II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 740

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24. Das 1te Land
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sammenhängen. Nicht mehr das mollige Wiener Mädel, sondern
d#s knabenlaft schanle, herrisch siisierte Mädchen gilt heute als
schön. Den Bubikopf einiger Aus änderinnen auf der Bühne
empfand man daher gestern als Anachronismus. Zu voll, zu
fleischig ist für uns heute das ganze Stück, so liebenswert und
anmutig sein ganzes Wesen sein mag.

Centa Pré war, dem inneren Geist des Spieles ent¬
sprechend, an Leib und Seele die Wiener Dame des Jahr=
hundertbeginns. Nicht die Handiung mit ihren komplizierten
Liebeleien ist das wichtigste. Wer sich nur daran hätt, man ein
überaus tüchtiger Geselle sein, aber er kann nur nach der Zeich¬
nung des Meisters arbeiten. Centa Brä gab mehr, nicht Nieder¬
geschriebenes, sie gab die Kultur der Zeit einfach daburch, daß
sie auf der Bühne stand. Karli Bozenhard war ihr an
Art und Können eng verwandt. Heinrich Lang, wie immer
vorzüglich als verführerischer alter Herr. Ueverhaupt kann
man sagen, daß das ganze Cusemble innerlich noch ganz in der
Schnitzlerzeit wurzelt, so daß nach dieser Hinsicht eine aus¬
geglichene Aufführung zustande kam. War doch sogar die
Bühnendekoration (der Park!) vielleicht sogar übertrieben stark,
ganz sin de siöcle.
Aber der Beifall war nur matt. Der Zeitgeist wirkt sich,
auch in denen aus, die nie eine Kunstiritik und nie eine Bühnen
wheorie gelesen haben.
Has