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20. Zuischensniel box 25/2
Note, der nun für ein Riesengehalt Abend für Abend
Sie künden uns: Ob Land und Volk euch trennen,
sich zu der unsinnigen Rolle in der Metropol=Revue er¬
Ob Glaube oder Stiten euch auch scheiden,
niedrigt, hatte kürzlich die Absicht, diesen „Reigen“ (am
Trotz allem und trotz allem ihr seid Brüder!
Bußtag!!) öffentlich vorzulesen. Da passierte das selbst
für Berlin Unerhörte, daß der Rezitator früher abbrechen
So helfet denn als Brüder, helft, o heift!
mußte, weil er sonst... allein gewesen wäre. Das Publi¬
Auf diesen Prolog folgte die Bizetsche Over „Djamileh“
kum hatte sich errötend verflüchtigt. Dies nur nebenbei.
unte Kapellmeister Brechers Direktion, der bekannte Hardtsche
In seinem „Zwischenspiel“ vermeidet Schnitzler alle Frivo¬
Einakter „Ninon von Lenclos“ und „Ohne Consens“.
litäten des Wortes und der Situation — freilich das
Eingeschoben waren Gesangsvorträge der Frau Hindermann,
Ganze wird den Verkündern der allein selig machenden
Frau Metzger=Froitzheim und der Herren Bronsgeest und
Normalehe eine einzige, breit ausgesponnene Frivolität
von Scheidt, die lebhaften Beifall fanden.
erscheinen. Ein Komponist hat sieben Jahre mit einer
Sängerin in glücklicher (?) Ehe gelebt. Das Gegenteil war
nicht zu beweisen. Die beiden haben sich künstlerisch unter¬
Am Sonnabend hatte Herr Emanuel Stockhausen
stützt, haben ein Bübchen bis zur Höhe frühreifer Ant¬
im Hamburger Hof einen Vortragsabend zu Gunsten
worten wachsen sehen, haben sich das Versprechen steter
der Opfer der russischen Judenverfolgung
Aufrichtigkeit treu gehalten und haben sich schließlich arg
veranstaltet, der außerordentlich stark besucht war. Das
gelangweilt. Eine Gräfin, die singt, oder besser eine
längste und, weil unbekannt, am meisten interessierende
Sängerin, die Gräfin ist, kreuzt seinen Weg, kokettiert sich
Stück des Abends war der „eherne Reiter“ von
in sein Herz. Er macht der durch den Priester mit ihm
Puschkin, der bei uns, wie alle in gebundener Sprache
verbundenen Freundin kein Hehl aus der neuen Neigung,
schreibenden Russen, viel weniger bekannt ist als die Prosa¬
deren Dauerwert er nicht überschätzt. Und die angetraute
isten. Dichtung und Vortrag fanden eine freundliche Auf¬
jetzt kommt Schnitzler, der weiche Wiener,
nahme Besonders gelang Stockhausen die „Ringerzählung“
Freundin ——
der Mann der halben Töne und Feind der großen Worte,
aus „Nathan der Weise". Es folgten dann noch „Hoffnung“
und lohenden Leidenschaften — die Freundin singt keine
und „Sehnsucht" von Schiller, „Archibald Douglas“ von
Rachearie, kokettiert nicht mit Dolch oder Gist, ja nicht
Fontane und „Ausgewiesen" und Ahasver“ von Dr. J.
einmal mit Schiedsmann oder Scheidung. Ihr Stolz
Löwenberg. Gaethe war mit drei Dichtungen: „Das Gött¬
sagt: bon, ich danke dir für die Mitteilung — so ungefähr —
liche", „De###esang der Ceder" und „Gesang der Geister
leben wir als Kameraden miteinander. Durchblicken läßt
über den Wassern“ vertreten. Man sieht, eine verständige
sie freilich, daß nun ein junger Fürst, der sie emsig um¬
und em Zweck des Abends gut angepaßte Auswahl.
wirbt, mehr in ihren Interessenkreis tritt, als früher.
Aber“vor der Welt bleiben sie zusammen. Kind, Erinne¬
rung, Freundschaft, Kunst, Ehrlichkeit — das kittet. So
glauben sie. Der Sinn der Komödie aber ist, zu erweisen,
Der neue Schnitzler.
daß diese wahrhaft Freien im Geist und in der Liebe
N A
Bertin, 26. November.
unrecht haben: daß dieses eingestandene und offen sich
in der Ehekomödie das
Ein premierenreiche Te Im Schauspielhaus Dietrich
abspielende „Zwischenspiel“
schleichende Gift, die Zerstörung bringt... Der Komponist
Eckart: „Der Froschkönig“ Ein dramatischer homo novus,
den das Schauspielhaus für Berlin entdeckte. Im Berliner
hat die singende Gräfin bald satt. Der Traum ist aus,
und er kommt ernüchtert aus den Ferien zurück, in denen
Theater ein Lustspiel „Annemarie“, das ein Herr Kurt
Berne nach einer Idee oder Novelle von Israel Zang¬
er ihn — mit. Genehmigung der großdenkenden Gattin,
will gefertigt haben und das in Amerika (der Direktor
I mit der ihm reger Briefwechsel verband — irgendwo
Bonn hat mit allen seinen Aufmachungen dankbar von
in einer verschwiegenen Villa geträumt. Die Kunde von
„Amerika“ gelernt!) oft gespielt sein soll. Im Lessing¬
Erfolgen seiner schönen Frau hat das fast verglommene
Theater Arthur Schnitzlers neue dreiaktige Komödie
Flämmchen wieder angeblasen. Er erwartet sie mit offenen
„Zwischenspiel“. Das literarische Berlin entschied sich
Armen daheim. Sie zögert, in diese Arme zu sinken.
- um das gleich
Schließlich — sie ist Weib, hat entbehrt, hat sich gesehnt
1natürlich für das Zwischenspiel. Und —
vorauszusagen —#at, wie die Teilnehmer der beiden
vielleicht, hat ihrem Stolz Schlachten geschlagen... und
betrügt der Ehemann den werbenden Fürsten in
anderen dramatischen Veranstaltungen seufzend bestätigen,
recht daran. Eckarts romantische Komödie erwies sich als
dieser Nacht mit seiner eigenen Frau. Am nächsten Morgen
belanglos, als die vielleicht von Monolescus Memoiren
ist es ihm zur Gewißheit geworden: er oder ich. Der
angeregte Geschichte eines als Kavalier mausenden Gau¬
Freie, Großdenkende, ist auf den Standpunkt der ganz
ners, der die heimliche Sehnsucht, von einer weiblichen
engen Ehemoral zurückgekehrt. Eine einzige heiße Herzens¬
Reinheit aus dem Sumpf erlöst zu werden, in der Brust
wallung hat alle schönen Sophismen über den Haufen
trägt. Das wohlerzogene Publikum des Schauspielhauses
geworfen. Es ist kein reinlicher Haufe gewesen... Anders
hat, so berichtet man mir, zum Schluß sogar Zeichen
das Weib. Sie fühlt diese Nacht als Niederlage; fühlt
des Mißfallens hören lassen. Die amerikanische Komödie
sie als Schranke, die sich in ihren Gedanken immer auf¬
Bonns aber muß nach den heftigen Angaben meines
richten wird zwischen ihr und dem einst in wohltemperierter
tiefverärgerten Gewährmannes ganz betrübend gewesen
Ehe „geliebten“ Manne. Damals, als er ihr gestand, ich
sein. Ein Komponist, ein Dienstmädchen und eine Erb¬
begehre eine andere, seien wir Kameraden — nicht mehr;
schaft spielen darin eine Rolle, und um die Komödie noch
damals hat ihr der Stolz verboten, die große Arie zu
unbedeutender zu machen, ließ Herr Bonn wieder seine
singen, sich den üblichen Abgang der Betrogenen zu
talentarme Frau die Hauptrolle spielen. So wurstelt sich
sichern. Die landläusige, in belächelten Gesetzesparagraphen
niedergelegte Moral, die dem Herzen juristisch bestimmbare
das dem Abgrund zu.
„Rechte" und „Pflichten“ diktieren will, hat ihr Stolz,
Arthur Schnitzler darf mehr beanspruchen. Zwar: ein
ihre Künstlernatur abgelehnt. Jetzt aber — sie fühlt, daß
rechter Erfolg — nein. Am Schluß hielt sogar der im
sie sich erniedrigt, indem sie in die Enge zurückkehrt. Nicht
Lessingtheater übrigens „dazu gehörige“ Widerspruch dem
scheiden lassen sie sich mit nachfolgendem feierlichen päpst¬
Beifalt die Wage. Aber wenn's auch kein Drama in dem
lichen Dispens, der ihr den Weg an die Brust des treu
Sinne ist, wie es die „Bühnen erobern“ könnte, so ist's
ausharrenden Fürstchens freimachen könnte. Sie wollen
doch eine feine literarische Arbeit, ist das Spiel eines
scheiden, ohne Groll, ohne Bitterkeit. Sie bricht in
geistreichen Mannes. Man weiß, Schnitzler, der das liebe,
kühler, kluger Rede seinen Widerstand. Er geht von ihr und
süße Mädel literaturfähig gemacht, denkt von der Liebe
legt ihr seine letzte Komposition stillschweigend auf den
nicht allzu hoch. Seine Sentimentalität hat einen Ein¬
Flügel. Ein Dank, ein Abschied, ein wortloses Weh...
schlag Ironie, freilich auch seine Ironie einen Einschlag
Der Philister wird nie einsehen wollen, daß dazu Kultur
Sentimentalität. Im „Reigen“ hat er wohl das Kühnste
gewagt, was künstlerischer Zynismus leisten darf. Joseph
Giampietro, en prächtiger Bonvivant mit ganz eigener gehört; eine Kultur des Herzens, die vielleicht nicht ge¬
ringer ist, als jene beliebtere, aus
dichtungen zur Silberhochzeitsfei
Aber der Philister entscheidet in
Bühnen erobern“ soll. Diesmal hal
Philister, der als Cherub vor den
Produktion Wache hält und sich übt
steuer entrüstet. Nur begründet
stilles, an Feinheiten reiches Sti#
hier ein geistreicher Weltmann
den uralten Kampf der Geschlechte
Leidenschaften aufeinander prallen
lung, Entwicklung zu zeigen. Aus
als „Weiser“ zu gelten, dämpft
Herbe und Derbe, alles Drama
Verhaltenheit und jagt alle Wirk
Kulissen, für die er doch;
bescheidenere Stille des Buches.
Dr.
Munft und Wis
— Ueber das Befinden Hen
dens Gang“ unterm 26. Nodeml
Dichters nicht unmittelba
Ibsen sei zwar in der letzten Ze
sei aber doch täglich einige Stund
für die Begebenheiten des Tags
Kleine Rundschau. Eri
neuestes dramatisches Werk, die
wird in der ersten Dezember#
in Riga erleben; der Komponi
bereits zu den Proben dort eing
mann hat ein neues Stück,
Baronin“ vollendet; das Werk
zur Aufführung erworben, der
seinem Lustspieltheater zu Wien
„Der Erste“, so lautet der Tite
den — Souffleur des Wiener Bu#
Verfasser hat. Die Novität wi
Anfang Januar im neuen B
gehen, und zwar mit dem Ehren
nächst zu eröffnenden Bühne,
schwerer Krankheit genesenen F
der weiblichen Hauptrolle. —
den im März verstorbenen Male
die Wiener Sezession ihr
denten auf dem Wiener Zentrah
Zweck hat sie unter ihren ord
Konkurrenz ausgeschrieben. Di
von Alt=Denkmal wird man au
ausstellung der Sezession sehen
in Bronze, Stein oder Mosaih
Weimar wird geschrieben: Ei
Burmester zum Besten des
gab, brachte die Weimarer Ma
artige wie vornehme Idee, un
jährige Beziehungen mit Weine
Mitglied des Künstlerbundes is
Von den hervorragendsten Ma
27 Gemälde zum Geschenk gen
Professor Hans Olde, Professork
Martin, Mortini, Hannemann
Münchener Komponist Wishe
tur einer dreiaktigen heiteren
beendet, deren Textbuch nach
Roman: „Aus dem Leben ein
Ettlinger stammt. — Wie uns
aus München meldet, ver
„Neuen Verein“ angesag
Rüderers „Morgenröte“ und sy
Billette.
20. Zuischensniel box 25/2
Note, der nun für ein Riesengehalt Abend für Abend
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Ob Glaube oder Stiten euch auch scheiden,
niedrigt, hatte kürzlich die Absicht, diesen „Reigen“ (am
Trotz allem und trotz allem ihr seid Brüder!
Bußtag!!) öffentlich vorzulesen. Da passierte das selbst
für Berlin Unerhörte, daß der Rezitator früher abbrechen
So helfet denn als Brüder, helft, o heift!
mußte, weil er sonst... allein gewesen wäre. Das Publi¬
Auf diesen Prolog folgte die Bizetsche Over „Djamileh“
kum hatte sich errötend verflüchtigt. Dies nur nebenbei.
unte Kapellmeister Brechers Direktion, der bekannte Hardtsche
In seinem „Zwischenspiel“ vermeidet Schnitzler alle Frivo¬
Einakter „Ninon von Lenclos“ und „Ohne Consens“.
litäten des Wortes und der Situation — freilich das
Eingeschoben waren Gesangsvorträge der Frau Hindermann,
Ganze wird den Verkündern der allein selig machenden
Frau Metzger=Froitzheim und der Herren Bronsgeest und
Normalehe eine einzige, breit ausgesponnene Frivolität
von Scheidt, die lebhaften Beifall fanden.
erscheinen. Ein Komponist hat sieben Jahre mit einer
Sängerin in glücklicher (?) Ehe gelebt. Das Gegenteil war
nicht zu beweisen. Die beiden haben sich künstlerisch unter¬
Am Sonnabend hatte Herr Emanuel Stockhausen
stützt, haben ein Bübchen bis zur Höhe frühreifer Ant¬
im Hamburger Hof einen Vortragsabend zu Gunsten
worten wachsen sehen, haben sich das Versprechen steter
der Opfer der russischen Judenverfolgung
Aufrichtigkeit treu gehalten und haben sich schließlich arg
veranstaltet, der außerordentlich stark besucht war. Das
gelangweilt. Eine Gräfin, die singt, oder besser eine
längste und, weil unbekannt, am meisten interessierende
Sängerin, die Gräfin ist, kreuzt seinen Weg, kokettiert sich
Stück des Abends war der „eherne Reiter“ von
in sein Herz. Er macht der durch den Priester mit ihm
Puschkin, der bei uns, wie alle in gebundener Sprache
verbundenen Freundin kein Hehl aus der neuen Neigung,
schreibenden Russen, viel weniger bekannt ist als die Prosa¬
deren Dauerwert er nicht überschätzt. Und die angetraute
isten. Dichtung und Vortrag fanden eine freundliche Auf¬
jetzt kommt Schnitzler, der weiche Wiener,
nahme Besonders gelang Stockhausen die „Ringerzählung“
Freundin ——
der Mann der halben Töne und Feind der großen Worte,
aus „Nathan der Weise". Es folgten dann noch „Hoffnung“
und lohenden Leidenschaften — die Freundin singt keine
und „Sehnsucht" von Schiller, „Archibald Douglas“ von
Rachearie, kokettiert nicht mit Dolch oder Gist, ja nicht
Fontane und „Ausgewiesen" und Ahasver“ von Dr. J.
einmal mit Schiedsmann oder Scheidung. Ihr Stolz
Löwenberg. Gaethe war mit drei Dichtungen: „Das Gött¬
sagt: bon, ich danke dir für die Mitteilung — so ungefähr —
liche", „De###esang der Ceder" und „Gesang der Geister
leben wir als Kameraden miteinander. Durchblicken läßt
über den Wassern“ vertreten. Man sieht, eine verständige
sie freilich, daß nun ein junger Fürst, der sie emsig um¬
und em Zweck des Abends gut angepaßte Auswahl.
wirbt, mehr in ihren Interessenkreis tritt, als früher.
Aber“vor der Welt bleiben sie zusammen. Kind, Erinne¬
rung, Freundschaft, Kunst, Ehrlichkeit — das kittet. So
glauben sie. Der Sinn der Komödie aber ist, zu erweisen,
Der neue Schnitzler.
daß diese wahrhaft Freien im Geist und in der Liebe
N A
Bertin, 26. November.
unrecht haben: daß dieses eingestandene und offen sich
in der Ehekomödie das
Ein premierenreiche Te Im Schauspielhaus Dietrich
abspielende „Zwischenspiel“
schleichende Gift, die Zerstörung bringt... Der Komponist
Eckart: „Der Froschkönig“ Ein dramatischer homo novus,
den das Schauspielhaus für Berlin entdeckte. Im Berliner
hat die singende Gräfin bald satt. Der Traum ist aus,
und er kommt ernüchtert aus den Ferien zurück, in denen
Theater ein Lustspiel „Annemarie“, das ein Herr Kurt
Berne nach einer Idee oder Novelle von Israel Zang¬
er ihn — mit. Genehmigung der großdenkenden Gattin,
will gefertigt haben und das in Amerika (der Direktor
I mit der ihm reger Briefwechsel verband — irgendwo
Bonn hat mit allen seinen Aufmachungen dankbar von
in einer verschwiegenen Villa geträumt. Die Kunde von
„Amerika“ gelernt!) oft gespielt sein soll. Im Lessing¬
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„Zwischenspiel“. Das literarische Berlin entschied sich
Armen daheim. Sie zögert, in diese Arme zu sinken.
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betrügt der Ehemann den werbenden Fürsten in
anderen dramatischen Veranstaltungen seufzend bestätigen,
recht daran. Eckarts romantische Komödie erwies sich als
dieser Nacht mit seiner eigenen Frau. Am nächsten Morgen
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ist es ihm zur Gewißheit geworden: er oder ich. Der
angeregte Geschichte eines als Kavalier mausenden Gau¬
Freie, Großdenkende, ist auf den Standpunkt der ganz
ners, der die heimliche Sehnsucht, von einer weiblichen
engen Ehemoral zurückgekehrt. Eine einzige heiße Herzens¬
Reinheit aus dem Sumpf erlöst zu werden, in der Brust
wallung hat alle schönen Sophismen über den Haufen
trägt. Das wohlerzogene Publikum des Schauspielhauses
geworfen. Es ist kein reinlicher Haufe gewesen... Anders
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das Weib. Sie fühlt diese Nacht als Niederlage; fühlt
des Mißfallens hören lassen. Die amerikanische Komödie
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Bonns aber muß nach den heftigen Angaben meines
richten wird zwischen ihr und dem einst in wohltemperierter
tiefverärgerten Gewährmannes ganz betrübend gewesen
Ehe „geliebten“ Manne. Damals, als er ihr gestand, ich
sein. Ein Komponist, ein Dienstmädchen und eine Erb¬
begehre eine andere, seien wir Kameraden — nicht mehr;
schaft spielen darin eine Rolle, und um die Komödie noch
damals hat ihr der Stolz verboten, die große Arie zu
unbedeutender zu machen, ließ Herr Bonn wieder seine
singen, sich den üblichen Abgang der Betrogenen zu
talentarme Frau die Hauptrolle spielen. So wurstelt sich
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niedergelegte Moral, die dem Herzen juristisch bestimmbare
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„Rechte" und „Pflichten“ diktieren will, hat ihr Stolz,
Arthur Schnitzler darf mehr beanspruchen. Zwar: ein
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rechter Erfolg — nein. Am Schluß hielt sogar der im
sie sich erniedrigt, indem sie in die Enge zurückkehrt. Nicht
Lessingtheater übrigens „dazu gehörige“ Widerspruch dem
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doch eine feine literarische Arbeit, ist das Spiel eines
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jährige Beziehungen mit Weine
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Martin, Mortini, Hannemann
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Roman: „Aus dem Leben ein
Ettlinger stammt. — Wie uns
aus München meldet, ver
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Rüderers „Morgenröte“ und sy
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