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22. Denjunge Medandus
ist: Ein von seiner Frau russischen Dichters, des Grafen Tolstoi, Ausdruck zu in dritter Lesung angenommen.
raufen, und das ist gewiß junge Paar und geht in den Tod. In den grünen Auen; der Straße ausriefe. Zum mindesten enthüllt er seinem
historischen Sinn.
der Donau, dort, wo die Studenten ihre patriotischen
Freunde Etzelt den ganzen infernalischen Plan: „Und es
Patriotismus verkörpert uns
Lieder singen, kommt es zu dem erwähnten Doppelselbst¬
kommt die Stunde, da zahl' ich's ihnen heim! Die
n, der unter allen Umstän¬
mord. Das Begräbnis dann bietei Gelegenheit, die stolzen
Diener ruf' ich zusammen und die Mägde und schrei es
hlossen ist, aber das Große Montagues mit den bürgerlichen Capulets auf dem Fried¬
durch den Flur und lasse den Herzog rufen und die
war auch der junge Grill= hof zusammenzuführen. Zwischen Medardus und der
Herzogin und zerre die Prinzessin aus dem zerwühlten
nd fühlte sich doch von schönen Prinzessin Helene werden scharfe Worte gewechselt,
Bett, nackt über die Treppe.“ Man glaubt, eine blutige
lt angezogen. Der Dichter
so daß ein Neffe des Herzogs, der Marquis v. Valois,
Renaissancegeschichte zu hören. Eher als ein Wiener Vor¬
rwandtschaftliches Verhältnis
jetzt Thronanwärter und beinahe schon Bräutigam der
stadtschlößchen würde ein unheimliches Palazzo Alt¬
ist der Oheim des jungen
Prinzessin, sich verpflichtet fühlt, den vorlauten Bürgers¬
venedigs als Lokal für diese wilde Romantik taugen.
r Buchhändlerswitwe Fran¬
sohn vor die Klinge zu fordern.
Glücklicherweise trägt das schöne Weib, das von Königs¬
Frau, die, unterstützt von
Es folgt nun eine verblüssende Wendung. Die
kronen träumt, in der Tat die Züge einer Fabelprinzessin,
häftsleiter Etzelt, den Buch¬
Prinzessin hat dem im Duell verwundeten Medardus
und ihre nächtlichen Abenteuer fallen ja in die
verdrossen weiterführt. Ge¬
Blumen geschickt und dieser ihr melden lassen, er werde
napoleonische Zeit, wo die tollsten Unwahrscheinlichkeiten
da entgegen, das aber nun
ihr noch am selbigen Abend seinen Dank persönlich ab¬
sich verwirklichten. Die verblüffende Wendung wird auch
Kreise in Berührung gerät.
statten. Sollte man ihn nicht vorlassen, so werde er durch
sehr gut herbeigeführt, nämlich ohne weitläufige Be¬
liebt einen jungen Mann
die rückwärtige Gartenpforte sich einschleichen und, wenn
gründung, mit der Plötzlichkeit des Selbstverständlichen.
über ihre Verhältnisse, denn diese verschlossen, über die Mauer steigen. Dies tut er
Es geschieht, und so mußte es geschehen. Ueber die Not¬
nd nicht weniger als ein auch, mit seinem Degenstich im Leibe. Er trifft die
wendigkeit des Geschehens nachzudenken, läßt man uns
Valois, der sich den recht¬
Prinzessin. Ein Blick, ein Gruß, und schon gibt sie der
kaum die Zeit.
n Königskrone nennt. Der
Zofe Auftrag, ihn in ihrem, der Prinzessin, Zimmer zu
bewohnt ein altes kleines
Bis hieher folgt man auch dem Dichter ohne Wider¬
verbergen. Der Stolz, mit dem sie ihm auf dem Friedhofe
bt dort mit seiner Frau, der
stand. Doch nun verliert er sich tiefer und tiefer ins
begegnete, war nur die Maske einer plötzlich entzündeten
rinzessin Helene, umgeben
Dickicht, daß man nur mühsam nachzukommen vermag.
Liebe gewesen. Sie verzichtet auf keinen ihrer Träume,
inen Hofstaat bilden, seine
Vor allem wird das Bild der schönen Prinzessin immer
auch sie bewegt sich ja im Gedankenkreise ihres Vaters;
unklarer. Wenig glaubhaft ist es schon, daß eine als
Träumen Erfüllung weis¬
sie hat sich kurz zuvor mit dem Marquis in aller Form
geistig so bedeutend geschilderte Person an dem Wahnwitz
und gar in Phantasieland,
verlobt und hofft, durch ihn eines Tages Königin zu
ihres Vaters echten Anteil nimmt. Doch ihr Ehrgeiz strebt
hte. Man muß sich vorstellen,
werden. Doch die Stunde des Glückes, die ihr ein
nun einmal nach dem höchsten Gipfel, reimt sich auch aufs
letzte Valois gewesen, daß
Frühlingsabend in den Schoß weht, will sie darum doch
beste mit ihrer geradezu monumentalen Herzlosigkeit, die
viderrechtlich den Thron be¬
genießen, und so eilt sie in die Arme dieses förmlich
wiederum mit einer unbändigen Sinnlichkeit harmonisch
hren schnöde Thronräuber
am Wegrand aufgeklaubten, von einem Grabhügel weg¬
zusammenklingt. Das alles versteht man ganz gut. Dieses
einige Mühe. Indes, der
geholten Ritters, und dem Duell folgt ein zweites in
junge Weib will kein Glück versäumen, will mit Leib
und fahren fort, an jenem
der Stille der Nacht, ein Zweikampf ohne Zeugen. Das
und Seele dem brennenden Wunsch der verrinnenden
Vorstadt verschlagenen Prä¬
ahnt sie freilich nicht, daß sie nur aus Rache geküßt
Stunde sich hingeben. Ein Rausch, ein Traum, dann der
Der einzige, der den schönen
wird. Medardus kennt sein Ziel. Agathe war diesen
Tod, nicht für sie, sondern für den Ritter. Sie muß vom
sich weigert, ist der Sohn
Leuten zu schlecht und mußte darum sterben. Dies will
Blute jener Margarethe von Burgund sein, der man
the heiraten, mit Bürgern er der stolzen Familie vergelten, indem er Schmach und
nachsagte, sie lasse jeden Liebhaber nach der Schäferstunde
ein Vater unter keiner Be= Schande über die Prinzessin bringt. Wenig fehlte, daß
im Fluß ertränken. Nur eignet ihr keineswegs die grau¬
ben will, so verzweifelt das er, noch warm von ihren Zärtlichkeiten, sein Glück auf same Logik dieser Dame. Nach der ersten Medardusnacht
22. Denjunge Medandus
ist: Ein von seiner Frau russischen Dichters, des Grafen Tolstoi, Ausdruck zu in dritter Lesung angenommen.
raufen, und das ist gewiß junge Paar und geht in den Tod. In den grünen Auen; der Straße ausriefe. Zum mindesten enthüllt er seinem
historischen Sinn.
der Donau, dort, wo die Studenten ihre patriotischen
Freunde Etzelt den ganzen infernalischen Plan: „Und es
Patriotismus verkörpert uns
Lieder singen, kommt es zu dem erwähnten Doppelselbst¬
kommt die Stunde, da zahl' ich's ihnen heim! Die
n, der unter allen Umstän¬
mord. Das Begräbnis dann bietei Gelegenheit, die stolzen
Diener ruf' ich zusammen und die Mägde und schrei es
hlossen ist, aber das Große Montagues mit den bürgerlichen Capulets auf dem Fried¬
durch den Flur und lasse den Herzog rufen und die
war auch der junge Grill= hof zusammenzuführen. Zwischen Medardus und der
Herzogin und zerre die Prinzessin aus dem zerwühlten
nd fühlte sich doch von schönen Prinzessin Helene werden scharfe Worte gewechselt,
Bett, nackt über die Treppe.“ Man glaubt, eine blutige
lt angezogen. Der Dichter
so daß ein Neffe des Herzogs, der Marquis v. Valois,
Renaissancegeschichte zu hören. Eher als ein Wiener Vor¬
rwandtschaftliches Verhältnis
jetzt Thronanwärter und beinahe schon Bräutigam der
stadtschlößchen würde ein unheimliches Palazzo Alt¬
ist der Oheim des jungen
Prinzessin, sich verpflichtet fühlt, den vorlauten Bürgers¬
venedigs als Lokal für diese wilde Romantik taugen.
r Buchhändlerswitwe Fran¬
sohn vor die Klinge zu fordern.
Glücklicherweise trägt das schöne Weib, das von Königs¬
Frau, die, unterstützt von
Es folgt nun eine verblüssende Wendung. Die
kronen träumt, in der Tat die Züge einer Fabelprinzessin,
häftsleiter Etzelt, den Buch¬
Prinzessin hat dem im Duell verwundeten Medardus
und ihre nächtlichen Abenteuer fallen ja in die
verdrossen weiterführt. Ge¬
Blumen geschickt und dieser ihr melden lassen, er werde
napoleonische Zeit, wo die tollsten Unwahrscheinlichkeiten
da entgegen, das aber nun
ihr noch am selbigen Abend seinen Dank persönlich ab¬
sich verwirklichten. Die verblüffende Wendung wird auch
Kreise in Berührung gerät.
statten. Sollte man ihn nicht vorlassen, so werde er durch
sehr gut herbeigeführt, nämlich ohne weitläufige Be¬
liebt einen jungen Mann
die rückwärtige Gartenpforte sich einschleichen und, wenn
gründung, mit der Plötzlichkeit des Selbstverständlichen.
über ihre Verhältnisse, denn diese verschlossen, über die Mauer steigen. Dies tut er
Es geschieht, und so mußte es geschehen. Ueber die Not¬
nd nicht weniger als ein auch, mit seinem Degenstich im Leibe. Er trifft die
wendigkeit des Geschehens nachzudenken, läßt man uns
Valois, der sich den recht¬
Prinzessin. Ein Blick, ein Gruß, und schon gibt sie der
kaum die Zeit.
n Königskrone nennt. Der
Zofe Auftrag, ihn in ihrem, der Prinzessin, Zimmer zu
bewohnt ein altes kleines
Bis hieher folgt man auch dem Dichter ohne Wider¬
verbergen. Der Stolz, mit dem sie ihm auf dem Friedhofe
bt dort mit seiner Frau, der
stand. Doch nun verliert er sich tiefer und tiefer ins
begegnete, war nur die Maske einer plötzlich entzündeten
rinzessin Helene, umgeben
Dickicht, daß man nur mühsam nachzukommen vermag.
Liebe gewesen. Sie verzichtet auf keinen ihrer Träume,
inen Hofstaat bilden, seine
Vor allem wird das Bild der schönen Prinzessin immer
auch sie bewegt sich ja im Gedankenkreise ihres Vaters;
unklarer. Wenig glaubhaft ist es schon, daß eine als
Träumen Erfüllung weis¬
sie hat sich kurz zuvor mit dem Marquis in aller Form
geistig so bedeutend geschilderte Person an dem Wahnwitz
und gar in Phantasieland,
verlobt und hofft, durch ihn eines Tages Königin zu
ihres Vaters echten Anteil nimmt. Doch ihr Ehrgeiz strebt
hte. Man muß sich vorstellen,
werden. Doch die Stunde des Glückes, die ihr ein
nun einmal nach dem höchsten Gipfel, reimt sich auch aufs
letzte Valois gewesen, daß
Frühlingsabend in den Schoß weht, will sie darum doch
beste mit ihrer geradezu monumentalen Herzlosigkeit, die
viderrechtlich den Thron be¬
genießen, und so eilt sie in die Arme dieses förmlich
wiederum mit einer unbändigen Sinnlichkeit harmonisch
hren schnöde Thronräuber
am Wegrand aufgeklaubten, von einem Grabhügel weg¬
zusammenklingt. Das alles versteht man ganz gut. Dieses
einige Mühe. Indes, der
geholten Ritters, und dem Duell folgt ein zweites in
junge Weib will kein Glück versäumen, will mit Leib
und fahren fort, an jenem
der Stille der Nacht, ein Zweikampf ohne Zeugen. Das
und Seele dem brennenden Wunsch der verrinnenden
Vorstadt verschlagenen Prä¬
ahnt sie freilich nicht, daß sie nur aus Rache geküßt
Stunde sich hingeben. Ein Rausch, ein Traum, dann der
Der einzige, der den schönen
wird. Medardus kennt sein Ziel. Agathe war diesen
Tod, nicht für sie, sondern für den Ritter. Sie muß vom
sich weigert, ist der Sohn
Leuten zu schlecht und mußte darum sterben. Dies will
Blute jener Margarethe von Burgund sein, der man
the heiraten, mit Bürgern er der stolzen Familie vergelten, indem er Schmach und
nachsagte, sie lasse jeden Liebhaber nach der Schäferstunde
ein Vater unter keiner Be= Schande über die Prinzessin bringt. Wenig fehlte, daß
im Fluß ertränken. Nur eignet ihr keineswegs die grau¬
ben will, so verzweifelt das er, noch warm von ihren Zärtlichkeiten, sein Glück auf same Logik dieser Dame. Nach der ersten Medardusnacht