II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 81

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21. Konte Mizzioderder-FaniLientag
„Familientag“ zu den Dramen rangieren. Man nehme falsche Lob protestiere ich, mit dem willfährige Theater¬
Der Minist
Der Preßle
nur die „Handlung“ Aufs Gut des Grafen Pazmandy mauschel und leichtfertige Berufsschreiber den form¬
kommt Fürst Ravenstein mit seinem natürlichen Sohn,schönen Erzähler, den geistreichen Causeur, den farben¬
ein durchlöchertes
ten Armada. Alles
ihn seinem alten Freund vorzustellen, der nicht weiß, daß reichen Seelenmaler zum modernen Schiller hinauf¬
die eigene Tochter die Mutter des Bengels ist. Und dann
der den Erlös an die
polstern wollen. Unseren Schiller müssen wir nicht ver¬
Der Minist
kommt seine Geliebte, sich die Villa anschauen . . . Das ballhornisieren lassen, wir haben nur einen. Und wenn
ist die Handlung. Denn daß sich diese gemischte Gesell¬
sind wir derzeit nicht
man mit solchem Lob auch mehr dem Schnitzler wie dem
schaft in abwechselnden Dialogen alles das erzählt und
wendig, unsere Prov#
Schiller schadet, selbst den unfreiwilligen Spott dürfen
endlich die mütterliche Tochter verspricht, mit nach
Der Preßle
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wir an den Dichter des „Wallenstein“ und der „Räuber“
Ostende zu fahren, um sich eventuell mit ihrem ei-levant¬
Wochen in den ewige
nicht heranlassen.
Gemahl zu verloben, das kann man doch im Ernst nicht
Denn ich glaube, wen
Ehren wir unsere hervorragenden Geister. Tun
dramatisch oder Handlung nennen?! Ein Plausch im
bald der Geschichte an
wir im Ueberschwang manchmal auch etwas mehr, als
Freien ist das. Dagegen ist Vergas „Cavalleria“ ein
übrigens noch fünf M
dem gesunden Urteil gerade zuträglich ist. Das macht Frist. Wollen Exzell
dramatisches Meisterwerk und Schillers rastlose, dra¬
nichts „wenn auch „der Becher überschäumt". Aber vor
matische Webearbeit in einem Atem mit solchem Salon¬
ich sie publiziere.
Geschmacklosigkeiten muß man tüchtige Menschen auch
plausch zu nennen, dazu können sich doch wirklich nur
Der Minist
dann in Schutz nehmen, wenn der bittere Nachgeschmack
rettungslos verschmockte „five o'clock-tea=Ploderer“ ver¬
schließen, daß man un
gekränkter Eitelkeit die Arbeit nicht lohnt. Den Jubel
stehen. Zu weit darf man aber solche Schmockerei nicht
Der Preßlei
der Menge, den rauschenden Applaus, die tränenfunkeln¬
Der Ministe
vorwagen lassen, sie bringt sonst wirklich das gesunde den Augen der schönen Frauen, — das alles gönnen wir
Urteil unter ihre literarische Korporalsfuchtel.
Kein Geld im Hause
dem Dichter vom Herzen. Nur muß er sich nicht „ver=Affäre ziehen ... (Zu
Verträgt Schnitzler die Wahrheit nicht, schlimm für
kannt“ dünken, wenn ihn die Theaterdirektoren zu wenigklärung auf: Seine E
ihn. Seiner dichterischen Feinfühligkeit, seiner schrift-aufführen. Dauernd behaupten sich auf der Bühne nur matum: Erstens habe
stellerischen Malkunst, seiner anatomischen Klarheit der Dramatiker und Heroen des Geistes. Zum letzteren barten Staat zu bele
psychologischen Gliederung wird damit kein Abbruch ge¬ müßte Schnitzler erst noch heranwachsen und Dramatiker Istenographischen Proto
tan, wenn sich das alles in die dramatische Form nicht ist er keiner. Somit sind seine Theaterstücke für die
sein, denn ein derarti
ergießt, sondern Kunstwerk außerhalb der Bühne bleibt.Direktoren nur „Kaviarschnitten“.
Sie munden nur
Drittens hat Seine E
Nicht gegen die Aufführung solcher geistiger Kaviar¬
selten und dann nur empfänglichen Gaumen.
Der Preßlei
schnitten wehre ich mich; im Gegenteil, ich halte derartige
Diplomat unserer Nati
Aufführungen für eine wohltätige Abwechstung und für
daß wir die mächtigste
einen Tribut, den man den ersten, schaffenden Geistern
der Zeit schuldig ist. Nur gegen das speichelleckrige,
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Wien III., l