II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 522

24. Das weite Land
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Dr. Max Goldschmidt
S Bureau für G
Zeitungsausschnitte
Berlin N. 24
Telephon IHl, 3051.
Ausschnitt aus
Königsberger Anzeiger, Königsberg Ostpr.

liebten, um ein neues Leben zu beginnen .. . „S'
hat halt alles so kommen müssen“, heißt es am
Schluß. Aber wenn wir dem Dichter auch das
Phochologische des „Falles Hofreiter“ glauben: der
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Versuch, die Idee des „weiten Landes“ als Drama
zu geben, mußte Fragment und Experiment blei¬
„Das weite Land.“
ven, denn das Komplizierte und Chaotische als
Prinzip widersetzt sich seinem Wesen nach jeder
„Das weite L
die neue Tragiko¬
— also auch besonders der auf Bedingtes und Ge¬
mödie von Arrhür
Schnipler mit Heinz
schlossenes angewiesenen dramatischen Form.
Monnard als Friedrich Hofreiter: das war am
Ueberdies ist der eigentliche Stoff —
wie alles in
Donnerstag ein künstlerisches Ereignis im
der Liebe — so ausgesprochen tragisch, daß das
Neuen Schauspielhause. „Die Seele ist
Komische, soweit es hier überhaupt als komisch
ein weites Land“ sagt der Doktor von Aigner im
und nicht als possenhaft bezeichnet werden kann,
dritten Akt des Stückes; doch wenn man das ge¬
nur als störend und nicht stilgemäß empfunden
wissermaßen als Leitmotiv des Ganzen nehmen
werden muß. Weshalb sich mithin in dem „wei¬
will, so muß man hinzusetzen: auch die Liebe ist
ten Land“ eigentlich nur ein psychologisch inter¬
es. Denn wieder ist es ein durchaus erotisches
essantes Panorama auftut ... Herr Heinz Mon¬
Problem, an das sich Schnitzler hier wagt: das
nard rechtfertigte den guten Ruf, der iym vor¬
Problem der komplizierten Erotik, der das Chaos
das einzig Natürliche ist. Wenn etwas im Leben ausging und bot als Hofreiter eine sehr wirkungs¬
voll gezeichnete Seelenstudie; zuweilen hätten wir
nicht einfach, nicht mit Händen zu greifen, nichts
ihn uns allerdings etwas weniger brutal und
Bestimmtes und Reales ist, so ist es die Liebe, das
„dämonisch“ gewünscht. Als Genia fesselte Frau
Land der unbegrenzten Möglichkeiten und der en.¬
Rosner durchweg durch ihr von innen heraus
losen Perspektiven. In der Liebe weiß man nie
gestaltetes, verlebendigendes Spiel, das zuweilen
was die nächste Stunde bringt und welche Kom¬
allerdings noch einfacher und schlichter hätte sein
plikationen das scheinbar Ueberwundene noch zei¬
können. Herr Aldor erschien für seinen Kadet¬
tigen kann; alles in ihr ist weit, endlos, unbe¬
ten um einen Grad zu ernst und reif, Fräulein
stimmt, seltsam und unergründlich. Und wer in
Sering als Erna talentvoll, aber nicht unge¬
ihrem Reiche wandert, der kann nicht auf dem
zwungen natürlich genug. Gut waren die Herren
„rechten Wege“ bleiben, weil es keinen solchen gibt.
Falke, Werder, du Bois=Reymond,
Der Fabrikant. Friedrich Hofreiter erfährt von
Förster, Hirsch, Gerdes, und Perl¬
seiner Frau Genia, daß sich sein Freund, der
berg und angemessen die Damen Peppler und
Virtuose Kosorkow um ihretwillen und weil sie
Bauer, während Frau Wolter als Schau¬
ihm nicht Geliebte sein wollte, erschossen hat. Da¬
spielerin ziemlich eindruckslos blieb. Im übrigen
durch wird ihm Genia innerlich noch fremder, als
hätte die Aufführung im ganzen mehr Fluß haben
sie es schon vorher war: es ist ihm ein unerträg¬
dürfen: sie zog sich ganz unverhältnismäßig.
licher Gedanke, daß die Tugend seiner Frau einen
lange hin.
W. K—n.
Menschen in den Tod getrieben hat, und er macht
keinen Hehl daraus. Dann, nachdem er selbst
andere Liebesrosen gepflückt hat, muß er sich mit
eigenen Augen überzeugen, daß auch Genia ihm
untreu ist. Aber wenn er sich vorher auch über
ihre Tugend aufhielt und sich nicht mehr viel aus
Genia macht: ihren Fehltritt kann er, der in der
Liebe soviel versteht und erfahren hat, doch nicht
verzeihen: Genias Liebhaber, ein junger Kadett,
wird von ihm im Duell erschossen. Und er trennt
sich sowohl von seiner Frau als auch von der Ge¬