M
box 27/4
2 eundardus
(Quellenangabe ohne., Oewähr.)
Achspost
Ausschnitt aus:
30 9. 1913
Wien
vom:
1
Die „Neue Freie Presse“ findet, ähnliche wie andere
jüdische Organe, daß die Teilnehmer am
Naturforscherkongresse viel
schlecht behandelt worden seien, und zwar
von Staat, Land, Stadt und Theater. Die Eisenbahn¬
fahrtermäßigungen hätten sich auf eine viel längere
Frist erstrecken müssen. Das Burgtheater hätte den
Gästen nicht Freytags „Die Journalisten“ (aha!)
sondern Schnitzters „Jungen Medardus“ vorspielen
sollen. Die Festschrift der Unterrichtsverwaltung war
ungenügend, und die Gemeinde Wien hat weder eine
Festschrift drucken, noch ein Medaille prägen lassen:
Ueber die Benachteiligung der fremden Gäste beim Bankett
im Rathause ist schon in der letzten Gemeinderatssitzung inter¬
pelliert worden. Hält man all dem gegenüber, was vor Jahres¬
frist Staat und Stadt aufgeboten hatten, um den Teilnehmern¬
des Eucharistischen Kongresses die Reise nach Wien zu er¬
möglichen, zu erleichtern, für Bequartierung, Verköstigung, für
Empfänge und Auszeichnungen aller Art zu sorgen, so wird
das ziemlich geringe Maß dessen, was man den deutschen
Naturforschern und Aerzten geboten hat, erst in das rechte
Licht gerückt.
Der Eucharistische Kongreß! Endlich ist das Blatt
bei seinem Stichworte angelangt! Nun ist aber der
Naturforscherkongreß in der Tat nicht schlechter behandelt
worden. Anläßlich des Eucharistischen Weltkongresses
mit seiner Teilnehmerzahl von einer halben Million gab
es weder eine staatliche noch städtische Festschrift, weder
eine staatliche noch städtische Medaille und der Rathaus¬
empfang war in viel engerem Rahmen gehalten.
Richtig ist, daß die Katholiken Wiens den
Weltkongreß so herrlich als möglich zu gestalten wußten.
„Die Naturforscher waren übrigens mit dem
Empfang in Wien vollauf zufrieden, nur der jüdisch¬
liberal=sozialdemokratische Klüngel ist unzufrieden, weil,
wie das „N. Wr. Journal“ behauptete, „die Kapazi¬
täten fehlten“, und weil im christlichsozialen Wien der
6000
Kongreß seine größte bisherige Besucherzahl —
Teilnehmer — erreichte! Daher der Aerger!
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2 eundardus
(Quellenangabe ohne., Oewähr.)
Achspost
Ausschnitt aus:
30 9. 1913
Wien
vom:
1
Die „Neue Freie Presse“ findet, ähnliche wie andere
jüdische Organe, daß die Teilnehmer am
Naturforscherkongresse viel
schlecht behandelt worden seien, und zwar
von Staat, Land, Stadt und Theater. Die Eisenbahn¬
fahrtermäßigungen hätten sich auf eine viel längere
Frist erstrecken müssen. Das Burgtheater hätte den
Gästen nicht Freytags „Die Journalisten“ (aha!)
sondern Schnitzters „Jungen Medardus“ vorspielen
sollen. Die Festschrift der Unterrichtsverwaltung war
ungenügend, und die Gemeinde Wien hat weder eine
Festschrift drucken, noch ein Medaille prägen lassen:
Ueber die Benachteiligung der fremden Gäste beim Bankett
im Rathause ist schon in der letzten Gemeinderatssitzung inter¬
pelliert worden. Hält man all dem gegenüber, was vor Jahres¬
frist Staat und Stadt aufgeboten hatten, um den Teilnehmern¬
des Eucharistischen Kongresses die Reise nach Wien zu er¬
möglichen, zu erleichtern, für Bequartierung, Verköstigung, für
Empfänge und Auszeichnungen aller Art zu sorgen, so wird
das ziemlich geringe Maß dessen, was man den deutschen
Naturforschern und Aerzten geboten hat, erst in das rechte
Licht gerückt.
Der Eucharistische Kongreß! Endlich ist das Blatt
bei seinem Stichworte angelangt! Nun ist aber der
Naturforscherkongreß in der Tat nicht schlechter behandelt
worden. Anläßlich des Eucharistischen Weltkongresses
mit seiner Teilnehmerzahl von einer halben Million gab
es weder eine staatliche noch städtische Festschrift, weder
eine staatliche noch städtische Medaille und der Rathaus¬
empfang war in viel engerem Rahmen gehalten.
Richtig ist, daß die Katholiken Wiens den
Weltkongreß so herrlich als möglich zu gestalten wußten.
„Die Naturforscher waren übrigens mit dem
Empfang in Wien vollauf zufrieden, nur der jüdisch¬
liberal=sozialdemokratische Klüngel ist unzufrieden, weil,
wie das „N. Wr. Journal“ behauptete, „die Kapazi¬
täten fehlten“, und weil im christlichsozialen Wien der
6000
Kongreß seine größte bisherige Besucherzahl —
Teilnehmer — erreichte! Daher der Aerger!