II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 27

23.
box 27/5
Der Schleien der Pierrette
rreuinge1
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
0 Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
009
(Quellenangabe ohne Gewühr.)
— Ausschnitt au
2
Wespen, Wien
48
E vom:
Dreben.
Königliche Hofoper. Die mit großem
Interesse erwartete Uraufführung der Panto¬
mime „Der Schleier der Pierette“. Handlung
von Artur Schnitzler, Musik von Ernst v. Doh¬
nanyi, war von großem Erfolg begleitet. Der
Abend hatte durch eine merkwürdige Fügung
österreichisch=wienerisches Gepräge. Komponist
und Textdichter, viele der Helfer am Werke, von
Meister Schuch angefangen, sind österreichischer
Herkunft! Milien und Stimmung der Panto¬
mime: Altwien. Wie das Dresdener König¬
liche Schauspiel in den letzten Jahren der Wiener
Produktion mit der Uraufführung von Werken
Bahrs, Auernheimers, Wassermanns, Servaes',
Stefan Zweigs u. a. m. die Tore weit öffnete,
so hatte nun gestern auch die Hofoper ihren
Telephon 12801.
Wiener Abend. Es war ein inniger Zusammen¬
klang von Dichtung und Musik. Schnitzler hat

bn
0
die Handlung der Pantomime vor sechs Jahren

MM ATRTTETTTSHNEM
nach Motiven seines Trauerspieles „Der Schleie:

O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
der Beatrice" aufgebaut, mit kluger Steigerung
60
und kräftigem dramatischen Auftrieb. Aus dem
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Bologna des sechzehnten Jahrhunderts hat er die
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
Vorgänge in das Wien am Anfang des neun¬

hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
zehnten Jahrhunderts verlegt. Die Renaissance¬
0
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
00
(Quelienangabe ohne Gewähr,
gestalten des älteren Werkes haben sich in Pier¬
Signale für die
4 Ausschnitt aus:
rot, Pierette und Arlechino verwandelt. Zwischen
musikalische Welt
ihnen wächst aus Liebe, Eifersucht, Zwang und
2- FLD1NO
E vom:
Berlin

Haß eine tiefwirkende Tragödie empor. Doh¬
e
nanyi, den die Dresdener Hofoper schon 1906 als
wieder #smüben!
Symphoniker einführte, hat über die Handlung
In der Oper gab es eine Uraufführung „Der Schleier der Pierrette“
Pantomime in drei Bildern von Authur Schnitzler, wozu Ernst von Dohnänyi
sein musikalisches Gewebe gebreitet. Die im
die Musik geschrieben hat. Hat dieses Geiife sief überhaupt überlebt, so erscheint
Stoff liegenden Härten, die schroffen Kontraste
es ganz verfehlt, wenn es die ernste Tragik verwirklichen soll. Pierrete entflicht
sind durch Dohnanyis Musik in die Sphäre des
von dem Feste, das bei ihrer Hochzeit mit Arlekin veranstaltet wird, und bringt
Gefühlsmäßigen gehoben und dadurch künstle¬
ihrem geliebten Pierrot das Gift, das sie beide trinken wollen. Er trinkt allein, und
sie schaudert vor dem Tode zurück. Sie kehrt zum Feste zurück, wo ihr der tote
risch so gemildert, daß die Befürchtungen, das
Pierrot mit ihrem bei ihm zurückgelassenen Schleier erscheint. Diesen will sie
Werk werde abstoßend wirken, nicht eintrafen.
wieder haben und eilt mit ihrem Bräutigam in das Totenzimmer. Dort entdeckt
Neben dem bei aller kräftigen Eigenart doch
Arlekin den Verrat und schliesst sie zur Strafe mit dem Toten ein, worüber sie
weichen, warmen und fließenden Charakter der
wahnsinnig wird. Das ist eine lose zusammengefügte Handlung, wozu eine in allen
Musik, die sich besonders in den Tänzen zu spon¬
Teilen gelungene Musik komponiert worden ist. Einen stärkeren und nachhaltigen
Reiz vermag das Werk jedoch nicht auszuüben — trotz der vorzüglichen Aufführung
taner und fortreißender Wirkung auf das Pu¬
unter Schuch'’s Leitung und der geradezu faszinierenden Darstellung der Irma
blikum erhob, trug zur Milderung auch die In¬
Tervani. Diese junge Künstlerin, deren verheissungsvolles Talent immer mehr
szenierung, namentlich nach der kostümell=male¬
geschätzt wird, (wie jede bedeutende Eigenart erst Zeit braucht, um das Verständnis
rischen Seite (Entwürfe von L. Fanto), wesent¬
für sich zu erschliessen,) bot in der Wahnsinnsszene eine Leistung, wie sie nug
grosse dramatische Künstlerinnen vollbringen können.
lich bei. Die Grazie und farbige Eleganz der
Eduard Reuss. 7
Altwiener Tracht fesselte lebhaft. Bilder der
vormärzlichen Wiener Genrekunst der Danhauser
und Waldmüller wurden in der Erinnerung le¬
bendig. Die vorzügliche Darstellung (Frl. Ter¬
vani als Pierette, die Herren Soot und Trede
als Pierrot und Arlechino), der Ballettregisseur
Berger und allen voran Ernst v. Schuch, der
oberste Leiter der gesamten Aufführung, ver¬
halfen dem Werke zu einer äußerst lebhaften und
warmen Aufnahme. Am Schlusse wurden Schuch
und Dohnanyi immer wieder hervorgerufen.