II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 28

22. DenjungeMedandus
Buchhändlers, der ins Gefängnis gesetzt, und General Rapp bringt ihm nicht nur die
Begnadigung, sondern auch den Dank Bonapartes. In Wahrheit
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wollte Helene am Kaiser die Indith spielen, und so hat Medardus
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ihm das Leben gerettet. Dieses wahnsinnig ironische Spiel der
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verkehrten Absichten, diese unheilbare Beschämung kann er nicht
Schaft
überleben; dem General Rapp, der ihn verhört, gibt er seine Ab¬
und
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sichten preis, und von dem schnell bereiten Exekutivkommando
spiel
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empfängt er die erlösende Kugel.
Schnitzte
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Diese Handlung wagt einen romantischen Gang, und sie bewegt
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dem E
sich auch mit großer Freiheit durch eine bunte Mannig¬
je¬
faltigkeit von Lokal und Milien. Nichts wird erzählt, alles sinn¬
rrten un
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fällig dargestellt. Wir werden mit dem Heim des Medardns bei
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seiner klugen, vieles verstehenden, alles ahnenden Mutter vertraut,
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wir begleiten ihn an das offene Grab, wo die verhängnisvolle Be¬
gegnung mit den Valois stattfindet; wir sehen die österreichischen
in den Kr
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Landwehrmänner von ihren Schätzchen beim Gläserklang Abschied
u. Zwei
nehmen, wir wohnen den Konspirationen der Emigranten in ihrem
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Mit den
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romantischen Exil bei, wir hören das Volk, das immer schwatzende,
schläg
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schwankende in vielen lebenswahren Figuren und wir hören
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auch von fern das süße Wogen der schönen blauen Donau, die alle
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die heiratet
Erregung mit einem versprechenden Flüstern zu beschwichtigen
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scheint: alles fließt, Heldentum und Narrentum, alles läßt sich er¬
ird, um
liche
er die bräu
tragen, wenn man nur am Leben bleibt, und wenn der Sturm sich
ausgetobt hat, wird wieder gut Wetter. Das ist die innere Stimme
einem
sie mit
dieser gegen die alte Mutter Wien sehr kritischen und doch von ihren
interessiert hat.
die Gegner
zu
melancholischen Reizen erfüllten Dichtung. Es ist die Frage, ob
is hat den Plan
dieser Schnitzlersche Lyrismus, diese Lebensstimmung und Schwin¬
m hingegeben hat,
gung im Schwall und Schall reicher vielfach bedingten Tatsächlich¬
reien. Das eine
keit ausdauern wird. Das Theater mit seiner großen Rücksichts¬
losigkeit wird die Antwort nicht schuldig bleiben. E.
sich süß in ihren
n, wird Napoteon¬
die Politik, die
Mach der Schlacht
kes fällt ihm ein,
her Unschädlichkeit
fohlen, sie scheint
die Geliebte
selbst, daß
en Plan faßt,
elen zu ermorden.
rseinen geraden
geführt, da er
den ist, sich den
vill. Und auch
rrisches Gegenteil.
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0 „Der junge Medardus“,Aufur Schnitz¬
Ners neues Drama, erlebt heu
Burgtheater seine Uraufführung. Wie die dor¬
#tige Neue Freie Presse berichtet, wird mit Aus¬
nahme von Baumeister das gesamte männliche
Personal mittun, und auch das genügt nicht,
manche Komparsen werden kurze Sprechrollen
erhalten, und schließlich hat man sich bamit ge¬
holfen, daß einzelne Schauspieler zwei zeitlich
voneinander getrennte Rollen darstellen, ein
Fall, der sich im Burgtheater zum erstenmal er¬
eignet. „Der junge Medardus“ besteht aus einem
Vorspiel und fünf Aufzügen mit siebzehn Ver¬
wandlungen. Die Bühnenbilder wiederholen sich
öfters. Man wird ein reizvolles Stück des inne¬
ren und äußeren Wien vom Jahre 1809 schauen.
Stilvolle burgerliche Interieurs wechseln mit
luxuriösen Salons und einem Damenzimmer der
herzoglichen Familie von Valois ab, in dessen
gartenumsäumten Palais die Szene öfters spielt.
Die Handlung wird weiter verlegt in ein kleines
Wirtshaus bei den Donau=Auen, vor dem die
Leichen der Ertrunkenen ans Land geschwemmt
werden, auf eine Straßenkreuzung in der Vor¬
stadt, auf die Burgbastei und das Glacis, in den
Schloßhof von Schönbrunn, in eine Gefängnis¬
zelle und schließlich zweimal auf den Friedhof,
wo Beerdigungen vorgenommen werden. Im
„Jungen Medardus“ geht es stellenweise sehr laut
zu. Gewehrgeknatter, Kanonendonner, Salven
wechseln mit dem Flammenschein In Die utt.“
esprengter Häuser ab. Elf Personen sterben,
die meisten auf gewaltsame Art, ein Liebespaar
geht ins Wasser, ein kleines Mädchen wird durch
einen Granatsplitter getroffen, zwei Offiziere
durch Schüsse, mehrere Personen erleiden kriegs¬
rechtlich den Tod durch Pulver und Blei, zwei
Akteure werden im Duell verwundet. Es kommen
auch ein Blinder und ein Buckliger im Stücke
vor. Da es unmöglich schien, diese große Zahl
von Personen bei der Fülle der rasch wechseln¬
den Szenen zu übersehen, wurden die Inspizien¬
ten ihres Dienstes für die Einzeldarsteller ent¬
hoben und haben nur dafür zu sorgen, daß bei
den Massenszenen das „Volk“ rechtzeitig zur
Stelle ist.