II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 33

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21. Kontesse Mizzi-oder-der-FaniLientag
halt ist schwer wiederzugeben, denn die Komödie beruht auf der heiteren
Satire und dem köstlichen Dialog. Die Schwächen der Menschheit
werden erbarmungslos gegeißelt und die Frivolitäten des Stückes sind
so fein übertüncht, daß sie nicht verletzen. So errang denn das Stück
einen ehrlichen Lacherfolg und Autor wie Darsteller mußten wieder¬
holt vor die Rampe treten.
Auch eines stillen Jubiläums ist diesmal Erwähnung zu tun.
Kammersänger Schrödter hat am 11. Jänner 1884, also vor
25 Jahren, in der Hofoper gesungen, um ab 1. Mai 1885 dem Institut
ganz anzugehören. Zwar absolvierte der Künstler schon einige Wochen
vor obigem Datum ein Probegastspiel in Wien, aber Schrödter war
Kleine Theaterplandereien.
hafssäls noch aus Deutsche Landestheater in Prag gebunden, so daß

sein Engagement erst später erfolgte. Heute in der Zeit des
Wisn, 8. Jänner 1909.
OC
Tenoristenmangels weiß man die Kunst Schrödters in seiner Glanz¬
Der Theaterkritiker hat in diesem Jahre wahrlich noch keine, an¬
periode voll zu würdigen. Schrödter ist nach Stoll und Felix das dritt¬
streugende Tätigkeit gehabt. Die anno 1909 bisher angesetzten
älteste Mitglied der Hofoper, an welcher er 1853mal in 108 Opern
Premièren sind recht spärlich und auch in der diesmaligen Berichtswoche
gesungen hat. Als Bajazzo trat er 104mal, als Don José in „Carmen“.
ist von Erstaufführungen blutwenig zu berichten. Das würde darauf
101mal auf. 1892 zum Kammersänger ernannt, wurde er 1897 durch
hinweisen, daß alle Wiener Theater mehr oder weniger Kassastücke am
Verleihung des Ritterkrenzes des Franz Josef=Ordens ausgezeichnet.
Reperteire haben und sich daher um Neuaufführungen nicht zu küm¬
In der Hofoper gab es übrigens diese Woche anläßlich der „ge¬
mern brauchen. Aber der Schein trügt, wie dies schon so in der Welt
strichenen“ „Walküre“ eine Rebellion gegen Direktor Weingartner, die
ist. Tatsächlich klagen sämtliche Kassiere über die Eingänge und einen
seitens des Publikums ausging und an welcher sich nicht nur die
besonderen Schlager hat die Saison, die eigentlich am Höhepunkt steht,
Galerie, sondern eigentlich das ganze Haus beteiligte. Der Direktor
bisher nicht gebracht. Die verschiedenen Jubiläen in den Operetten¬
wird sich hiedurch voraussichtlich von seinem Standpunkt nicht ab¬
theatern beweisen nicht das Gegenteil. Denn trotz des „50er“ von „Bub
bringen lassen, und hoffentlich werden ein paar Takte mehr oder
oder Mädel“ im Johann Straußtheater oder von „Der tapfere Soldat“¬
wenigei den Besuch einer Wagner=Vorstellung nicht beeinflussen. Denn
im Wiedenertheater denken die Direktoren bereits an die nächste
Wagner bleibt ja doch der meistaufgeführte Komponist auf allen
Novität.
deutschen Bühnen. Dem soeben erschienenen deutschen Bühnenspielplan
Das Lustspieltheater mußte die bereits angesetzte Première von
für. 1907/1908 entnehmen wir, daß Wagner mit 1936 Aufführungen
„Schwanengesang“ infolge Unpäßlichkeit der Darstellerin der weib¬
an der Spitze steht, während Verdi 757mal, Lortzing 654mal, Weber
lichen Hauptrolle verschieben, und so ist als einzige Novität dieser
325mal, Meyerbeer 152mal aufgeführt wurde. Von den Klassikern
Woche jene des Deutschen Volkstheaters zu erwähnen, die strengsge¬
wurde, wie wir ferner ersehen können, Schiller 1441mal, Sudermann
nommen auch keine Novität war, sondern nur an dieser Kunststätte¬
= 202mal, Shakespeare 945mal, Ibsen 876mal, Goethe 705mal, Hebbel
als solche gilt. Artur Schnitzlers „Liebelei“ denn von dieser ist die
499mal, Hauptmann 476mal aufs Repertoire gesetzt. Interessant sind
Rede = hat dreizehn Jahre läng treu und redlich dem Burgtheater
die statistischen Zahlen der diversen Zugstücke. Es wurde gegeben: „Die
gedient und ist nunmehr in die Dienste des Deutschen Volkstheaters
lustige Witwe“ 1778mal, „Walzertraum“ 1741mal, „Die Raben¬
getreten, woselbst sie ebenfalls eine sehr warme Aufnahme fand.
steinerin“ 938mal, „Fräulein Josette meine Frau“ 842mal,
Kutschera, der am Franzensring seinerzeit die Rolle des Liebhabers
„Husarenfieber“ 615mal, „Der Dieb“ 510mal. Aus diesen Zusammen¬
spielte, war in der Vaterrolle des Hans Weiring überraschend gut,
stellungen ergibt sich ein kulturhistorisches Bild. Wagner mit 1936
und Herr Kramer bot eine lebenswahre Gestalt. Fräulein Hanne¬
Aufführungen und „Die lustige Witwe“ mit 1778 Wiederholungen
mann fand anfangs nicht den richtigen Ton, holte sich jedoch schlie߬
bilden den Merkstein für den Kunstgeschmack zu Anfang des zwanzigsten?
lich einen Separatapplaus. — Schnitzlers jüngste Komödie „Komtesse
Jahrhunderts!
it.
Mizzi“ oder „Der Familientag“ beendigte die Vorstellung. Der In¬