II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 272

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vom:
Wien
Österreichs Junstrierte Zeitung
Seite 240
Stückes, denn „für einen Knaben stirht ein Posa nicht!“
Ein Wiener Bühnenereignis.
dessen Tief¬
Der frömmelnde, barocke Servilismn
stand der öffentliche Geist Wiens seit Jahrhunderten von
„Der junge Medardug“
Staatswegen herunter regiert worden, von ihm stammt
vielmehr die Grundstimmung und das Milien der
von Artur Schnitzler.
Schnitzlerschen Historie, welche gewiß einen entscheidenden
Mit einem Porträt des Dichters in seinem Wiener Heim.
Wendepuntt in der Entwicklung des Dichters, vielleicht
sogar überhaupt für das dramatische Schaffen der Gegen¬
ch „Chanteeler“, dem rasch verflüchtigten Pariser
wart bedeutet.
großes,
N4 Sensationsdrama, hat nnn auch Wien sein
eklatantes Bühnenereignis aufzuweisen: Die Première
Richt bloß der Freundschaft arme Flamme, der
von Schnitzlers „Der junge Medardus“ auf dem Hofburg¬
Liebeleien sanft erotisches Gepläntel lockt nunmehr Schnitz¬
theater.
lers Genie. Die ungleich gewaltigeren Probleme, die er
„Grünen Kakadn“ mit so bewunderungs¬
schon im
Solch außergewöhnlichen Theaterstücken eine Pro¬
würdiger Meisterschaft zu gestalten begonnen, scheinen
gnose zu stellen, ist ganz unmöglich. Daß der literarische
Niederschlag von Rostands Komödie schließlich alles in vielmehr mit zündendem Eindruck vor seiner Seele sich
allem weit hinter ihren in¬
dustriösen Nachwirkungen
auf die Weltmode der
Damenhüte zurückgeblieben
ist, wird heute niemand be¬
streiten. Zweisellos hat Chan¬
teelers 7o prächtig wallender
Federbusch doch erheblich
populärer gewirkt, als das
ganze preziöse Versgellingel
des französischen Dichters!
Theatergeschichtliche E
eignisse bleiben aber darum
Rostands Tierkomödie nicht
minder wie Schnitzlers „Jun¬
ger Medardus“. In beiden
Stücken stellte der Dichter
die Bühnenkunst und die
schauspielerische Technit vor
vielfach ganz neue Aufgaben.
Und in beiden Föllen be¬
eilten sich die vornehmsten
Bühneninstitute Frankreichs
und Oesterreichs, diese
neuen dramatischen Proble¬
1
me zu lösen, für sie die Kunst¬
kritit in die Schranken zu
Le
fordern. Beine = Schnitzler
sind über¬
wie Rostane
9
dies erklärte Lieblinge der
Grazien wie des Publikums,
990
4
durch die Feinheit ihres
S
Geistes, wie durch den un¬
antastbaren Adel ihrer Poesie
auch den Pleenigsten Kritiker
Immerhin steht Schnitz¬
lers „dramatische Historie“ in
jeder Hinsicht turmboch über
Rostands Hühnerhofgeschich¬
ten und „Der junge Me¬
dardus“ ist unstreitig auch
das bedeutendste „Schub¬
ladenstück“, welches die dent¬
sche Literatur besitzt. Nir¬
gendewo finden wir solch
eine blendende Reihe ganz
loser Szenen und Episoden
gewandter und kunstvoller
ineinander geschachtelt, pat¬
kender und ernreifender zu
einem dramatischen Zeitge
mälde ineinander verwoben.
Augenscheinlich verfolgt der
Dichter mit dieser „Piccen
tiroir“ einen ganz bestimm¬
ten Zweck, völlig abseits von
der herkömmlichen dramati¬
schen Mache. Diese selbst läßt
a überhaupt nur als
äußerliche Form seines Wer
tes gelten, welcheser betannt¬
lich klar und bündig dirett als
in geschichtliches, als „Hi¬
bezeichnet hat.
sto
Schnitzler will offenbar,
daß an den „Jungen Me¬
dardus“ vor allem der hi¬
storische Maßstab angelegt
natürlich nicht der
werd

züntigen Historikers,
des
sondern jener höhere, weit¬
aus kompliziertere und wich¬
tigere Geschichtszweck, der
Dr. Artur Schnitzter in seinem Wiener Contage heim.
das Werden und Sichent¬
Phetegraphische Aufnahme ven Heinrich Schuhmann, Wien.
wickeln der sittlichen Welt
verstehen lernen will aus der
uuge Medardn¬
Vertiefung in die Vergangenheit, um klar zu sehen, was zusentfalten. So ist also
ist ein höchst bedeutsames
Schnitzler wie Schönherr. unsere hervorra
nendichter, mit ihren jüngsten Schöpfungen
Gebiet betreten haben und beide nicht als 9
gangener Zeiten, fendern als Ankläge
Sünden, als Rächel ihrer Opfer, als Wart
wart und als Herolde einer besseren Inlun
Den Dicht. des „Jungen Medardus
feierte da= Wiener Publikum bei der
„Jungen Medardus“ in der großartigsten?
nebenbei auch ein rein persönlicher Erfolg
dessen Liebenswürdigkeit und vornehme
ihm in allen Kreisen der Gesellschaft einen
lichen Freundesanhang errungen haben.
Um die lebendig gewordenen Typen des
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