II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 221

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22. Denjunge Ledandus
eines solchen Stückes die Gefahr des Versuches nicht ge=Abend des 24. November zu seinem
Der junge Medardlls. ringer erscheinen lassen. In seinen schönsten Werken dem des Dichters. Wer wagt, gewit
und beinahe immer war er Novellist und Lyriker, reich sagi sich Berger von heute an: mit
Von „Mar-Morold. ##0
lan Ideen und an Stimmungen, an Feinheit und Tief=welche Form sie sich kleiden wolle, 1
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Wien Ende November.
sinn, aber kein aufrechter Dramatiker. Und was in den verwendeten Kräften meines Burgth
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Bayon, Bepger=hat einmall das böse Wort gesprochen, kleineren Formen und bei der engeren, beschaulichen An=les wagen.
Schnitzler ist seiner Art auch die
er könnd“ sich nicht auf Versuche einlassen; er müsse sicher lage des Lustspiels und der Gesellschaftstragödie dem
gehen; das sei er seinem Rufe und — der Theaterkasse Erfolg nicht allzu hinderlich sein mochte, das macht ein geworden; aber selten noch hat sie e
schuldig. „Wer wagt, gewinnt“ scheint also nicht der großes weltgeschichtliches Drama im Stile Shakespe=len Ausdruck gefunden. Schnitzler g#
Wahlspruch Bergers zu sein. Er hat nicht den Ehrgeiz, ares oder Grabbes schier unmöglich. Trotzdem hat es und Haltlosigkeit moderner Menschen
zugleich sogenannte starke Stücke
als der Napoleon der deutschen Bühne zu gelten. Wenn Berger mit dem Jungen Medardus von Schnitzler ge¬
einer ein Stück schreibt, das fünf Stunden dauert, fünf= wagt und dabei gewonnen. Sein Mut und sein Ver=wenn seine Helden sonst manchmal ###
dienst wären noch höher anzuschlagen, wenn wir nicht schwach erschienen und eher eine ###
zehn Verwandlunegen aufweist und 79 namentlich ange¬
staltungskraft als ihre eigene verriet
wüßten, daß schon sein — mit Recht und Unrecht
führte Personen zählt, so wird er es unter Berger kaum
die Tragödie der Unentschlossenheit
vielgeschmähter Vorgänger das Stück zur Aufführung
ins Burgtheater bringen und wenn ein Shakespearescher
Absicht, und wenn sonst die gewaltsan
Zug in seinen Gestalten lebt. Denn die Aufführung bringen wollte. Schlenther ließ sich durch den aben¬
eines solchen Stückes wäre zweifellos ein Versuch: es teuerlichen Umfang der ersten Fassung, die sogar eine schen Vorgänge, an denen Schnitzler 0
nicht stets natürlich mit den zarten
erfordert einen Aufwand an Kosten und Mühe, der sich Zeitdauer von sieben Stunden beansprucht haben würde,
in der Erkenntnis nicht beirren, daß diese bedeutende denen er Meister ist, verbunden zei
selbst bei gut besuchtem Hause kaum lohnen kann und
dabei sind Erfolg und gut besuchtes Haus von vornher= Dichtung kein Buchdrama bleiben dürfe und daß einzig mal der Stoff selbst jeden gewünschten
ein mehr als fraglich; gerade die Fülle und Buntheit des und allein das Burgtheater mit seinen reichen Mittelnlischer Aufregung und poetischer Ersc
Wien im Jahre 1809] Die Sch
dramatischen Verlaufes, die sich schon im häufigen Sze= imstande sei, eine würdige und wirksame Uraufführung
Napoleon in Schönbrunn. Politische
nenwechsel und in der großen Zahl der Personen ankün= zu bewerkstelligen. Er verhandelte mit dem Dichter und
Niedergeschlagenheit, blutige Kämpfe,
digt, verspricht zwar ein gewisses Aufsehen, läßt aber dieser war nicht eigensinnig. Ganze Auftritte mußten
auch vermuten, daß dieser „dramatische“ Verlauf — epi=fallen, ein starkes Drittel des Buches wurde beseitigt. tentate, Hinrichtungen. Aber, trotz
scher Natur sein werde — eine so lange Reihe von Ge=Der Dichter waltete wie ein kluger, unerbittlicher Ressis=wegung keine innerlich große Zeit.
seur und als er diese Arbeit, die ihm schwerer von der Napoleon seine militärischen und dipl
sprächen und Bildern, ein so lebhaftes Hin und Her der
Figuren und der Handlung fordert den breiten Raum Hand gehen mußte als die erste Schöpfung des Ganzen,ffe und Triumphe mehr noch der Kr
und den beweglichen Aufbau des Romans, nicht die Enge beendet hatte und wieder zum Direktor kam, war Ber= Gegner, der Willenlosigkeit seiner U
des Theaters. Auch Artur Schnitzler, dessen Name aller=ger Direktor und übernahm — wer weiß wie ungern überragenden kaiserlichen Willen zu
dings einen guten Klang hat, würde als der Verfasser! — das „Erbstück“ seines Vorgängers. Nun ward der eine Zeit, in der ein Mann wie E#