II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 501

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24. Das
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bleibt. Die Kennzeichen, die Poesie der Wiener
stadt, sie haben in Schnitzler ihren Dichter ge
sunden. Und auch ein femininer Zug findet sich in
ihnen. Des Menschen Schicksal spinnen Frauen
hände, aus ihnen empfängt er Wonne und Lust
Glück und Wehe, Tod und Leben. Auch Friedria
Hofreiter sind die Frauen alles. Er und di
meisten Personen des Stückes liebeln, ihnen hilf
ihre Außerlichkeit über des Lebens Tragik hinweg
Ihnen genügt die Komödie. Die anderen aber
die stillen, ernsten Genies und Dr. Mauer, die
sich nach echter Liebe sehnen, denen ein Verschmelzer
von Seele zu Seele ein Bedürfnis ihres garten
Herzens ist, die fühlen des Lebens Tragik und
Schmerz. Ihnen kommt es zum Bewußtsein, daß
dieses Sehnen nie gestillt werden kann. Sie sind
sich ihrer Einsamkeit bewußt und auch der Aus¬
sichtslosigkeit jeden Kampfes. Glücklich sind nur
die Seichten, die Flachen, deren Seele keine Be¬
dürfnisse kennt.
Die Aufführung ist diesem schwierigen Werke,
das eine so dürftige äußere Handlung enthält,
vollkommen gerecht geworden. Herr Schramm hatte
daran ein doppeltes Verdienst, als Regisseur uund
als Darsteller. Die gesellschaftlichen Szenen, das
buntbewegte Leben in der Halle des Hotelk, alles
klappte vorzüglich. Aber welche Arbeit, welch große
Geduld welcher Fleiß und Hingebung waren dazu
notwendig. Als Darsteller bot Herr Schramm im
Fabrikanten Hofreiter eine meisterhafte, ausge¬
zeichnete Leistung. Außerst glücklich gelang ihm
auch der Dialekt. Sehr überrascht hat Fräulein
Wolff als Genia. In ihren bisherigen Rollen hat
sie stets ernstes Streben und eifriges Studium
bekundet und, unterstützt von ihren reichen äußeren
Mitteln, auch schöne Erfolge erzielt. Es waren aber
meistens einander ähnliche Frauencharabtere. Als
Genia wurde sie nun vor eine neue große Auf¬
gabe gewiesen, die sie venständnisvollst in einer
Weise löste, die volles Lob umd alle Anerkennung
verdient. Sie traf Ton und Miene der schmerz¬
gequälten, einsamen Frau und wirkte durch ver¬
tiefte Auffassung und Befeelung. Fräulein Brion
stellte, wie nicht anders zu erwarten war, die
Erna ungemein gewinnend und sympathisch dar.
Sie war ein kluges, tapferes Mädchen, das man
liebgewinnen mußte. Ihr war es in ihrem Ver¬
kältnisse zu Hofreiter wirklich um die Erfüllung
eines Herzensbedürfnisses zu tun. Das bewies ihr
ruhiges, entschlossenes Auftreten in der Schlu߬
zene, frei von Aufdringlichkeit, nur dem Zuge
ihres Herzens folgend, das bewies auch ihr Ver¬
halten in der vorhergehenden Szene mit Genia.
Welch liebevolle Sorge und Angst sprach aus ihren
beklommenen Worten, prägte sich in einem leisen
Zittern, in Gang. Miene und Haltung aus. Sehr
glücklich hatte Herr Baumgarth den Dr. Mauer¬
angelegt, einen Charakter, der in seiner fast kind¬
Lchen Schlichtheit als der einzige Aufrechte seine
Wege geht. Nur die Kleidung war etwas unge¬
schickt gewählt. Sehr schwer und ernst gab Herr
Reisegger den Fähnrich v. Aigner. Diesem ernsten
jungen Manne konnte es gelingen, die Liebe der
sinnigen Genia zu erringen. Ein sehr kühler, vor¬
nehmer Weltmann war Herr Roché als Dr. v.
Aigner, der seine innerliche Vereinsamung stets
mit dieser Maske zu decken wußte. Frau Normanns
„Luderchen“ Ada verbreitete eine Atmosphäre von
Leichtfertigkeit und Sinnlichkeit um sich. Gut war
Herr Ernesti als Bankier Natter. Vorzüglich war
Fräulein May in ihrer aufdringlichen Taktlosig¬
keit und amüsanten Angstlichkeit. Herr Krois hatte
als Schriftsteller Rhon eine sehr gelungene Maske
und brachte seine an sich kleine Rolle durch präch¬
tige Komik zu bester Wirkung. Komisch waren auch
Herr Gieblhauser als Tennisblödian, Herr Capell
als Serknitz und Herr Spiegl als Portier. Der¬
Beifall war reichlich, der Besuch schwach. H. L.