II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 1

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21. Kontesseder der anflientag
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(Quellenangabe ohne Gewähr.)
* Ausschnitt Mianer Mitchenungen Wien.
155
3. 1905
E vom:
Komtesse Mizet oder
Familientag. K 1.20, geb. K 2.10.
Ein Wiener Lustspiel, das seine Feuer¬
probe auf der Bühne bereits bestanden
hat. Keck zugreifend, wie alles, was
Schnitzler unter seine Feder nimmt, peist¬
sprühend und lustig, aber ohne den
Schmeiz der Wehmnt, der bei aller Aus¬
gelassenheit auf seiner nLiebeleie rulit.
Ls hieße wirklich Eulen nach Athen
tragen, wollte man die Vorzüge dieses
Einakters, seine nieschen
es paßt nur
dieser wienerische Ausdruck — Mache,
seinen Hotten Dialog, die verblüllende
Treue der Charakteristik, das moderne
Gepräge dieses Theaterstückes rühmend
hervorheben. Aber eine Frage sei uns doch
erlaubt. Sind wirklich vmoderne und sfaule
und vangetressene identische Begriffe:
Gtribt es kein wienerisches Lustspiel auber
auf dem Boden moralischer Verirrungen:
Es wäre doch traurig, wenn wir diese Frage
unbedingt bejahen müßten.
I. Sm 1

u einem aristokratischen Milieu spielt, trägt
sich birgt, in graziöser und liebenswürdiger
einen stark satirischen Charakter, der bereits in
Weise fortgeführt wird. Wie zufällig treffen
dem Untertitel des Einakters „Ein Familientag“
1 der Fürst und die Geliebte des Grafen auf dem
zum Ausdruck kommt. Es herrscht Abschieds¬
Herrensitze ein. Der Fürst hat seinen bereits
stimmung in diesem Schauspiel, das von neuem
erwachsenen Sohn, die Frucht seines Verhält¬
die außerordentliche Kunst des Dichters offen¬
nisses mit der Komtesse, gleichfalls auf das Gut
bart, ein Stück Leben durch bloße Konversation
des Freundes bestellt, ohne daß dem jungen
in allen Nuancen widerzuspiegeln. Es herbstelt
Menschen eine Aufklärung über seine wirkliche
leise, der Graf Pasmansky, ein alternder Lebe¬
Mutter wird, die sich mit gutgespielter Gleich¬
mann, ist im Begriff, sich von seiner langjährigen
gültigkeit von dem Sohne abwendet. So sitzen
Geliebten, einer Dame aus der Pretterwelt, die
bei diesem Familientag ein paar sehr nahe Ver¬
an der Seite eines Wiener Fiakers eine an¬
wandte als gute Freunde beisammen, und nur
ständige Frau werden will, zu treunen. Er hängt
der Fürst und die Komtesse wissen in diesem
mit abgöttischer Liebe an seiner Tochter, der
ironisch angeschauten Lebensausschnitt um die
Komtesse Mizzi, einer alternden Jungfer, über
wahre Welt der Tatsachen. Alle anderen aber
deren wahren Charakler er sich im Zustande
tappen völlig im dunkeln; der Graf ahnt so wenig
völliger Unkenninis befindet. Die Komtesse hat
von den Beziehungen seiner Tochter zu seinem
all die Jahre hindurch die besten Partien aus¬
Freunde, wie der junge Fürst erfährt, wer seine
geschlagen, ohne daß ihr Vater auch nur das
Mutter ist. Das Stück schließt mit der Aussicht
mindeste von den wahren Beweggründen ihrer
auf eine Vermählung des alternden Fürsten und
scheinbaren Entsagung ahnt. Vor langen Jahren
der Komtesse Mizzi, seiner einstigen Geliebten,
ist sie in intime Beziehungen zu dem besten
die mit der Verabschiedung ihres letzten Lieb¬
Freunde ihres Vaters, dem Fürsten Ravenstein,
habers einen Strich unter ein geheimnisholl be¬
getreten, der als verheirateter Mann den Skan¬
wegtes Leben setzt.
dal fürchtete und sich weigerte, mit der Gräfin
zu entflichen. So folgte auf die Liebe der Haß
und schließlich die Gleichgültigkeit. Sie hat sich.
0) 1 A.
bei anderen Männern für das entschwundene
Ideal getröstet, und wenn die Stadt allerlei
Der neue Schnzhser.V
munkelt, so bleibt der Vater, der gleich der
Artur Schmillers mee Komösse Kom¬
Tochter steis seine eigenen Wege gegangen ist,
sse Mizzi", die als eine der ersten No¬
in völliger Unkenntnis uns meint ernsthaft, daß
Pitäten dieser Spielzeit am Lessing=Theater
sie selbst von seiner langjährigen Liaison nichts
in Szene gehen wird, ist bereits als Buch
ahne. So weit die Vorgeschichte des Stückes, das
##erschienen (Verlag S. Fischer). Das Stück, das das trotz aller theatralischen Motive, die es in