II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 713

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24. Das weite-Land
An
Schnitzler: „Das weite Land.“
Lessingtheater.
Ist das ein Gesellschaftsstück? Ist das ein Seelenstück?
ist ein Anklagestück — wider die weichen Kreaturen einer Stadt:
Wien.
Wo das Grauen vom Liebsein umschlampt wird. Wo man Tod¬
feindschaft überzuckerlt. Wo der Mörder zu den Angehörigen „Küß
die Hand“ sagt.
Es ist in diesem Schauspiel ein Gipfel, wenn der Industrielle
Friedvich Hofreiter (ohne inneres Bebürfnis) jemund arschossen hat,
den seine Frau (ohne inneres Bedürfnis) zum Liebhaber nahm, —
und wenn er mit der noch unwissenden Mutter des Erschossenen
verbindlich=feig plauscht.
III.
Menschen ohne Widerstand balzen über Kreuz. Wollen, was sie
nicht dürfen. Tun, was sie gar nicht wollen.
Sie lieben ohne Trein, sind untreu ohne Liebe; sündigen ohne
Not; rächen sich ohne Zorn; töten ohne Groll; sind eitel ohne Größe;
:Ich finde
liebenswert ohne Verlaß; freundlich ohne Gewissen
kein besseres Wort: als daß ein Donau=Europäer am Werk ist.
IV.
Etwas auseinander geht es. Kanehl. Spielwart, läßt im Ge¬
spräch Sandstrecken zu. Zwischendurch haben die Darsteller jene
schlampige Freiheit, wovor dem Dichter graut. Jedoch als Dar¬
steller.
Namen tummeln sich. Die Triesch ist wertvoll bei gezügeltem
Antlitz (aber nicht lachen; auch nicht im Schmerz). Der Korff ist, nal
der Korff. Aus einem Guß im Feschen. Liebenswert noch als
Schaufenstermensch; doch nicht, wenn er aus Eignem schaufenstert.
F. Bonn spielt mit, ohne mitzuspielen. Welcher Augenblick, wenn
(der) Bonn und (der) Korff selbander an einem Tisch mimen.
Die Sandrock dehnt und tränt. Erinnerung fliegt zur Bertens.
Der kostbare Falkenstein ist ein Dichter aus Donauland.
Noch ein paar Namen. Schroth kennzeichnet sicher. Josef Klein
sehr anständig. Dem treuherzigen Aufsageton der Schauspielerin
Ellen Tietz gesellt sich ein haftend=saugender Blick.
Vergaß ich etwa Limburg, Schneider=Nissen, Alexander? Das
wäre.
Det Jngettett
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VI.
Die Rotters haben dies Haus. Schon andre Zuhörer drin, als es.
gesehn. Brahm ist entsetzlich lange tot.
An den ausgemieteten Barnowsky einen Gruß. Und ein Dichter¬
wort: „Gefallen ist der bess’re Mann.
(Dies alles ohne Feierlichkeit mit einem Lächeln gesagt.)
Alfred Kerr.