II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 180

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Marquis die Dernunftebe einzugehen, deren Beiingungen Monsieur Rapmond mit hundeschnänziger
Kälte proponiert. Ziemlich umständlich und mit chgebrauchten Mitteln in Szeuen dreisten Kokettierens,
gegenseitiger Eifersucht und temporärer Scheidug von Tisch und Vett wird uns gezeigt, wie die
Dernunftehe in die Brüche geht. Die Welt= und Liebesanschanung des letzten Cronbadours, für
den auch die eigene Fran immer eine Geliebte ein muß, triumphiert. Einzelne hübsche Peinten
und geistreiche Dialogwendungen vermögen den Mangel einer fesselnd durchgeführten Handlung
nicht wett zu machen, wenn sie auch das Interesse an den Vorgängen beim Zuschauer momentan
wieder nen beleben. Hans Junkermann bot eine Nenauflage des ihm wohl am besten liegenden
Geures seiner Kunst. Auch Else von Ruttersheim spielte mit echt pariserischem Charm und
Schick. In der Rolle einer angehenden Halbweilerin großen Stils kündigte Margerete Rühnert
sich als neues, vielversprechendes Talent an. Husti Kollendt spielte die Rolle der Plutokratin
und Adelsstreberin, die ich mir freilich in Pariz ganz anders gespielt denke, nach ihrer Auffassung
mit liebenswürdiger Distinktion. Julius Strobl und Max Laurence fanden sich geschickt mit
1 „
Bühne und Welt.
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das scheidet sie nun vollends. Die letzte Liebesnacht war nur ein Zwischenspiel im Auflösungs¬
prozeß. Und beide stragen schwer und hart an dem Zusammenbruch. Aber dieser Zusammen¬
bruch lag in der Natur des Verhältnisses. Er war nicht aufzuhalten und — der Mann war der
schwächere Ceil . .. Das ist alles in den zartesten und feinsten Farben angelegt. Und jede
Farbe ist überreich an Auancen. Munderbar ist das Spiel von Licht und Schatten im Dialog.
Er ist natürlich, wird niemals zum Buchdeutsch, protzt nie mit Gedanken und Sentenzen, bleibt
im alltäglichen Gleis der Sprache und ist doch voll Weisheit, voll pfpchologischen Tiefsinns. Und
aus dem psrchologischen Grundproblem quellen Liebes= und Eheprobleme und =problamchen wie
die Bänder aus dem Hut des Caschenspielers. Nur schade, daß die Bänder ineinander laufen,
daß der Dichter selbst sich oft darin zu verwickeln und zu fangen scheint. Aus jeder Dialogstelle
könnte beinahe ein neues Stück keimen. Wir haben die Empfindung, als wären die Stücke, an
denen der Dichter so im Sinnen verloren vorübergeht, weit stärker als das Stück, das er uns
bietet. Der innere Reichtum des Werkes ist sein Schaden. Das dünne lose Gerüst seiner
Handlung ist allzu schwer mit Ofpchologie beladen. Man erkennt die Ohpsiognomie und Architektur
des Hauses nicht vor lauter Rankenwerk, das es umblüht. Und unsicher wie der Gang der
Ereignisse ist auch die Führung durch die Gedankenwelt des Dichters. Oft wissen wir nicht: ist
das Weisheit oder Spitzfindigkeit, ist das höchste Erkenntnis oder bloß ein geistvolles, hingetuschtes
Apereu. Aber die Schwere, mit der Grübelei und Wahrheitssuche das Stück belasten, ist künstlich
in das Werk getragen. Der Dichter hat seiner Idee die leichten Flügel gestutzt. Weil er uns
allzuviel zu sagen hatie, sagte er uns auf der Bühne zu wenig. So kann uns die Komödie als
Bühnenwerk nicht vollauf befriedigen. Wo aber das Dramatische ausbleibt oder versagt, da
hilft der Geist des Doeten über die gefährliche Stelle hinweg, und ienn dieser Geist nicht immer
verständlich ist, so macht ihn das Burgtheater klar. Kainz spielte den Amadens mit einer
Nervenmeisterschaft, mit einem Reichtum an Gefühl, daß man diesen komplizierten Charakter in
all seinen Sprüngen und Widersprüchen mit selbstverständlicher Leichtigkeit zu erfassen glaubte.
Fräulein Witt hatte neben ihm einen schweren Stand. Sie kam der Rolle aber nur in ihrem
äußeren Umrisse nahe, den in ihr verborgenen Reichtum erschloß sie nicht, so vieles an Ton und
Haltung ihr auch gelang.
Im Deutschen Dolkstheater feierte Schnitzlers Groteske „Der grüne Kakadn“, deren
Dasein im Repertoire des Burgtheaters ein Machtspruch von „oben“ rasch beendete, eine glor¬
reiche Auferstehung, zum nicht geringen Teile dank der prachtvollen Regie Dallentins. D###
den Mitwirkenden möchte ich nur Herrn Kramer (sehr feurig als Heuri), Herrn Homma (sehr
drollig als Grain) und Elsa Galafrés (von allen Zaubern der Verführung umflossen als
Leocadie) ganz besonders nennen. Am selben Abend gab man noch eine Neustudierung von
Kleists „Zerbrochenem Krng“, aber ohne rechten Stil und rechten Humor. Ein plumper Schwank,
der in kleinen Provinzstädten gefallen mag: „Der Ehekäfig“ von Bruno Köhler ging rasch vorüber.
Das interessanteste Ereignis der letzten Theaterzeit war die Uraufführung von August .
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Strindbergs „Kameraden“ in Jarnos Lustspieltheater. Des Dichters Frauenhaß hat hier
seinen stärksten Ausdruck gefunden. Strindbergs Frauenhaß ist aber von ganz besonderer Art.
Er entspringt der Sehnsucht nach der Frau, nach der vollkommenen Gefährtin, nach dem treuen,
liebenden Weib. Und Strindbergs übersensitive Natur wird von der Frau, wie sie wirklich ist,
fortwährend verletzt und wund gestoßen. Und wie er feminin empfindet, so rächt er sich in ganz
femininer Art am Weibe; er ist boshaft, ertrem in allen Gefühlen, man sieht die Schadenfreude
in seinem Auge blitzen, wenn er glaubt, das Weib recht tief verwundet zu haben. Ganz so
geht das Weib mit den Männern um. Hier soll sie einmal an der eigenen Seele, am eigenen
Leib empfinden, wie weh ihre Kampfeswes#e tut. Strindberg zeigt uns eine Rünstlerehe. Mann
und Fran malen. Mann und Frau sind Konkurrenten, und der Dichter beweist uns in jeder
Szeue, wie illopal die Frau als Konkurrentin ist. Das Strebertum, dem jedes Mittel, auch das
schlechteste, recht ist, liegt in ihrer Natur. Sie ist persid, verlogen und unehrlich. Wo sie als
Persönlichkeit versagt, läßt sie die Künste des Weibes spielen, denn sie weiß, daß, wenn der
Mann sich ihr auch entziehen will, das Männchen ihr doch nicht entkommt. „Das Bedürfnis.
das wir nach ihnen haben“, sagt Strindberg, „läßt die Frauen glauben, sie seien uns überlegen.“
Immer beutet die Frau den Mann aus, immer nimmt sie es als selbstverständlich entgegen, daß
sie die Früchte seiner Arbeit pflückt, daß er ihr sklavisch dient, nicht fragt, sondern sich beugt.
Arel empört sich endlich gegen die Cprannei, er zerreißt das Netz von Bosheit und Verlogenheit
und trennt sich von der Frau. Es ist nur naturgemäß, daß die Frau, die den Mann längst nicht