II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 647


W0
24. Das eite Land
box 29/3
Eentimentalität
an dachte ich, als ich, im Ohr noch das Schreien
kerk entsteht. —
der Kinder, die die Mutter schlachtet, durch die
ahrer Dichter,
wundersame Maiennacht heimkehrte. Wie sehr muß
keit der Latei¬
dieser alte Griechendichter, den die Hunde eines
wie Cho¬
Königshofes zerrissen, gelitten haben, daß er diese
lie eine Stelle,
anklagende Dichtung schrieb! Er hat viel geliebt
ein Moralist
und fürchterliche Enttäuschungen erlebt.
wenn zum
Die
Sage nennt ihn einen misogynen Sonderlina -
n und Weib,
denn nur aus glühender Liebe entstehen strindber¬
ffen und wei¬
gisch verzerrte Bilder des Weibes, wie die Medea
ff ist ein be¬
des Euripides. Dies kommt in Révys Bearbei¬
a Hofreiters
tung (die gewissenhafte Uebersetzung ist von Paul
isemble hielt
Martin) scharf zum Ausdrucke, besonders durch
t neben dem
das Abdämpfen der Chöre.
— Lina Laßmann ist,
mit Ausnahme einiger Stellen, echt und groß als
itet die Art,
Trägerin der Titelrolle: ihr Partner, Herr Heß.
pides (ur¬
stellt einen scharf gezeichneten Jason. Es ist nicht.
k Bühne an¬
leicht, in der Sprechtechnik den Stil der alten
Krück, so daß
Tragödie zu treffen; das merkte man den Neben¬
ma Medea¬
rollen an, vor allem den Chorführerinnen.
lechnung, die
K. v.
auf das ent¬
erzen. Grau¬
st des Euri¬
klein leuchtet
e“ Die Ge¬
gestellt, auf
winkel sind
Deutschland. Nicht Edward Grey, Nicolson war es, berartiger ist, daß ihrem Abtransport nahts nuccht iuf
alles, dem
der die Fäden mit Rußland und Frankreich knüpfte, Wege steht. Der begleitende französische Offizier er¬
glaubt nicht
um dann ein dichtmaschiges Netz daraus zu weben.klärte, daß der baldige Rücktransport dieser Gefan¬
ke Medea ist
Wie es heißt, soll der frühere Botschafter in dengenen bevorstehe.
ucht; Jason
Vereinigten Staaten, Graf Bernstorff, für den Posten
Major Draudt konute feststellen,
ch berechnet.
daß die Kranken sich in einem recht guten Ernäh¬
mes
eines ständigen Staatssokretärs im deutschen ausdrungszustand befinden. Die menschliche Anteilnahme den
ung patholo¬

hieht, seine
stwerke ver¬
Stadttheater Dortmunz
pfers. Dar¬
(Friedrich, wie der junge Fähnrich Otto von Aigner
Zum 1. Mal: „Das weite Land“
nachts aus dem Schlafzimmersenster seiner Gattin
„Der Mensch ist ungleich, ungleich sind die Stun=steigt. Er fordert ihn heraus und tötet ihn im Duell.
den“, heißt es im „Faust“. Und im dritten Akt des
Auch jetzt noch hofft Genia, daß ihr Gatte zu ihr Ste¬
Schauspiels „Das weite Land“ sagt Arthur Schnitz= zurückkehre, nachdem sie seine Eisersucht herausgefor=um
ler: „Sollte es Ihnen noch nicht aufgefallen sein,
dert. Doch es ist zu spät; auch Erna kann ihn nicht gele¬
was für komplizierte Subjekte wir Menschen im
mehr halten. Der sieghafte Blick der Jugend, der
gute
Grunde sind? So vieles hat zugleich Raum in uns.
ihn traf, zeigt ihm das weite Land der Seele, dem
mer
Liebe und Trug, Treue und Treulosigkeit . .. Ja,
er entslohen ist, indem er sein Leben vergeudet hat.
Anz
die Seele ist ein weites Land.
in seinem
Er hört die Stimme seines aus der Fremde heim¬
meh
„Paracelsus“ findet der gleiche Dichter die Erkennt¬
kehrenden Sohnes und erlebt die Erkenntnis vom
nis: „Mit Menschenseelen spiele ich. Ein Sinn wird
Wechselspiel des stets sich verjüngenden Lebens.
völl
nur von dem gefunden, der ihn sucht. Es fließen
Der Dichter fand mit diesem feinfühlig und see= meh
ineinander Traum und Wachen. Wahrheit und Lüge.
lisch objektiv gestalteten Schauspiel eine sorgsam vor¬
Sicherheit ist nirgends. Wir wissen nichts von an¬
bereitete Wiedergabe unter Leitung Wilhelm#
dern, nichts von uns.“ — Es ist der Immoralismus
Maurenbrechers.
In der Ausstattung war kun
der modernen Psychologie und der seminine Charak¬
die milde Landschaft von Baden bei Wien gut ge=Diel¬
ter des österreichischen Autors, der uns hier ent=stroffen; der Garten hätte freilich eine etwas üppigere
gegeniritt. Die Annäherung an das Leben, die diese Anordnung vertragen können. Recht natürlich sprach Fam
sensible Kunst auszeichnet, macht uns das Stück, das
dagegen die Hotelvorhalle an. Den Friedrich Hof=woh#
die Objektivität des Autors eine „Tragikomödie“
reiter gab Herr Konrad Rohde wieder ganz mit seine
nennt, so wertvoll, wenn es auch mitunter die Sand¬
der vollsicheren Überlegenheit, die wir kürzlich und nicht
flächen einer allzu losen Gestaltung zeigt. Doch der
schon nach seinem erfolgreichen Gastspiel an ihm
groß
1862 geborene Wiener gibt, wie in seinem „Anatol“, frühmen konnten, wohldurchdacht.
Zwar schien er der
der „Liebelei“ und dem „Einsamen Weg“ die wir jnach Wien nur zugercist, aber doch längst hier hei¬
hier schon gesehen, Zeitbilder von novellistischem
misch in all seiner stolz=äußerlichen Männlichkeit,
Reiz und hat unter dem Einfluß Ibsens seine be¬
jnoch
Viel wienerischer, echt in ihrer empfindsamen
ten
hutsam sezierende Art vertieft und doch die Weich= weibuich=komplizierten Art sprach Fräulein Gauby
wol
heit der Konturen, das zarte Kolorit seiner Men=sän, die wieder eine ihrer fesselndsten, feinsinnigsten
schenkenntnis behalten. Sie bilden auch den Haupt=Leistungen bot. Durchaus geeignet gerade für diese
Wo#
vorzug seines psychologischen Schauspiels „Das weites sensitive Gestalt, bot sie ihr Bestes. Die Gegenspieler
Land“ das nun auch den Weg zu uns gefunden hat
etwe
der beiden anderen verunglückten Ehen traten da¬
und uns hineinschauen läßt in die gebundene Welt
nun
gegen erheblich zurück. Doch nennen wir die Damen
seiner zwiespältigen Menschen, denen die Selbst¬
Ravenau und Elten sowie Herrn Binder
erkenntnis sozusagen in den Fingerspitzen sitzt und
mit wohlcharakterisierten Gestaltungen. Beherrscht
mög
die sich doch nicht in der Gewalt haben.
und jugendfroh erfaßte Herr Ettel den Otto von
Der Fabrikam Friedrich Hofreiter und seine
Aigner; ausgezeichnet war Frau Latwesen insteten
Gatin Genia führen eine Ehe, wie sie für die neu¬
der Rolle der Erna, in der ihr besonders der Über, Deus
zeitliche Gesellschaft typisch ist. Sie haben sich ein¬
gang vom Gespielten zum Wahrhaften gut gelang.
#der mehr und mehr entfremdet. Der russische Pia¬
Drollig und doch kaum übertreibend zeichnete Frl. sein
nist Korsakow hat sich aus unglücklicher Liebe zu
Ziegler die etwas naive Frau Wahl. In den
lung
Genia erschossen. Genia liebt ihren Gatten, obwohl wei'eren Episodenrollen bewährten sich die Herren
Hilk
er sie betrügt. Nach der Gattin des Bankiers Natier[Althauser (in feinfühlig erfaßtem Spiel). Er-seilig
kommt die junge, lokette, doch leidenschaftliche Ernaslecke, Schubert (sehr originell gestaltend) und und
Wahl an die Reihe, die ihm im Hotel am VölserjLaumen. Die Neuheit wurde mit fühlbarem 7
Weiher zu eigen wird. Nach der Rückkehr besbachterlieresse ausgenommen.
Th. Sch. in #
Paca
Antuuaueten
71a1
%