II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 109

20. Zuischensniel
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Handlung sind nicht ganz einwandfrei. Daß Schnitzler seinen
Stoff mit einem geistigen Inhalt erfüllt, der über manche
phycholog'sche Untiefen der Handlung hinüberführt, daß sein
glänzender Dialog die Situation mit einem Stimmungsgehal¬
ausstatet, der die Regungen des Widerspruchs zum Schwei¬
gen bringt, zeugt von der dichterischen Begabung, sein einenes
Innenleben auch dann zur Geltung zu bringen, wenn die emp¬
irischen Tatsachen des Lebens lauten Einspruch dagegen er
heben. Der Kapellmeister und Komponist Amadeus,
Adams lebt mit seiner Gattin Cäcilie sieben Jahre in
glücklicher Ehe. Daß diese Ehe glücklich war, beweist schon das
schöne, kameradschaftliche Verhältnis, und die Anwesenheit eine##
sechsjährigen Söhnchens, zwei Momente, die für bürgerlich
Begriffe als die mächtigsten Stützen eines Lebensbundes gelge
ten. Die Beiden haben sich aber schon im Anfang gegenseitige
rückhaltlose Aufrichtigkeit gelobt. — Hier stutz' ich schon. Klingt g
das nicht schon von vorneherein, wie eine Ehe auf Kündi=ia.
gung? Ist dieser geistige Vorbehalt etwas anderes, als das
bekann'e Verhältnis mit dem „süßen Mädel“, von dem auch
jeder Teil weiß, daß es eines „Tages aus sein wird. Es
ist also der latente Ehebruch in den Heiratskontrakt als Auf.
richtigkeitsparagraph ausgenommen. Echte Liebe ist bei einem
solchen seltsamen Bunde von vorneherein ausgeschlossen. Ist¬
eine solche ohne Leidenschaft und ohne Eifersucht denkbar?
=Und müßten nicht schon die „aufrichtig“ gestandenen Ge¬
dankensünden, auftauchende Wünsche und Begierden, jeden
Augenblick den Gleichklang der Seelen stören? Diese Aufrich¬
tigkeit trägt auch sonderbare Früchte. Amabeus will sei¬
neu sinnlichen Trieben zu einer abenteuernden Gräfin freien
Lauf lassen, und Cäcilie fühlt auch ihre leidenschaftliche Natur
erwachen. So trennen die Beiden die eheliche Gemeinschaft,
bleiben jedoch als gute Kameraden beisammen. Das ist gewiß
ein seltener Fall. Wie dann, wenn die Frau ihn noch immer
liebt? Was nützt dann alle Aufrichtigkeit? Adelt sie dann
den Verrat? Amadeus ist von seinem Sinnesrausch mit der
Gräfin bald ernüchtert, und als Cäcilie von einem Gastspiel!
„gereister“ und schöner denn je zurückkehrt, ist er wieder so
aufricht'g, ihr seine wiedererwachte Liebe zu gestehen, die sich
aber in einer merkwürdig unsauberen Idee äußert. Er fleht
sie nicht an, ihm zu vergeben, und zu ihm als sein Weib
zurückzusehren: Es reitzt inn den zukünf igen Geten seiner Frau
zu betrügen, und diese, vom Sturm der Leibenschaft fortge¬
rissen, willigt ein. Das ist ein Sakrilegium an den heiligsten
Gefühlen, und in welcher Seelenfalte können die Motive
schlummern, die ein Weib bewegen, nach diesem Li#e##
erst recht auf der Trennung zu bestehen? Das geht hart an
die Grenze des Wunderlichen. Wie dann, erlaubt sich da der
Dutzendverstand zu fragen, wenn der Sinnestaumel F##
hat? Wird neben dem Peterl dann auch der Paul den neu¬
rasthenischen Haarspaltereien der Gatten geopfert werden? Dieser
letzte Akt wirkte abkühlend auf die gute Stimmung, die der A##n
gebracht. Denn es muß konstatiert werden, daß das Stück
trotz vielfacher Bedenken stark wirkte. Man war verwirrt, aber
auch bestochen von dem geistreichen Labyriuth von psychologi¬
schen Scharfsinn und
dialektischen Spitzfin¬
digkeiten, denen aller¬
dings Herr Kain
durch eine meisterhafte
Darstellung der
Odem
blütig
hauchte. Au
Wit
dun
spaltig
ihrer Rolle man
le. Herr Kor
den feingesinnten F.
sten mit sympathischer
Treuherzigkeit. Der
Tichter wurde nach
dem ersten und zweiten
Akte wiederholt stür¬
misch gerufen. V. Ch,