II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 862

24. D.
WG
Land
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ästhetischen Prinzip erhoben werden darf, und daß die entrückte! Fehlern noch immer dreimal so reich war wie der sonstige Durch¬
Musik.
Feierlichkeit der attischen Tragödie mit den unnoblen Opern= undschnittsertrag eines langen Berliner Premierenwinters.
Pantomimen=Wirkungen der modernen Arena nichts zu,
schaffen hat. —
Prestie.
Arthur Westphall 22
Der neue Schnitzler.
Statt dessen haben wir festzustellen, daß die jüngste Rein¬
cheint die widerstrebendsten
hardt=Komposition als Ueberraschung mindestens so stark gewirkt
(„Das weite Land.“)
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#F 5.
und Freude, Skepfis und
hat wie die erste Aufführung des Oedipus. Gewiß machte unsere
Es war ein melancholisches Wiedersehen. Die späte Begeg¬
einlichstes Ungerührt=Sein.
Nüchternheit hier und da Halt vor einem Zuviel an zirzensischen
nung mit einer alt gewordenen Geliebten.: Von holden Erinne¬
alles durcheinander. Aus
Künsten und Künsteleien. So stehe ich verdrossen und ratlos vor
rungen umwittert, in weichen Herbstschimmer getaucht und beseelt
die Abgründe bitterster Er¬
einem bösen Rest an ausdringlicher Theatralik und vor der
von dem redlichen Trange, den Glanz und die Schönheit verklun¬
kritische Distanz und sage
Art und Weise, wie Reinbardt im Sinne der alten Oper die Chor¬
genen Glücks noch einmal ins Leben zu retten. Die bittere Er¬
erneffekte. Meyerbeer auf
stimmen kunstvoll abschattiert. So empfinde ich es auch hier als
kenninis von der Begrenztheit des Irdischen spukt hinter dem
mel. Drei Schritte zurück,
stilwidrig und peinlich, wenn die Distanz sich verwischt und wenn
allem. Die wehmütige Resignation des Aelter= und Fremder=Wer¬
al reißt mich die fabelhafte
die geschminkten und gepuderten Greise und Chormädchen mir
dens, unt das Bewußtsein, Dinge entgleiten und verflattern zu
Effelte in den Taumel
von allen Seiten hart auf den Leib rücken. Und so muß ich auch
sehen, denen man sich für ewig verschwistert glaubte. —
und läßt mich naiv und
Klage darüber führen, daß mir manches etwas sehr ins Spuk¬
Herbst, Herbst. Herbst. Der Wind schüttelt gelbe Blätter und
Abendgebet spricht. —
hafte, Krampfartige gewandt war, und daß mir insbesondere
jegt mit kalter Grausamkeit über Straßen und Plätze. Vorbei,
ander wechselnder Empfin¬
einige Bilder des „Totenopfers“ zu absichtlich — mit grünen
vorbei. Ein Duft voll Schwermut bleibt zurück, und das Gedächt¬
uszuschälen, ist gewiß nicht
Lichtefsekten, deren Quelle man sah — in eine grelle Kinemato¬
nis hellerer Tage umkleidet sich mählich mit der blassen Schönheit
e mir scheint, auch diesmal
graphen= und Schreckenskammeratmosphäre hineinkomponiert
des Märchens. Der Dichter Arthur Schnitzler, der uns die köst¬
, daß wir einen Mann wie
schienen. Aber das worauf es ankommt, wird durch solche Aus¬
liche Welt des „Anatol“ hinzauberte,, der uns die Farben des
ben, der solche Dinge zu
stellungen nicht wesentlich tangiert: Die riesenhafte Urwelt¬
„Grünen Kakadu“ und die feine Silberlicht=Poesie der „Liebelei“.
Frische Schaffensfreude auf= Tragik des Aeschylus war in ihrem Kern begriffen und schmetterte
schenkte, — wie ein Schatten, ungreifbar und wesenlos, schwebt
hWert oder Unwert seiner
denn auch ihre sinnverwirrenden Akkorde zu uns herüber. Ueber
er vorüber. Seine kultivierte Eleganz und seine weltmännische
Tatsache dieser Aufführung
den schattenhaften Umrissen des Atridenpalastes lastete der Mythus,
Ironie lädt uns noch einmal in jene dämmerige Luxuswelt, wo
Denn aus ihr strömt so viel
brütete die Moira. Durch Generationen fortgeschleppte Flüche
Kulturmüdigkeit und verseinerter Sinn spielerisch um die Fragen
ge Inspiration, so viel An¬
krochen wie Schlangen um gespenstische Tore und verhängte Al¬
des Lebens kreist. Im Frack und mit weißer Binde schreiten noch
Zukunftsproblematik, daß
täre. Eine zeitlos große, von allem Erdenstaub gelöste Schicksals¬
einmal blasse Menschen über schwere, kostbare Teppiche. An tiefe
Maßstäben einfach nicht zu
welt war lebendig geworden. Wie ein schweres, dumpfes Ge¬
Zusammenhänge wird noch einmal mit zagem Finger gerührt. Auf
witter zog sie auf und vorbei. Wie das fleischgewordene Grauen.
unausgesprochene und mit Händen nicht zu greifende Dinge, die,
kgangenen und zu Tode ge¬
Oder wie die im Donner einherrollende Stimme des strafenden,
wie in verboegenen Seelensalten, zwischen Mann und Weib,
hen werden. Wenn man
rächenden Judengotts.
zwischen nachlässigem Sybaritenium und fraulichem Reinlichkeits¬
uß ich zugeben, daß ich mir
drang, zwischen halbeingestandenen Sehnsüchten und erotischer
Und in diese Atmosphäre traten dann die äschyleischen Men¬
ar nichts erwartete. Nach
Spätkultur stehen, fällt ein leiser, verglimmender Schimmer. Man
schen, auch sie ins Kosmische, Ueberlebensgroße projiziert. Klytäm¬
der Reinhardtschen Leistung
wird die Abnung nicht los, daß hier ein Gegenwartsmensch an
hi=Dagewesenheit. Und eben
nestra, vor die erdrückende Wucht des Atridenpalastes liert insder Arbeit ist. mit dem umzugehen noch immer Gewinn und
aturgemäß der zweiten, in
den riesenhaften Raum gestellt — das war, rein me ich, wie greude bedeutet.“ Aber die kalten Herbstwinde, die dazwischen
die lebendig gewordene Ahnung des Unendlichen. (Wobei gleich¬
staltung. Die Orestie im
sagen, lassen diese Ahnung nirgends zur Erfüllung reisen. Und
gültig ist, daß Frau Feldhammer zum Teil mit den etwas
man sich, das wird einen
# Anfang und Ende steht das Gefühl, daß Arthur Schnitzlers
keifenden Tönen eines Patbas von vorgestern operierte.) Dann
geben. Was dort neu war
imme alles Metall verloren hat und nur noch wie ein letztes,
weiter die von rührender Schönheit umspielte Gestalt der Kas¬
wird in der Wiederholung
##enes Echo aus besseren Vergangenheiten herüberklingt. —
sandra, die Mary Dietrichs wundervolle Kunst zu einem
ie Dimensionen der Arena
Wenn ich hart werden wollte, müßte ich sagen: Diese Tragi¬
klingenden, rauschenden, beseelten Rhythmus, gestaltete.
knhardtregie, von der wir
Und
komödie ist eine schöne Leiche. Aber weil Schnitzlers Sommer einen
schließlich die Silhonette des jungen Orest, in dem Moissis
ie werden uns heute keine
#ten. silbernen Glanz auch über die Müdigkeit seines Herbstes
Stimme sang und jubilierte und klagie und dann im ausbrechen¬
den unsere Skepfis, die schon
#eft, will ich sie lieber mit einem schlafenden Dornröschen verlgeichen,
den Wahnsinn wic eine Glocke zersprang.
lauter sprechen lassen
das nichts Schreckhaftes an sich hat, dem aber, nach menschlicher
und bestimmt,
die
Nehmt diese drei Höhepunkte und wägt Gut und Schlecht
Voraussicht kein Märchenprinz jemals zum Leben verhelfen wird.
as als einmaliges Ex= gegen einander ab. Und dann scheltet mich meinetegen einen
A. W.
ohne eigenen Schaden zum Narren, wenn ich euch sage, daß dieser Abend mit allen seinen!
(Fortsetzung in der 1. Beilage.)