich auch, daß ein Vorurteil gegen Mar¬
Leben der weichlichen, verdorbenen, parfümierten Gesellschaft unserer Zeit
garine eben nur ein Vorurteil ist, eine erfreuriche Tatsache in Rück=
zum Mittelpunkt philosophischer Diskussionen macht, ist auch das „weite
sicht auf die große Ersparnis. In den meisten einschlägigen lbe¬
Land“ solch ein Tummelplatz psychologisch dramatischer Forschungsexpediti¬
schäften erhältlich, sind dieselben durch Aushang der entsprechenden
onen in die merkwürdige Gegend der menschlichen Seele, wo im Urwaldgestrüpp!
Plakate gekennzeichnet. Es ist jedoch im eiegnen Interesse erforder¬
die Geheimnisse der erotischen und vor allem der ehelichen Beziehungen
lich, ausdrücklich Van den Berghs „Unerreicht“ (leicht gesalzen),
ruhen. Kreuz und quer wird in dem Stück durcheinandergeliebelt, geehe¬
per Pfund 1 Mark, zu fordern.
brucht, mit allen Schikanen und Finessen, mit einer Leichtfertigkeit, die
auch Nichtphilister zum Gruseln bringen kann. Besonders kribbelts und
krabbelts dem Fabrikanten Hofreiter und dem Hoteldirektor Dr. Aichner
gleich beim Anblick jeder Schürze. Sie entschuldigen ihre Liebestollheit mit
der „Kompliziertheit“ der „menschlichen Subjekte“: „So vieles hat zugleich
Raum in uns —! Liebe und Trug ... Treue und Treulosigkeit.
Ger#ni#nne WlollzLossnn.
Anbetung für die eine und Verlangen nach einer andern oder nach mehreren.
Wir versuchen wodl Ordnung in uns zu schaffen, so gut es geht, aber
diese Ordnung ist doch nur etwas Künstliches ... Das Natürliche.
„It Hu##öe
das Chacs.“ Be: Hofreiter hat das „Chaos“ bereits einen solchen Umfang
angenometen, daß ihm die Tugend seiner Frau, um deretwillen ein Musiker,
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den sie nicht erhören wollte, sich das Leben genommen, geradezu
unheimlich und unwahrscheinlich vorkommt, und er, der Vierziger, sich durch
die Verführung einer unternehmenden. liebeshungrigen höheren Tochter von
Ju Oce#t mat 41
seinem Schreck erholen muß. In der Zwischenzeit rächt sich seine Frau
und betrügt ihn mit einem jungen Fähnrich. Nun sind sie quitt, denkt
der schadenfrohe Zuschauer und zitiert: „Wie du mir, o ich dir!“ Aber
da hat er nicht mit der Eitelkeit des Herrn Hosteiter gerechnet. Hofreiter
beschimpft den Fähnrich. Warum? Aus verwundeter Liebe, aus loderndem
Zorn? Wenn es Haß wäre, Eifersucht, Liebe! „Nein,“ bekennt er, „von
Emtrit der
all' dem verspür' ich verdammt wenig. Aber man will doch nicht der
Mondes¬
Sonnen¬
Flut Ebbe] Flut Ebbe
Hamburg
Dumme sein!“ Atso geht er hin und knallt den frechen Menschen nieder,
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obgleich dieser seiner (Hofreiters) Philosophie getreu gelebt und gehandelt
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hat. Dieser Hofreiter, der in der unverschämtesten Weise hübsche WeiberDienstag
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und Mädchen abküßt und seiner Friu das Vergnügen der Revanche nicht Mittwoch
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