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keit wegen nicht in den Tod treiben. Friedrich wird zufrieden mit mir
sein. Morgen, wenn ... mein Geliebter fort ist ... werd ich ihm
die ganze Geschichte selbst erzählen.
Mauer: Das dürfte nicht mehr notwendig sein. Er ahnt nicht, er
weiß ... Er hat den Herrn Fähnrich heute nacht gesehn ... um
halb zwei ...
Genia (zuckt zusammen, faßt sich rasch).
Paul, Gustl, Erna, Stanzides, Adele, Frau Wahl,
Natter, Otto und Friedrich (vom Tennisplatz).
Genia: Nun, wer war Sieger?
Paul: Die alte Garde lebt noch. Herr Hofreiter hat gewonnen.
Neun zu acht.
Stanzides: Schade, daß Sie nicht zugesehn haben, gnädige Frau.
Es war eine schöne Partie.
Friedrich: Na, Mauer, du bist ja doch geblieben. Das ist nett
von dir!
Paul: Jetzt käme noch das Match Fräulein Erna und Herr Hofreiter.
Erna: Es ist schon zu dunkel, das verschieben wir auf morgen. Und
wir telegraphieren dem Herrn Fähnrich das Endresultat des Tourniers.
Otto: Meine Herrschaften, ich muß mich nun leider wirklich emp¬
fehlen. (Er beginnt sich zu verabschieden.)
Friedrich (folgt ihm mit den Blicken): Schade, daß wir nicht
morgen noch eine Partie spielen können, Otto! — Ich hab heut gar
keine rechte Freude an meinem Sieg.
Paul: Warum denn? Der Herr Fähnrich hat samos gespielt, und
Sie, Herr Hofreiter, noch besser.
Friedrich: Ich weiß nicht. Sie waren nicht recht in Form, Otto.
Einen Schlag haben Sie gehabt, wie ich ihn von Ihnen gar nicht ge¬
wohnt bin. So einen zerstreuten, so einen undezidierten, so einen ängst¬
lichen Schlag ... Abschiedsstimmung wahrscheinlich.
Otto: Vielleicht Befangenheit einem so starken und ausgeruhten Geg¬
ner gegenüber. Nun, wenn ich wiederkomme, in drei Jahren, sollen Sie
mehr Freude an meinem Gegenspiel haben, Herr Hofreiter.
Friedrich: Ja, wenn man das so sicher wüßte, daß man sich
wiedersieht! ... Ich rede nie von so fernliegenden Dingen ... drei
Jahre ... Denken Sie, was indessen alles passieren kann. Man hat
doch nicht alles so in der Hand. Es gibt Ereignisse, denen gegenüber
alle Voraussicht versagen kann . . . und alle Vorsicht.
Natier: Und gerade diese dürfte nicht eine Haupteigenschaft des
Herrn Fähnrich sein.
Otto: Das fürcht ich selbst, Herr Natter.
Friedrich: Das können Sie selber gar nicht wissen, Otto, ob Sie
von Natur aus vorsichtig sind oder nicht ... In einem Beruf, der so
ganz auf Haltung und Disziplin gestellt ist, wie der Ihre, hat man sozu¬
sagen keine Gelegenheit, sich selbst kennen zu lernen. Glauben Sie nicht?
Mauer: Genug Psycholygie für die späte Abendstunde, denk ich.
(Zu Otto.) Wir gehn vielleicht gleich zusammen.
Friedrich (kümmert sich gar nicht darum): Ich zweifle natürlich
nicht, daß Sie jederzeit bereit wären, für Kaiser und Vaterland und
auch für viel geringere Dinge Ihr Leben hinzugeben, aber da spielt doch
2 Novenberbest ou.
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keit wegen nicht in den Tod treiben. Friedrich wird zufrieden mit mir
sein. Morgen, wenn ... mein Geliebter fort ist ... werd ich ihm
die ganze Geschichte selbst erzählen.
Mauer: Das dürfte nicht mehr notwendig sein. Er ahnt nicht, er
weiß ... Er hat den Herrn Fähnrich heute nacht gesehn ... um
halb zwei ...
Genia (zuckt zusammen, faßt sich rasch).
Paul, Gustl, Erna, Stanzides, Adele, Frau Wahl,
Natter, Otto und Friedrich (vom Tennisplatz).
Genia: Nun, wer war Sieger?
Paul: Die alte Garde lebt noch. Herr Hofreiter hat gewonnen.
Neun zu acht.
Stanzides: Schade, daß Sie nicht zugesehn haben, gnädige Frau.
Es war eine schöne Partie.
Friedrich: Na, Mauer, du bist ja doch geblieben. Das ist nett
von dir!
Paul: Jetzt käme noch das Match Fräulein Erna und Herr Hofreiter.
Erna: Es ist schon zu dunkel, das verschieben wir auf morgen. Und
wir telegraphieren dem Herrn Fähnrich das Endresultat des Tourniers.
Otto: Meine Herrschaften, ich muß mich nun leider wirklich emp¬
fehlen. (Er beginnt sich zu verabschieden.)
Friedrich (folgt ihm mit den Blicken): Schade, daß wir nicht
morgen noch eine Partie spielen können, Otto! — Ich hab heut gar
keine rechte Freude an meinem Sieg.
Paul: Warum denn? Der Herr Fähnrich hat samos gespielt, und
Sie, Herr Hofreiter, noch besser.
Friedrich: Ich weiß nicht. Sie waren nicht recht in Form, Otto.
Einen Schlag haben Sie gehabt, wie ich ihn von Ihnen gar nicht ge¬
wohnt bin. So einen zerstreuten, so einen undezidierten, so einen ängst¬
lichen Schlag ... Abschiedsstimmung wahrscheinlich.
Otto: Vielleicht Befangenheit einem so starken und ausgeruhten Geg¬
ner gegenüber. Nun, wenn ich wiederkomme, in drei Jahren, sollen Sie
mehr Freude an meinem Gegenspiel haben, Herr Hofreiter.
Friedrich: Ja, wenn man das so sicher wüßte, daß man sich
wiedersieht! ... Ich rede nie von so fernliegenden Dingen ... drei
Jahre ... Denken Sie, was indessen alles passieren kann. Man hat
doch nicht alles so in der Hand. Es gibt Ereignisse, denen gegenüber
alle Voraussicht versagen kann . . . und alle Vorsicht.
Natier: Und gerade diese dürfte nicht eine Haupteigenschaft des
Herrn Fähnrich sein.
Otto: Das fürcht ich selbst, Herr Natter.
Friedrich: Das können Sie selber gar nicht wissen, Otto, ob Sie
von Natur aus vorsichtig sind oder nicht ... In einem Beruf, der so
ganz auf Haltung und Disziplin gestellt ist, wie der Ihre, hat man sozu¬
sagen keine Gelegenheit, sich selbst kennen zu lernen. Glauben Sie nicht?
Mauer: Genug Psycholygie für die späte Abendstunde, denk ich.
(Zu Otto.) Wir gehn vielleicht gleich zusammen.
Friedrich (kümmert sich gar nicht darum): Ich zweifle natürlich
nicht, daß Sie jederzeit bereit wären, für Kaiser und Vaterland und
auch für viel geringere Dinge Ihr Leben hinzugeben, aber da spielt doch
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