II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 616

24. Das veite Land
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Seite 9 bis 14
6,40
Jahrgang 31. No. 234. — 14 Seiten
Frau entschlüpft ist, als sie ihn den Bes Uh
weis erbracht, daß sie dem todten Künstlet die
Riesen=Erfolg.
gegenüber standhaft geblieben. Um sich
und sie zu quälen, mokiert er sich förmlich
Hu
über diese Bravheit und Treue, die einen
Sa
jungen, talentvollen Menschen in den Tod
uni
Saison=Beginn im Irving
getrieben hät. Es ist Eifersucht, sie hält
es für Hohn und schließt schnell ihre
Place=Cheater.
Schlußfolgerung. Sie sieht nur, daß der
Gatte von ihr weg will, sieht auch mit ge¬
übtem Auge, daß er sich mit einem ganz Bei
jungen Mädchen aus ihrer Gesellschaft —
Schnitzler's „Das weite Land“ ein in¬
heißblütig, sinnlich, echt wienerisch — auf sich
einer plötzlich beschlossenen Gebirgsreise zu
tensiv packendes Stück. — Arnold Korfs
trösten gedenkt. Ein Gedanke, der ihr
ein g. azender Schauspieler und fein¬
schon wiederholt nahe gekommen ist, wird
4
in ihr lebendig in dieser grausamen Aus¬
sinniger Regisseur.
bei
sprache, nach der sie sich doch gesehnt: sie
will sich rächen.
des
Und so vollendet sich denn in den näch¬ Sii
sten Akten ein Schicksal. Hofreiter hat Hai
„Das weite Land“
das hübsche Mädchen leich terobert, weil 183
Tragikomödie in 5 Akten
sie eben Wiener Heißblut ist, seine Frau stief
von Arthur Schnitzler.
sich mittlerweile wirklich gerächv, — mit der
Friedrich Hofreiter, Fabrikant Arnold Korff
enia, seine Frau
einem blutjungen Marineleutnant. Hof¬ Der
Anni Rub=Förster
Anna Meinhold=Aigner, Schauspielerin,
reiter findet den üblichen Vorwand, diesen der
Grete Meyer
Otto, ihr Soyn
zum Duell herauszufordern, weil er dochdie
Hans Unterkirchner
Dr. von Aigner, der geschiedene Gatte
„kein Narr sein will“, wie er sagt. Sei¬
Sie
der Frau Meinhold
Ernst Holznagel
Frau Wahl
ner kleinen Frau, die außer sich ist über
Marie Kierschner
Zustab ..... .. Gustav Paul Schütz
die Herausforderung, bemertt er leichthin, St#
Erna
.. Iphigenie Buchmann
atter, Bankier
er werde ihm schon nichts Großes thun, ve
Ernst Robert
*
Adele seine Frau
.... Aranka Eben aber, als der junge Gegner vro ihm steht, schl¬
Dr. Fran¬
Mauer Arzt
Richaro Feist
Demeter Stanzides, Oberleutnant, Benn Busoni
mit de mNebenbuhlerhaß im Auge, wird
Paul Kreindl
Ehristian Ruß die Sache primitiv: Hofreiter knallt ihn mu
Albertus Rhon Schliftsteller: Ludwig Koppee nieder. In dem Moment, da er zurück=alte
Marie, seine Feau
Flora Arndt
Serknitz
Heinrich Matthaes lehrt von der Wahlstatt, findet er die Caf
Rosenstock
Eine Engländerin
Willy Frey Mutter des abgemurksten Rivalen zufällig
und
4!
Iffi Engel
#ns Spanierin
Helene Rothe bei seiner Frau und — drückt ihr mit von
Penn, Führer
Heinrich Falt konventionellen Höflich eitsfleskeln die sam
Stubenmädchen bei Hofreiter
Selma Weber
Regie
Arnold Korff.
Hand. Nur einem Schnitzler konnte es auf
Saisonbeginn am Irving Place
gelingen, dem Schrecken dieses Auftritts
mit
die Brutalität zu nehmen. Selbst für Fen
Von jeher ein Gala=Abend, ein festliches
das liebende Weib ist das aber zu stark, an.
Haus, in welchem Alles, was ein bischen
enthülltes zu viel seiner Rücksichtslosigkeit. zu.
was auf sich hält, im zahlreichen Deutsch¬
Es scheint, daß sie sich, trotzdem er sich müs
thum unserer Stadt sich im Deutschen
bei dem Abschied zum ersten Male weich
Theater in eleganter Gesellschaftstoilette
Poli
zeigt, von ihm wenden, daß ihm nur das
dicht
ein Stelldichein gab. Um sich nach der
junge Mädchen reu bleiben wird, das er
Bab
langen Sommertrennung wiederzubegrü¬
aber an sich zu fesseln zu klug, zu stolz,
Anto
ßen ... Auch um das erste Bild zu be¬
zu stark ist. Er will :.#“ weiter leben.
Sie:
kommen von der Fülle der Gesichter, Wofür? Er hat einen Jungen von dreis
Poliz
welche unsere Bühne im Laufe der Sai= zehn Jahren. Dessen Stimme hört der
son darzubieten hat ...
das I
Es waltet da
Verzweifelte und es wallt sein eRinstes in
hätter
immer ein Gefühl der Zusammengehörig¬
Die
ihm auf, sein überschwängliches Vater¬
keit, des Wiederfindens an lieber, vertrau¬
gefühl
ter Stätte. Das war aber nie fester wie
chert
Mit diesem Theatercoup läßt uns der
jetzt, da der Weltkrieg uns Deut'che in
Arme
Verfasser von seinem Helden scheiden. Er dem
New York so viel enger vereint hat.
ist unbefriedigend, äußerlich, der tragische
So erklärt sich ohne Weiteres das bre¬
einge
Konflikt ist nicht gelöst. Im Leben giebt
holm
chend volle Haus. Die erwartungsvolle
es zwar auch mehr Tragikomödien als
Stimmung, die man gestern den „Neuen“
wußt
Tragödien, aber so ein in seiner Kom¬
Jahr
entgegenbrachte, wie dem neuen Stück,
de
plizirtheit Ganzer und Vollsaftiger wie
gegeben wurde, war jedoch ganz be¬
Feue
der „Hofreiter“ scheint Einem aber doch
Die
derer Art. Denn das Stück war von
zu schade für die Umgehung einer letzten
muß
irthur Schnitzler und die neuengagirten
Konseauenz. Gerade weil er Einen in
werk
Schauspieler, die man kennen lernen
der aufregenden, wirkungsvollen Drenen
sollie, kamen vom Wiener Burgtheater.
gen
der letzten Akte noch fester gepackt, denn
litte
Das erweckte große Hoffnungen und ¬
zuvor.
der rauschende Beifall, der durch das Haus
inn
Das Stück erregte gestern bei dem ver¬
dröhnte, bewies, daß sie erfüllt wurden.
ständnisinnnigen Elite=Publikum inten¬
Was zunächst das Stück betrifft, so
kann man den Eindruck dahin zusammen¬
sivstes Interesse, nicht nur an und für mit
sich, sondern weil seine bedeutendste Ge= Bre
fassen, daß wohl noch nie ein Drama des
stalt von Arnold Korff verkörpert wurde.
eminenten literarischen Wiener Arztes das
zwi.
In ihm hat das Irving Plate Theater
New Yorker Publikum so genackt und ers unMenschdrt
Ab

Sesehermenter Keneen
Ae