II, Theaterstücke 23, Der Schleier der Pierrette, Seite 73

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23. Der Schleier der bierrette
Telephes 12.271.
„OBSERVER‘
Seterr. bebördl. kenz. Unterneimen für Zeitunge-Ausechaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
s Bertin, Basel, Budlapest, Chicago, Cleveland, Chrtstlaute.
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minnenpolts,
-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petess¬
burg, Toronto.
Oein
Ausschnitt
Südapester Tegllatt
som:
veranlaßte, floß unwillkürlich die Frage aus mei=feste wartet bereits der Bräutigan
Jeuilleton.
ner Feder, ob diese Ueberentwicklung nicht zur Wie= diesmal nicht der törichte Hanswurst
dererweckung des Mimodramas führe? Nein, der
„Der Schleier der Vierrette.“
Komödie ist, sondern ein Vollblut¬A
Schnitzler=Dohnänyi sche Versuch entspringt nicht die= wahren Sinne des Wortes das Hau
(Pantomime in drei Bildern. Text von Artur Schuit¬
sen Quellen und bestätigt auch nicht diesen Satz. unterst kehrt und die Instrumente de
WarMusik von Ernst v. Dehnänyi. Erstaufführung
Das Unternehmen ist gerade nur ein Versuch zertrümmert, als die Verspätung d
ung. Opernhause am 7. Mai 1910.)
und eine Folge jenes traurigen Durchfalles, den Ende nehmen will. Endlich erschein
der illustre Wiener Dichter mit seinem zu einem uhigt nur sehr schwer den in Rageg
Die Pantomime ist gerade nicht das Kind un¬
Bühnenleben ungeeigneten Werke, mit dem „Schleie#### sie versteht sogar, ihn zu einem
serer Tage. Sie ist ein Schößling des lateinischen
der Beatrice“, erlin. Nun sehen wir, wie dieser Schnellpolka zu verleiten. Aber mi
Bodens und solcher Zeiten, in denen man den un¬
Schleier von den Schultern Beatricens auf die derl##scheint plötzlich der tote Pierrot 1
zertrennbaren Zusammenhang des gesprochenen Wor¬
Pierrette kam.
tes und des musikalischen Elementes noch nicht kannte,
1Büfett eine Erfrischung verlangt, ki
Der famose Schleier ist selbst kein Symbol, sonz Hote statt der Diener den Wein. D
und das Gleichgewicht der Gesangsstimme und der
dern vielmehr das Corpus delicti der Treulosigkeit fhr unsäglichen Pein, erwacht in der
orchestralen Begleitung noch nicht zu schaffen ver=einer Frau. Vierrette verläßt den Pierrot, aber ans#chino von neuem die Eifersucht, er
mochte. Diese Kunstgattung ist eine niedere Stufe
der Schwelte des Hochzeitfestes überkommen sie Ge=[Braut Rechenschaft über den Schleier.
der Entwicklung, weil ja doch die Geste und das wissensbisse und Kummer. Im Brantkleid, mit dem##bst nicht, wohin sie dieses notwend
Mienenspiel primitivere Mittel des Ausdruckes sind, Schleier auf der Schulter, eilt sie zu ihrem Geliebisgllegt. Da taucht im Hintergrund i
als die menschliche Stimme und der Gesang. Sielten und überredet ihn, daß sie beide gemeinsam sterelzds auf, den Schleier an der Han
ist eine blutarme und unvollkommene Forwation,ben. Pierrot, der Tor leert seibst den Giftbecher undischen stürzt dem Traumöfilde nach,
denn schließlich kam das Minus nicht
r das sinkt tot zusammen. Das Mädchen wird im letzten
folgt auf dem Fuße.
Plus herrschen. Nur in Aeußerlichkeiten
elgende Augenblick von Entsetzen überwältigt und flieht außer
Epochen, Glanz liebende Höfe und eit'
So gelangen sie in das Zimmer
#en wie
sich vom Schauplatz der Schreckenstat, den Schleier
Nero und Ludwig XIV. konnten ar
chen Pierrot. Arlechino erfährt alles
briden
zurücklassend.
Gattung Gefallen finden. Mit der
er, was für ein Teufelskeel er ist. E
ng der
Die feige Kleine hat hiemit nach ailen Regeln
Oper mußte die Pantomime
ten auf einen Diwan, stößt mit ihm
ntergrund
jenes Vergehen begangen, das das Strafgesetz „die
treten; diese Evolution aber
auch das Mädchen zur Tiilnahme an
Handlung
Anstiftung zum Selbstmord“ benennt. Der am Leben Schmaus. Zum Schluß ziecht er sich zu
im Singspiele volle Geltung ##sch###, wurde voll= gebliebenen Partei harrt Staatsgefängnis,
ständig von der Oberfläche gesegt.
(Türe hinter Pierrette zu und läß
eustodia honesta, wie es irgend einem Duellhelden Toten allein. „Ich laß' Diich in aus
Wie mich vor kurzem bei der Strauß'schen zukommt. Allein Schnitzler ist nicht so barmherzig, sellschaft!“ Und wenn Hofmansthal
„Elektra“ das Ueberwiegen der orchestralen Ele= wie der Codex. Er behält sich für die arme Pierrette Elektra zum Tanzen zwigt, hat
mente zum Schaden des Gesanges aum Nachdenken schauerliche Ueberraschungen vor. Auf dem Hochzeits= eher ein Recht, die leichtfüßige Pie