II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 593

24. Das weite. Land
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bedeutend mit den Deutschen Wiens, denen! Da Frl. Bruckschewska sich dieses lieferte Frl. Schrattenba
Schnitzler die ehrlichen deutschen Namen für Drama zum Benefiz ausgewählt hatte, war das traf die Täuschung des
seine verseuchten Lumpencharaktere gestohlen Haus sehr gut besucht. Aber etwas sonderbar Schnitzler beabsichtigt, am !
hat. Deutsche Direktoren deutscher Büh¬ nahm es sich doch aus, daß sogenannte gut
wirklich, ein deutsches Mä
nen sollten solche den deutschen Namen schän=sdeutsche Familien zu diesem Stücke sehen, während doch diese Ern
dende jüdische Unmoral nicht zur Aufführung
auch ihre jugendlichen Töchter und Söhne ge¬
annehmen; wollen sie schon Judenstücke geben.
sinnlicher Judenbackfisch ist,
führt hatten. Wollte man der heranwachsenden
so mögen siie lieber zu Rößlers „Fünf Frank¬
Glück in deutschen Familien
Jugend zeigen, wie man es als Backsisch Erna,
furter“, zu Nathansens „Hinter Mauern“ usw.
Für den berufsmäßigen Ehe
oder als junge Frau Natter, oder als Fähnrich, ist Herr Miksch nicht jene roh
greifen. Da sollen die Zuschauer auch über die
oder als Ehemann anfangen muß Ehebrecherei Kraftnatur, welche Schnitzler
Juden getäuscht werden, indem diese als lauter
zu treiben? Denn Artur Schnitzler ist im „Wei¬
Edelinge auftreten, aber sie wissen, hier schil¬
Herr Miksch spielte ihn mehr
ten Land“ ein sehr kundiger Führer im Ehe= Bösewicht und blieb dabei
dert ein Jude die Juden, und darum lassen sie
sich nicht täuschen.
bruch. Er übertrumpft selbst die Pariser Ko= Milien, aus dem Schnitzler
mödienschreiber, die sich doch mit einem geholt hat. Die kleineren R
Schnitzler hat schon im „Jungen Medardus“
„Dreieck“ der Familie zu begnügen pflegen, durchwegs recht gut gespielt
die Wiener beschimpft, wie der Wiedehopf, der während Schnitzler uns gleich drei ehebreche= Frau Meinhold, Frau Czer
ins eigene Nest macht; er stellte sie als treulos rische „Demen“ vorstellt und natürlich auch drei Frl. Krüger=Frau Natter,
und wankelmütig hin. Im „Weiten Land“ schile ehebrecherische Männer. Schnitzlers Dialog, der der auch die Leitung der Auf
dert er sie als sittlich verfault bis ins innerste
als so geistreich gerühmt wird, ergeht sich in als Bankier Natter, Herr C
Mark Das würde nicht so viel bedeuten, wenn
geistreichelnden Redensarten, die verblüffen Aigner (Christomanus), Her
das Stück nur auf österreichischen Bühnen, wol
sollen aber meist platt zur Erde fallen: es Dr. Maurer, Herr Marx=Fäh
man doch die Wiener kennt, aufgeführt würde, herrschte deshalb im Publikum eine Unruhe die Detner=Paul Kreindl, Her
Aber Schnitzler hat dafür gesorgt, daß eine sich immer einstellt, wenn auf der Bühne lang= Stanzides und Herr v. Jan
große Reklame es auf alle deutschen Bühnen
weilige Gespräche geführt werden.
bringt, die Uraufführung fand gleichzeitig auf
Am Schlusse des vierten
Frl. Bruckschewska hatte in der Frau Aktes erscholl starker Beifall,
13 Bühnen Deutschlands und Oesterreichs statt.
Genia eine ihr sehr gut liegende Rolle, die sie der Schnitzlerschen Ehebruchsve
Und überall belügt er daher die Zuschauer
über
auch in jeder Hinsicht recht glücklich durchführte, der im allgemeinen guten Auff
den Charakter der Wiener Der Kölner, der
Nach dem zweiten Akte wurde sie mit einer gro- ist ein erfreuliches Zeichen, da
Berliner weiß ja nicht, daß Schnitzlers Wiener
ßen Menge Geschenke und reichem Beifall ge¬
nur Wiener Juden sind.
Tragikomödien“ das Publikun
feiert. Eine wirklich schöne Leistung — gut durch= Geschmack findet.
dacht, gut gelernt, gut gespielt ud gesprochen“