„UDUERVER
Seterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
1 Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianls.
Gent, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters
burg, Toronto.
(Guclienengabs ohne Gewähr.
Ausschnift aus
26 1 19 Dresdner General-Anzeiger
vom:
Dresden
„Der Schleier der Pierette“
eine Pantomime von Dohnanyi, über deren Erstaufführung im
Königl. Opernhaus wir schon in Kürze berichtet haben, ist ohne
Zweifel ein Werk, das die höchste Beachtung verdient. Freilich
die Handlung, deren literarischer Urheber Axthur Schnitzler ist,
erscheint eigenartig, ja in gewissem Si
würdig, auf jeden Fall als Grundlage für eine Pantomime
ungewohnt: Pierrette hat einst Pierrot heiß geliebt, nun soll sie
ohne Liebe einen anderen, Arlekino, heiraten, und kann doch
nicht jene Liebe vergessen. Kurz vor ihrer Hachzeit erscheint
Pierrette in Liebesleidenschaft bei Pierrot, um schließlich mit
Gift dem tragischen Liebesschmerz ein Ende zu machen. Pierrot
trinkt den todbringenden Trank, Pierrette jedoch findet im letzten
Augenblicke nicht mehr die Kraft, ihren Plan auszuführen.
Sterbend muß jener sehen, wie seine Geliebte sich dem Tod
durch ängstliche Flucht entzieht.
Im nächsten Bild erscheint Pierrette auf ihrem Hochzeits¬
feste, nachdem die Anderen lange vergebens auf sie gewartet
haben. Pierrette heuchelt zuerst gut, doch bald bricht dies süh¬
nende Unglück auf sie herein. Der Geist Pierrots erscheint mit
furchtbar drohendem Schreckuis, den Trumpf spielt er aus: in
den Händen hält er den Schleier der Pierrette, den sie bei ihm
zurückgelassen hatte. Pierrette selbst entdeckt jetzt den Verlust
ihres Schleiers, schließlich auch ihr Bräutigam. Jene eilt, um
den verräterischen Gegenstand zu holen, dieser verfolgt sie. Das
dritte Bild bringt uns die drei Unglücklichen zusammen. Arlekino,
der sich betrogen sah, zwingt seine Braut, sich mit ihm und dem
Leichnam ihres Geliebten zum Gelage zusammenzusetzen, nicht
genug, er schließt die beiden in das Zimmer ein, Pierrette ver¬
fällt bei diesem Zustand in wahnsinnigen Liebestaumel, nach
einem irrtrunkenen Tanz um ihren toten Geliebten fällt
sie entseelt zu Boden. Diese Handlung, so schauerlich sie
ist, sie hat den Vorzug lebendig zu sein, und das eignet
sie auch besonders zur Pantomime. Gerade diese grandiose
Tragik, diese furchtbare Rachekatastrophe, Worte würden den
schrecklichen Eindruck abschwächen. Und daß das Geister¬
hafte nicht zur lüsternen Mache wird, dafür sorgte nun der
Musiker. Dohnanyis=Hausterfolg liegt darin, daß er die Fähig¬
keit besaß, das Sensationelle des Gegenstandes durch die Musik,
die er dazu geschrieben, zu veredeln und die starken Gefühls¬
ausbrüche durch die verinnerlichte Musik, die mystischen Effekte
durch den Ernst seiner Komposition zu einem keineswegs wider¬
lichen, sondern achtbaren und geradezu edlen zu gestalten. Feine
Auffassung, solide und diskrete Anlage, gefestigte Harmonik
zeichnen Dohnanyis Arbeit aus. Was der Dichter in modern¬
romantischen Extremen gefehlt hat, macht die Musik nach Mög¬
lichkeit gut. Freilich paßt eigentlich der bizarr=leidenschaftliche
Schnitzler nicht zu dem elegant=maßvollen Dohnanyi, die Einheit
von Dichter und Musiker fehlt, aber sie fehlt zum Vorteil des
Stückes. Die starke Persönlichkeit, die hinter dem literarischen
Künstler steckt, bleibt, wenn auch etwas gemildert, bestehen und das
grauenvoll=exzentrische seiner Natur erscheint uns im musikalischen
Gewande Dohnanyis befriedigender, zum mindesten beruhigender.
Daher ist der künstlerisch=ethische Gesamtwert des Werkes nicht zu
verkennen. Arthur Schnitzler hat sich in seiner Eigenart nicht
schlechter gezeigt, trotz aller Mängel läßt sich die Kraft einer genialen
Persönlichkeit nicht leugnen, und Dohnanyi hat eine starke Probe
seines Könnens, seiner musikalischen Tüchtigkeit und seines“
ästhetischen Feinsinns aufs beste bestanden. Der hervorragendon
Qualität der Aufführung haben wir schon im ersten Bericht
anerkennend gedacht.
U. S.
Telephon 12.691.
„UDOERTER
österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
4 Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Oenf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg. Toronto.
Ouelisnangabe ohne Gewähr,
Ausschnitt aus:
e 1. 191 National Zeitung, Berlin
vom:
2. Im Königlichen Opernhaus von Dresden wurde die
Pantomime „Der Schleier der Pierrette“ von Arthur
r Musik von Ernst von Dohnänyi sehr bei¬
fällig aufgenommen, obgleich das gar so traurige Schicksal der
Pierrette eigentlich ziemlich kalt ließ. Die Musik verrät viel
Temperament und Leidenschaft und die Handlung bietet reiche Ab¬
wechslung.
Telephon 12.891.
„UDOERTER
K öederr. behördl. konz. Unternehmen für Zeftunge-Auseshaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianl.l.
Oenf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
#m-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockhelm, St. Petere¬
burg, Toronto.
(Ouelienamgabe ehne Gewäbr.
Ausschnitt aus:
26 1 1970 —
vom:
K We
„Der Schleier der Pierette.“ Wie aus
[Dresden berichtet wird, errangen an der
dortigen Hofoper Arthur Schnitzler und
Ernst v. Dohnanyi“ mit der Uraufführung
der musikalischen Pantomime „Der Schleier
der Pierette“ einen glänzenden Sieg. Die
7
tragische, durch feinsinnige Musik verklarte
Handlung hat Schnitzler nach seinem fünfaktigen
Drama „Der Schleier der Beatrix“ bearbeitet.
Zu dem Erfolg trug auch die ausgezeichnete
Darstellung unter Schuch bei. In der Aus¬
stattung war das Milien der Metternichzeit¬
reizend getroffen. Dohnanyi konnte neben
Schuch etwa zwölfmal erscheinen.
Seterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
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Vertretungen
1 Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianls.
Gent, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters
burg, Toronto.
(Guclienengabs ohne Gewähr.
Ausschnift aus
26 1 19 Dresdner General-Anzeiger
vom:
Dresden
„Der Schleier der Pierette“
eine Pantomime von Dohnanyi, über deren Erstaufführung im
Königl. Opernhaus wir schon in Kürze berichtet haben, ist ohne
Zweifel ein Werk, das die höchste Beachtung verdient. Freilich
die Handlung, deren literarischer Urheber Axthur Schnitzler ist,
erscheint eigenartig, ja in gewissem Si
würdig, auf jeden Fall als Grundlage für eine Pantomime
ungewohnt: Pierrette hat einst Pierrot heiß geliebt, nun soll sie
ohne Liebe einen anderen, Arlekino, heiraten, und kann doch
nicht jene Liebe vergessen. Kurz vor ihrer Hachzeit erscheint
Pierrette in Liebesleidenschaft bei Pierrot, um schließlich mit
Gift dem tragischen Liebesschmerz ein Ende zu machen. Pierrot
trinkt den todbringenden Trank, Pierrette jedoch findet im letzten
Augenblicke nicht mehr die Kraft, ihren Plan auszuführen.
Sterbend muß jener sehen, wie seine Geliebte sich dem Tod
durch ängstliche Flucht entzieht.
Im nächsten Bild erscheint Pierrette auf ihrem Hochzeits¬
feste, nachdem die Anderen lange vergebens auf sie gewartet
haben. Pierrette heuchelt zuerst gut, doch bald bricht dies süh¬
nende Unglück auf sie herein. Der Geist Pierrots erscheint mit
furchtbar drohendem Schreckuis, den Trumpf spielt er aus: in
den Händen hält er den Schleier der Pierrette, den sie bei ihm
zurückgelassen hatte. Pierrette selbst entdeckt jetzt den Verlust
ihres Schleiers, schließlich auch ihr Bräutigam. Jene eilt, um
den verräterischen Gegenstand zu holen, dieser verfolgt sie. Das
dritte Bild bringt uns die drei Unglücklichen zusammen. Arlekino,
der sich betrogen sah, zwingt seine Braut, sich mit ihm und dem
Leichnam ihres Geliebten zum Gelage zusammenzusetzen, nicht
genug, er schließt die beiden in das Zimmer ein, Pierrette ver¬
fällt bei diesem Zustand in wahnsinnigen Liebestaumel, nach
einem irrtrunkenen Tanz um ihren toten Geliebten fällt
sie entseelt zu Boden. Diese Handlung, so schauerlich sie
ist, sie hat den Vorzug lebendig zu sein, und das eignet
sie auch besonders zur Pantomime. Gerade diese grandiose
Tragik, diese furchtbare Rachekatastrophe, Worte würden den
schrecklichen Eindruck abschwächen. Und daß das Geister¬
hafte nicht zur lüsternen Mache wird, dafür sorgte nun der
Musiker. Dohnanyis=Hausterfolg liegt darin, daß er die Fähig¬
keit besaß, das Sensationelle des Gegenstandes durch die Musik,
die er dazu geschrieben, zu veredeln und die starken Gefühls¬
ausbrüche durch die verinnerlichte Musik, die mystischen Effekte
durch den Ernst seiner Komposition zu einem keineswegs wider¬
lichen, sondern achtbaren und geradezu edlen zu gestalten. Feine
Auffassung, solide und diskrete Anlage, gefestigte Harmonik
zeichnen Dohnanyis Arbeit aus. Was der Dichter in modern¬
romantischen Extremen gefehlt hat, macht die Musik nach Mög¬
lichkeit gut. Freilich paßt eigentlich der bizarr=leidenschaftliche
Schnitzler nicht zu dem elegant=maßvollen Dohnanyi, die Einheit
von Dichter und Musiker fehlt, aber sie fehlt zum Vorteil des
Stückes. Die starke Persönlichkeit, die hinter dem literarischen
Künstler steckt, bleibt, wenn auch etwas gemildert, bestehen und das
grauenvoll=exzentrische seiner Natur erscheint uns im musikalischen
Gewande Dohnanyis befriedigender, zum mindesten beruhigender.
Daher ist der künstlerisch=ethische Gesamtwert des Werkes nicht zu
verkennen. Arthur Schnitzler hat sich in seiner Eigenart nicht
schlechter gezeigt, trotz aller Mängel läßt sich die Kraft einer genialen
Persönlichkeit nicht leugnen, und Dohnanyi hat eine starke Probe
seines Könnens, seiner musikalischen Tüchtigkeit und seines“
ästhetischen Feinsinns aufs beste bestanden. Der hervorragendon
Qualität der Aufführung haben wir schon im ersten Bericht
anerkennend gedacht.
U. S.
Telephon 12.691.
„UDOERTER
österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
4 Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Oenf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg. Toronto.
Ouelisnangabe ohne Gewähr,
Ausschnitt aus:
e 1. 191 National Zeitung, Berlin
vom:
2. Im Königlichen Opernhaus von Dresden wurde die
Pantomime „Der Schleier der Pierrette“ von Arthur
r Musik von Ernst von Dohnänyi sehr bei¬
fällig aufgenommen, obgleich das gar so traurige Schicksal der
Pierrette eigentlich ziemlich kalt ließ. Die Musik verrät viel
Temperament und Leidenschaft und die Handlung bietet reiche Ab¬
wechslung.
Telephon 12.891.
„UDOERTER
K öederr. behördl. konz. Unternehmen für Zeftunge-Auseshaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianl.l.
Oenf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
#m-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockhelm, St. Petere¬
burg, Toronto.
(Ouelienamgabe ehne Gewäbr.
Ausschnitt aus:
26 1 1970 —
vom:
K We
„Der Schleier der Pierette.“ Wie aus
[Dresden berichtet wird, errangen an der
dortigen Hofoper Arthur Schnitzler und
Ernst v. Dohnanyi“ mit der Uraufführung
der musikalischen Pantomime „Der Schleier
der Pierette“ einen glänzenden Sieg. Die
7
tragische, durch feinsinnige Musik verklarte
Handlung hat Schnitzler nach seinem fünfaktigen
Drama „Der Schleier der Beatrix“ bearbeitet.
Zu dem Erfolg trug auch die ausgezeichnete
Darstellung unter Schuch bei. In der Aus¬
stattung war das Milien der Metternichzeit¬
reizend getroffen. Dohnanyi konnte neben
Schuch etwa zwölfmal erscheinen.