24. Das veite Land
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6. Januar 1912
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ir das ein, umgeben von einer Anzahl Kardinäle in vollem Ornat: unter ihnen
Raum, der damalige Kardinalstaatssekretär Antonelli, dessen Physiogno¬
ganze mie mir sich unvergeßlich eingeprägt hat. Er trug sich in Scharlach.
schreib=unter dem roten Kardinalshut hob sich die fast ockergelbe Haut
Stühlen seines Gesichtes besonders scharf ab; in diesem Gesichte glühten
hohes
ein paar dunkle Augen, gleich schwarzen Diamanten; niemals habe
Kreuz
ich, weder vorher, noch nachher, bei einem anderen menschlichen
ich zum
Wesen solche Augen wiedergesehen. Den geraden Gegensatz zu
eibtische seinem Kardinalstaatssekretär bot die Erscheinung Pius' IX. Er
n. ver-jwar der schönste alte Mann, der mir je begegnet. Seine von
he und oben bis unten in ein weißes Wollkleid gehüllte Gestalt war
mußte wundervoll proportioniert, und auf dem Halse dieser Gestalt saß
end der
ein Kopf, so edel geformt und von solcher Vornehmheit, daß man
eutsches
sofort den Eindruck erhielt: hier steht eine Persönlichkeit voll sitt¬
licher Erhabenheit vor dir. Seine Augen waren groß und braun:
agte er
sie strahlten von Güte, und seine Stimme hatte trotz seines
n, daß
damals schon hohen Alters einen solch sonoren Klang
hl im
und jedes Wort kam, als er zum Schluß den Segen über die
ichstag. Versammelten sprach, so klar und deutlich heraus, daß ihn jeder
3
und Vortragskünstler um seine Aussprache hätte beneiden können. Dabei
„Sieht
war jede seiner Bewegungen einfach und edel.
war
Der ganze Akt machte einen unvergeßlichen Eindruck auf
niform.
mich Als ich nicht allzu lange darauf Rom verließ, um in die
wohl Hermat zurückzukehren, suchte ich vor meiner Ahreise noch einmal
d legte Monsignore Pecci auf. Ich dankte ihm aus tiefstem Herzen für
a, so alle mir bewiesene Güte und ganz besonders für die unvergeßliche
# viel halbe Stunde mit Seiner Heiligkeit.
Er drückte mir voller Liebenswürdigkeit die Hand. „Ver¬
f nicht gessen Sie Ihre römischen Freunde nicht ganz“ waren seine letzten
Worte zu mir. Nicht allzu lange danach durfte sich Monsignore
velches
Pecci als Leo XIII. die Tiara aufs Haupt setzen.
ihm
ganz
und
n und
Gbei De Wargy.
nd zu,
Herr Le Bargy, der Sozietär der Comidie=Française, ist
aufjetzt in Wien. Diesmal hat ihn nicht der Zufall einer Tournee
Nichel hergeführt, auf deren Route Wien so oft nichts weiter als ein
Einhalt
Vorort zum Balkan und zu noch interessanteren Ländern ist.
aber Sondern diesmal dürfte er nichts weiter als Städtebummler sein,
eligion. und diese unvorhergesehenen Tage der Muße will er hier ver¬
Brößte, bringen, wohin ihn die Erinnerung eines bejubelten Gastspiels,
der Ruhm des Burgtheaters und des kunsthistorischen Museums
s Urteil. und die Meinung lockt, daß der Rhythmus unseres Lebens so
mentraf, leicht und so beschwingt ist wie sonst nur in Paris.
ie Hand
Herr Le Bargy ist der Don Juau der französischen Bühne.
Die Abarten dieses Charakters, von dem legendentreuen des
u.“
sagte Molière bis zum kompleren, durchaus modernen Marquis de
Sie Ihren
Priola von Lavedan, verkörpern sich dem französischen Theater¬
ner hier.“ besucher in der Gestalt des Herrn Le Bagy, in seiner Eleganz der
ich hinzu,
großen spanischen Reverenz mit dem Federhut oder in seiner Art,
Eminenz die letzte Mode zu individualisieren. Als strebender Schauspieler
konnte sich Herr Le Bargy nicht in dem von hundert Fesseln
ine Auf¬
der Tradition und der Rücksichten gehaltenen Théätre¬
d mich Francais wohlfühlen. Er wurde hier, wo er seinen
ebsamen
ganzen künstlerischen Weg
8255
durchschritten hat,
rasch
: Hand
Alleinherrscher in seinem Fach, Regisseur und einer der Mit¬
lassen bestimmer in der Theaterrepublik. Aber doch trat er bald zur Frond¬
über, die die klassische Bühne und ihr Direktor in Paris haben,
meines und seine Kämpfe gegen das „Regime“ im Hause Moliere sind
ssuchte. nicht minder bekannt als seine schauspielerischen Erfolge. Die
wiesen;
Anzahl seiner Demissionen ist nicht mehr in Erinnerung der
mlungen
getreuesten Chronisten, nun soll es aber ernst werden. Wie es
rschlossen
das Reglement vorschreibt, erbat sich Herr Le Bargy vor sechs
pliothek, Monaten wieder den Abschied, erneuerte das Gesuch zur rechten
n galt. Zeit und wird in Kürze bald seine letzte Vorstellung auf der
nir die
staatlichen Szene geben.
damals
„Sonnenthal hatte mir seinerzeit versprochen,“ so erzählt
bei
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ir das ein, umgeben von einer Anzahl Kardinäle in vollem Ornat: unter ihnen
Raum, der damalige Kardinalstaatssekretär Antonelli, dessen Physiogno¬
ganze mie mir sich unvergeßlich eingeprägt hat. Er trug sich in Scharlach.
schreib=unter dem roten Kardinalshut hob sich die fast ockergelbe Haut
Stühlen seines Gesichtes besonders scharf ab; in diesem Gesichte glühten
hohes
ein paar dunkle Augen, gleich schwarzen Diamanten; niemals habe
Kreuz
ich, weder vorher, noch nachher, bei einem anderen menschlichen
ich zum
Wesen solche Augen wiedergesehen. Den geraden Gegensatz zu
eibtische seinem Kardinalstaatssekretär bot die Erscheinung Pius' IX. Er
n. ver-jwar der schönste alte Mann, der mir je begegnet. Seine von
he und oben bis unten in ein weißes Wollkleid gehüllte Gestalt war
mußte wundervoll proportioniert, und auf dem Halse dieser Gestalt saß
end der
ein Kopf, so edel geformt und von solcher Vornehmheit, daß man
eutsches
sofort den Eindruck erhielt: hier steht eine Persönlichkeit voll sitt¬
licher Erhabenheit vor dir. Seine Augen waren groß und braun:
agte er
sie strahlten von Güte, und seine Stimme hatte trotz seines
n, daß
damals schon hohen Alters einen solch sonoren Klang
hl im
und jedes Wort kam, als er zum Schluß den Segen über die
ichstag. Versammelten sprach, so klar und deutlich heraus, daß ihn jeder
3
und Vortragskünstler um seine Aussprache hätte beneiden können. Dabei
„Sieht
war jede seiner Bewegungen einfach und edel.
war
Der ganze Akt machte einen unvergeßlichen Eindruck auf
niform.
mich Als ich nicht allzu lange darauf Rom verließ, um in die
wohl Hermat zurückzukehren, suchte ich vor meiner Ahreise noch einmal
d legte Monsignore Pecci auf. Ich dankte ihm aus tiefstem Herzen für
a, so alle mir bewiesene Güte und ganz besonders für die unvergeßliche
# viel halbe Stunde mit Seiner Heiligkeit.
Er drückte mir voller Liebenswürdigkeit die Hand. „Ver¬
f nicht gessen Sie Ihre römischen Freunde nicht ganz“ waren seine letzten
Worte zu mir. Nicht allzu lange danach durfte sich Monsignore
velches
Pecci als Leo XIII. die Tiara aufs Haupt setzen.
ihm
ganz
und
n und
Gbei De Wargy.
nd zu,
Herr Le Bargy, der Sozietär der Comidie=Française, ist
aufjetzt in Wien. Diesmal hat ihn nicht der Zufall einer Tournee
Nichel hergeführt, auf deren Route Wien so oft nichts weiter als ein
Einhalt
Vorort zum Balkan und zu noch interessanteren Ländern ist.
aber Sondern diesmal dürfte er nichts weiter als Städtebummler sein,
eligion. und diese unvorhergesehenen Tage der Muße will er hier ver¬
Brößte, bringen, wohin ihn die Erinnerung eines bejubelten Gastspiels,
der Ruhm des Burgtheaters und des kunsthistorischen Museums
s Urteil. und die Meinung lockt, daß der Rhythmus unseres Lebens so
mentraf, leicht und so beschwingt ist wie sonst nur in Paris.
ie Hand
Herr Le Bargy ist der Don Juau der französischen Bühne.
Die Abarten dieses Charakters, von dem legendentreuen des
u.“
sagte Molière bis zum kompleren, durchaus modernen Marquis de
Sie Ihren
Priola von Lavedan, verkörpern sich dem französischen Theater¬
ner hier.“ besucher in der Gestalt des Herrn Le Bagy, in seiner Eleganz der
ich hinzu,
großen spanischen Reverenz mit dem Federhut oder in seiner Art,
Eminenz die letzte Mode zu individualisieren. Als strebender Schauspieler
konnte sich Herr Le Bargy nicht in dem von hundert Fesseln
ine Auf¬
der Tradition und der Rücksichten gehaltenen Théätre¬
d mich Francais wohlfühlen. Er wurde hier, wo er seinen
ebsamen
ganzen künstlerischen Weg
8255
durchschritten hat,
rasch
: Hand
Alleinherrscher in seinem Fach, Regisseur und einer der Mit¬
lassen bestimmer in der Theaterrepublik. Aber doch trat er bald zur Frond¬
über, die die klassische Bühne und ihr Direktor in Paris haben,
meines und seine Kämpfe gegen das „Regime“ im Hause Moliere sind
ssuchte. nicht minder bekannt als seine schauspielerischen Erfolge. Die
wiesen;
Anzahl seiner Demissionen ist nicht mehr in Erinnerung der
mlungen
getreuesten Chronisten, nun soll es aber ernst werden. Wie es
rschlossen
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damals
„Sonnenthal hatte mir seinerzeit versprochen,“ so erzählt
bei